„Hast du schon offline gesucht?“
Hat er nicht. Denn das Konzept dieses Desktop-Thrillers besteht tatsächlich darin, die komplette Handlung per Computerbildschirm, Überwachungskameras und TV-News-Bilder zu veranschaulichen. Das erscheint anfangs gewöhnungsbedürftig, entwickelt jedoch eine ungeahnte Sogwirkung.
Obgleich seine Frau vor zwei Jahren an Krebs starb, ist das Verhältnis zwischen David (John Cho) und seiner sechszehnjährigen Tochter Margot (Michelle La) recht innig. Als sie sich nach einiger Zeit nicht meldet und Nachforschungen in ihrem Umfeld nichts ergeben, informiert David die Polizei. Det. Vic (Debra Messing) übernimmt den Fall, während David auf eigene Faust im Netz recherchiert…
Streifen wie „Open Windows“ und „Unknown User“ haben vorgemacht, was „Searching“ konsequent intensiviert und durch die Figur des Vaters jemanden in den Mittelpunkt rückt, der nicht unbedingt auf dem allerneusten Stand in Sachen Social Media ist. Das gestaltet die Sache nicht nur realistischer, sondern zugleich spannender und man vermag sich durchaus in die Lage eines Elternteils zu versetzen, wie sich das eigene Kind eventuell entfremdet, ohne es überhaupt zu bemerken.
Das Whodunit per Mausklick fährt dabei ein immens hohes Tempo und zuweilen werden einige Fenster zuviel überlappt, während der Fokus bereits auf eine weitere Neuigkeit gerichtet ist. Passwörter herausfinden, Videos nach Hinweisen absuchen, wieder die Suchmaschine bedienen, Landkarten zurate ziehen und Kontakte anrufen, - was auf den ersten Blick eher trocken klingt, entfaltet sich wie ein Puzzle, bei dem die Verzweiflung Davids immer stärker zutage tritt.
Dabei werden geschickt einige falsche Fährten gelegt, speziell als es um Kontobewegungen und markante Avatars geht. Folgerichtig läuft alles auf einen Twist hinaus, der durchaus unerwartet kommt, wobei man sich die Minuten danach auch hätte schenken können.
Darstellerisch ist man zwangsläufig nah bei den Figuren, zumal die beiden Hauptdarsteller hervorragende Arbeit leisten und dabei stets glaubhaft und bodenständig performen.
Dafür, dass die Handlung nahezu komplett auf dem Desktop stattfindet, ist das Vater/Tochter-Verhältnis recht gut herausgearbeitet worden und sorgt für entsprechende emotionale Tiefe.
Es dürfte nicht der letzte Streifen gewesen sein, der komplett auf die „neuen Medien“ ausgerichtet ist, aber er zählt definitiv zu den sehenswerten seiner Zunft.
Starkes Timing, gelungenes Schauspiel und eine mitreißende, titelgebende Suche sorgen für nahezu dauerhafte Spannung.
Knapp
8 von 10