Review
von Leimbacher-Mario
Wer suchet der schwindet
Ich mag den alles andere als perfekten und von vielen sogar verhassten "Unfriended" von vor ein paar Jahren, den ähnlich gelagerten "Follower" fand ich im Kurzfilmblock auf dem diesjährigen Fantasy Filmfest mit am besten und ich mag das Grundkonzept der "Bildschirm-Thriller" - was kann "Searching" zu dieser Nische beitragen, kann er seinen Vorschusslorbeeren gerecht werden und vielleicht sogar einen kleinen Trend/Hype auslösen? Es geht um einen Vater, dessen Tochter ziemlich spurlos und überraschend verschwindet. Nun begleiten wie ihn und die Polizei auf der tagelangen Suche nach der immer mysteriöser erscheinenden Teenagerin. Alles auf dem Computerbildschirm, auf Handys, durch Kameramaterial oder TV-Newsberichte...
"Searching" ist der gelungenste Beitrag seiner Art. Eindeutig. Ein Thriller und Drama am Zahn der Zeit, abwechslungsreich trotz des scheinbar eingeschränkten Erzählwinkels und zudem noch überraschend stark gespielt und dadurch mit genügend Emotionen unterlegt. John Cho zeigt seine ernste Seite als verzweifelter Vater und liefert die stärkste Leistung seiner Karriere. Bis sich im letzten Viertel die Ereignisse überschlagen, leider nicht immer ganz unvorhersehbar, bleibt die Geschichte erfreulich bodenständig und realistisch. Gefesselt ist man trotz (oder gerade wegen des realistischen) Ansatzes dennoch. Wer jedoch ein kleiner Sherlock ist oder einfach nur ein gutes Gedächtnis hat und gerne kombiniert, der wird dem Rätsel um das Verschwinden der jungen Frau meist einen bis drei Schritte voraus sein. Zu sehen, wie die sympathischen Figuren zu diesen Schlüssen und Ergebnissen kommen, macht dennoch Spaß. Der Weg ist hier das Ziel. Und es funktioniert ab Sekunde eins bis zum Abspann. Es werden immer wieder unaufdringlich und erfolgreich Kritiken und Kommentare auf unser Verhältnis zur Technik, auf unser Verhältnis untereinander und unser Verhalten im WWW gestreut, was der soliden Thrillerstory Mehrwert und Aktualität verleiht. "Searching" kann man sich sehr gut als Sleeperhit vorstellen, der erst in den kommenden Jahren seine Anhängerschaft finden wird. Denn zu Hause am Fernseher oder gar PC funktioniert er vielleicht sogar noch besser als im Kino.
Fazit: der beste "Laptop-Film", der bisher gemacht wurde. Mit Abstand. Spannend, wendungsreich, packend. Aktueller geht's nicht, nicht nur auf Grund des Aufhängers...