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Immer nur Endzeitgeballer oder Vietnamaction, das wurde Cirio H. Santiago zwischendurch auch mal langweilig, weshalb man in seiner Filmographie auch Streifzüge in den Monsterhorror („Die Todesinsel“), den Einsamer-Held-räumt-korruptes-Kaff-auf-Film („Kick & Fury“) und den Cop-Actionreißer („Silk“) findet. „Strangehold“ ist seine „Die Hard“-Variante.
Spielwiese für Held und Schurken ist in diesem Falle eine Fabrik für Chemiewaffen in Kuala Lumpur, welche von der amerikanischen Kongressabgeordneten Helen Filmore (Jillian McWhirter) besucht wird. Zu ihrem Gefolge gehört auch der Bodyguard Ryan Cooper (Jerry Trimble), der von Helens Vater, dem Botschafter, für diesen Auftrag ausgewählt wurde. Cooper wird mit Klischees gezeichnet, die meterdick aufgetragen werden: Absolut autoritätsfeindlich, stets penibel um Sicherheitsvorkehrungen besorgt, die von bürokratischen Sesselfurzern wie der Abgeordneten nicht befolgt werden, und natürlich bald im Recht.
Das begleitende Kamerateam gehört nämlich zu einem Terrorkommando, das dem Schurken Gerald Richter (Vernon Wells) untersteht. Dieses ballert auch erst einmal direkt fröhlich jede Menge potentielle Geiseln über den Haufen und scheint dabei den Sinn von Kidnapping nicht verstanden zu haben, womit sich die Logik schon alsbald aus dem Fenster verabschiedet. Helen wird als besonders wichtige Geisel natürlich verschont, während der Oberschurke seine Forderungen stellt und das einheimische Militär anrückt.

Die ganze Fabrik ist also unter der Kontrolle der Terroristen. Die ganze? Nein, denn natürlich kann der zum Getränkeholen abgestellte Cooper den maskierten Radaubrüdern entkommen und macht sich an die rabiate Geiselbefreiung…
Es folgt die übliche Routine aus dem Stellen eines Ultimatums, des Abknallens weiterer Geiseln, wenn die Fristen ablaufen (dabei hat Richter doch so wenige davon), und der Belagerung durch das Militär, dessen Präsenz teilweise durch Stock Footage simuliert wird, damit man nicht zu viel Geld für Statisten in malaysischen Armeeuniformen ausgeben muss. Mittendrin natürlich der Held, der sich an die fröhliche Terroristendezimierung macht und dabei auf Einzelkämpferstatus besteht: Möglichkeiten zum Entkommen werden nicht genutzt, stattdessen geht man lieber noch einmal rein, denn der Rest der Welt wird ja mit dem Terrorproblem eh nicht fertig.
Diesen Helden spielt Jerry Trimble eindimensional und minderbegabt, selbst für B-Actionverhältnisse, woran der Film dann entscheidend krankt. Immerhin hat man den bereits in „Mad Max 2“ und „Commando“ bewährten Schurkendarsteller Vernon Wells an Bord, der mit dezentem Overacting eine angemessen fiese Terrorsau abgibt, während Jillian McWhirter als passive Frau vor allem zum Entführen und Gerettetwerden da ist. In einer vergessenswerten Nebenrolle zu sehen: Blaxploitationstar Jim Kelly.

Mit großartigen Plottwists, Spannungsaufbau oder ähnlichem Firlefanz will sich „Stranglehold“ bei seiner Genreroutine nicht aufhalten und setzt stattdessen auf massive Action, denn immerhin hat der Oberlump eine ganze Armee an Handlangern mitgebracht. Die attackieren den Helden dann aber immer mit der gleichen bewährten Moorhuhntaktik: Sie ballern in der Gegend herum, ohne dabei Deckung zu suchen oder Cooper zu treffen (allenfalls ein bemitleidenswertes Helferlein), woraufhin dieser sich umdreht und die schutzlosen Terroristen umknallt. Da diese alle Skimasken tragen, kann man die Schurkendarsteller und Stuntman immer wieder verwenden, doch all das ist öde und repetitiv bis zum Gehtnichtmehr, weshalb „Stranglehold“ nach kurzer Zeit eigentlich in erster in Linie langweilt.
Hat man dann den „Stirb langsam“-Part der Geschichte ohne nennenswerte Ereignisse abgehandelt, dann steht immerhin noch ein Showdown an, in dem Cooper dem flüchtigen Schurken und seinen verbliebenen Getreuen Saures gibt und die Maid befreit, die sich prompt in ihn verguckt. Das ist zwar immer noch alles reichlich uninteressant, kann aber im Abgang immerhin noch ein paar gelungene Kampfszenen servieren, in denen Trimble und andere Martial-Arts-Champions sich mit recht schicker Choreographie ein paar einschenken. Es bleibt allerdings die Frage, warum Cirio H. Santiago und sein Produzenten-Weggefährte Roger Corman Trimble und andere Kickboxer anheuern, wenn diese erst auf der Schlussgeraden zum Zuge kommen.

„Stranglehold“ ist ein perfektes Beispiel dafür, dass auch im Actiongenre Klasse vor Masse geht: Es wird zwar viel geballert und gesprengt, doch Santiago filmt den größten Teil der Action dermaßen uninspiriert und repetitiv ab, dass einem die Füße einschlafen. Vom Fehlen eines Spannungsbogens, einer Unmenge an Klischees, doofen Dialogen und billiger Inszenierung ganz zu schweigen. Da ist es ein Wunder, dass der Showdown mit noch ein paar überraschend gelungenen Nahkampfszenen aufwarten kann, die dann aber nur noch wenig retten. Immerhin: Mit einer Länge von knapp über 70 Minuten ist „Stranglehold“ wenigstens schnell vorbei.

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