Eine saftige Ladung ins Gesicht der Fans
Da soll nochmal einer sagen, Männer können keine zwei gelungene Ladungen nacheinander verschießen... Ich hätte nicht gedacht, dass man eine überraschende Sternschnuppe wie "Deadpool" wiederholen, in manchen Bereichen sogar verbessern kann. Doch "Deadpool 2" mach unverschämt viel Spaß und baut auf den Stärken des Vorgängers gekonnt auf. Natürlich fehlt die Überraschung von vor zwei Jahren, offensichtlich funktioniert nicht mehr jeder Joke (Quantität über Qualität gilt hier) und augenscheinlich bleibt die Story schon wieder hauchdünn - doch Ryan Reynolds und sein Team haben ihre Figur und Fans verstanden, vollkommen im Griff. Viele Zahnräder laufen in dieser fetzigen Fortsetzung geschmeidiger denn je. Allen voran Reynolds, der sich langsam mit Deadpool eine Statue für die Filmhistorie baut. Dieses Mal bekommt es der Söldner mit dem frechen Mundwerk mit dem Zeitreisenden Cable zu tun, der gekommen ist, um einen jungen Mutanten zu töten, für den Wade Wilson fast schon so etwas wie Vatergefühle aufbaut...
"Deadpool 2" trägt sein Herz auf der Zunge. Was im ersten Teil die Liebe war, ist nun Familie. Was im ersten Teil Action war, ist nun noch größere Action. Gleiche Steigerungen gelten für den Meta-Humor, die witzigen Nebenfiguren und als absolute, jedes Kino zum explodieren bringe Highlights, einige überraschende Chameos. Die muss man sehen, um sie zu glauben. Zudem bekommt man wohl die schärfste aller Abspann-Szenen zu sehen und einen bunten Soundtrack, der nicht nur im Heimkino die Nachbarn verzweifeln und die Besitzer verzücken wird. "Deadpool 2" weiß genau was er kann und baut darauf ein rotzfreches und knallhartes Fundament für eine womöglich viel langlebigere Reihe, als man je gedacht hätte. Wer mit dem Original allerdings nichts anfangen konnte, wird nun nicht plötzlich bekehrt. Doch mit weiteren Höhepunkten wie einem knochentrockenen Josh Brolin oder der vom Glück verfolgten Domino kann das Sequel allerdings kaum falsch gehen.
Freche, doppelbödige und viellagige Unterhaltung ist sicher und der Wiederguckwert ist allein schon deshalb gegeben, weil man vor lauter Lachen und sekündlichen Anspielungen beim ersten Sehen kaum alles aufsaugen kann. Deadpool bleibt sich treu und sein zweites Abenteuer ist besser, als es jedes Recht gehabt hätte. "Deadpool 2" funktioniert einfach. Daran kratzen ein paar geschluderte und wohl ziemlich gehetzt erstellte Computereffekte nicht im Geringsten. Zu einem Deadpool-Double Feature werde ich in Zukunft sicher nicht nein sagen. Und spätestens nach dem Abspann hat man alle Fehltritte von Ryan Reynolds vergessen. Als ob sie nie da gewesen wären ;).
Fazit: "Deadpool 2" ändert nur Nuancen und gibt Fans des Vorgängers noch (viel) mehr von dem unreifen, heißen Scheiss, durch den man den unkaputtbaren Meta-Antihelden so lieb gewonnen hat. Rollt, rockt, reibt sich an seiner eigenen Geilheit. Kurzweiliger Krawall-Bruder mit Daueraugenzwinkern.