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Bestandteil eines insgesamt 6 Filme umfassenden Deals zwischen Bridgegate Pictures und Minds Eye Entertainment, die zusammen mit der Entwicklung bzw. der Förderung des Format des Barco Escape Multi-Screen (= eine Art Cinerama mit seinen drei Projektoren und drei Bildschirmen)  als 'Ausnahmeerscheinung' bei den jeweiligen Produktionen im Grunde rein das Direct to Video bzw. den Video on Demand Geschäft und dies auch mit einbeziehend als Zugkraft sich der Popularität ehemaliger Hollywoodstars dafür bedienen. Genreware mit niederen Budget, die auch visuell nicht sonderlich auffallen, zumindest zuhause im Heimkino nicht, wenn denn die Filme selber überhaupt eine Aufmerksamkeit auf sich ziehen; die vorherigen The Recall mit Wesley Snipes und The Humanity Bureau mit Nicolas Cage haben die große Reichweite und Mundpropaganda nun nicht:

Nach einem traumatischen Erlebnis ist die sowieso schon psychisch labile Malerin Lauren Curran [ Christina Ricci ] in ihrer Wohnung aufgrund von Ängsten nicht mehr lebensfähig, und umso mehr angetan von der Idee und Initiative ihres Mannes Russell Curran [ Brendan Fletcher ], in das hochtechnisierte “The Pinnacle“ einzuziehen. Ein sowieso selten verfügbares und eher mit hochgestellten Persönlichkeiten angereichertes Luxusanwesen vor der Toren der Stadt, dass nicht nur allerlei Luxus und Komfort bietet, sondern auch Überwachung und 24h Security. Kurz nach dem Einzug dort hört sie allerdings seltsame Geräusche und sieht auch in Fernseh- und Nachrichtensendungen eingeschnittene Bilder, was weder ihr Freund bestätigen kann noch ihre Psychotherapeutin alarmiert. Lauren wendet sich hilfesuchend an den Verschwörungstheoretiker Vernon Sarsfield [ John Cusack ], der selber ein merkwürdiger Zeitgenosse rasch auf erste Spuren stößt.

Disorted wird eher noch eine Stufe tiefer als die beiden ersten Filme angelegt sein, ist als Mystery-/Psychothriller naturbedingt leiser im Marketing als ein Action-Science fiction Projekt und auch Cusack ist eher der stille Vertreter und wie leise aus dem früheren Scheinwerferlicht der großen Leinwand weggerückt. Die letzten Monate und Jahre ähnlich wie bei Cage vermehrt ein Darben und ein sich Suhlen im Niedrigpreissegment, unter der Würde quasi, wobei bei Cusack zwar nicht von Schulden und wie bei Snipes auch dem drängenden Finanzamt die Rede ist, sondern ganz einfach und unveränderlich der Karriereknick auch aufgrund fortgeschrittenen Alters die Ursache ist. Dabei hat der Mann momentan auch weniger Spielraum zur Verfügung, fällt er doch 'neuerdings' öfters bloß dadurch auf, dass er den Kopf v.a. und auch halb das Gesicht mit entweder einem Hoodie in die Augen gezogen oder einem Basecap verdeckt; es werden bloß die natürlichen Probleme mit den Haaren sein, die ihn zu dieser 'Maskerade' aus Eitelkeit zwingen, ist der Mann aber Jahrgang '66 und die Klamottenwahl diesem nicht gerade angemessen. Zudem schränkt es die Rollenwahl stark ein, hat Cusack mit dieser kleidungstechnischen Tarnung oft nur den seltsamen Nebenplot, den Hintermann mit den ungewissen Absichten oder gleich den Bösewicht und dies auch oft in Miniauftritten wie dem Singularity, Blood Money, Arsenal oder The Prince zu spielen und mehr scheinbar auch nicht zu bieten.

Distorted selber mit nicht uninteressanter Prämisse, mit einen gewissen Flair auch für das Absurde und das Spiel mit Rätseln und verqueren Auflösungen und dem Milieu eines besseren Fernsehfilmes, der zeitlos wirkt und gleichzeitig altbacken ist. Lifetime Movies hätte das auch produzieren können, und ähnliche Geschichten um die Ängste einer jungen Frau kommen auch von dort und wären ohne diese Besetzung mit einem bzw. doch zwei namhafteren Darstellern auch dort auf dem Kabelsender platziert. Ricci selber hat natürlich die Hauptrolle, die auch kein Problem für sie darstellt, so zerbrechlich wie sie mit dem etwas zu groß geratenen Kopf und dem blassen Teint vom äußerlichen schon so wirkt. Ein Beschützerinstinkt stellt sich sofort ein, und wird der Zuschauer auch mit einer entsprechenden Identifikationsfigur als Fels in der Brandung (Fletcher als Freund, eher ein Langweiler vor dem Herrn und auch so ausstaffiert) vertreten und dann natürlich zusätzlich mit Hintermann Cusack ergänzend und aktiver okkupiert.

Bilderfetzen, die auf einen einstürmen und ein Albtraum, der keine klare Linie, sondern nur die Flucht durch die Nacht kennt: so beginnt der Film und so läutet er auch die Veränderung der Umstände ein, so dass man nach einem kurzen Insichgehen die Wohnsituation von jetzt auf gleich ändert und die eigentliche Handlung beginnt. Von dem ursprünglichen städtischen Loft, welches allerdings nur im Dunkeln gezeigt wird und wie eine Gruselkammer inszeniert, hin zu einem von Licht durchfluteten und durch allerlei Technickschnickschnack erleichterten Zwei-Etagen-Apartment mitten im Grün; ein abgeschottetes und isoliertes Idyll, welches als Paradies mit allerlei Nettigkeiten der adretten Gastgeber und der anderen gleichso gutsituierten Gäste funktionieren soll, und eher das digitale Luftschloss und das Grausen in sich ist. Fragen, die den Zuschauer tatsächlich interessieren (Höhe von Miete und Nebenkosten, und wie die das Paar, von denen auch nur einer arbeitet, das finanzieren kann) und Fragen, die der Film verkaufen möchte (Welches vergangenes Ereignis steckt hinter den Panikattacken und was sind jetzt die Beweggründe für ein Triggern dieses) stimmen nicht immer gänzlich überein, aber die Prämisse mit der Begleitung einer sowieso schon verunsicherten Person in einer ihr und uns unbekannten Welt hat schon was für sich, und sollte die 90min ohne Mühe strecken. Und wenn man nur bebildert, und wenn man nur erzählt.

Also bebildert Regisseur King, der auch Humanity Bureau so inszeniert hat, sein Update von Rosemary's Baby, und wiederholt sich auch in diesen Bildern, womit er immerhin die erste halbe Stunde bis zum Merken selbst der Hauptperson, was hier los ist, streckt. Cusack selber taucht nach weiteren 15min auf, und haut auch eine Ausrede für sein Versteckspiel, die Paranoia nämlich, die keine, sondern bloß eine Vorsichtsmaßnahme vor der überhandnehmenden Digitalisierung da draußen und der Abhängigkeit des Menschen von den Gerätschaften um ihn herum und den auf ihn einprasselnden (Werbe- und Lock)Botschaften ist. Alles drin also, was man für ein Gedankenspiel braucht, Verdeckte Operationen aus dem militärisch-industriellen Bereich, schwarze Projekte lückenloser Big Brother-Überwachung, private Hypnose, Gedanken- und Bewusstseinskontrolle bis hin zum Totalitarismus, Manipulation durch Hirnforschung, nur sehr Laissez-faire, steril, und ohne tatsächlich eigene Ideen.

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