Review

"Jemandem das Leben retten ist wie die Liebe. Die beste Droge der Welt."

Frank (Nicolas Cage) ist Rettungsfahrer in New York, doch schon länger muss er auf dieses erhebende Gefühl verzichten. Er hat eine regelrechte Pechsträhne, seit Wochen konnte er bereits keinen Menschen mehr vor dem Tod bewahren. Ausserdem leidet er neben Schlaflosigkeit und Depressionen auch ständig unter Visionen von Toten, die er nicht retten konnte; vor allem die (Erinnerung an die) junge Rose scheint ihn überallhin zu verfolgen.
Selbst als er Mary (Patricia Arquette) bei einem Einsatz kennenlernt und sich die beiden ein bisschen näher kommen, scheint sich sein Elend nicht zu verbessern und er beginnt immer mehr (auch im Einsatz) zu trinken und schliesslich knallt er sich auch noch mit Drogen zu. Die Spirale des nächtlichen Wahnsinns dreht sich immer schneller und schneller...

"Diese Stadt, sie killt dich, wenn du nicht stark genug bist." - "Weisst du, die Stadt sieht das nicht so differenziert. Sie tötet jeden."

Was Autor Paul Schrader (schrieb das Drehbuch nach einem Buch eines echten New Yorker Rettungsfahrers) und Regisseur Martin Scorsese hier zeigen, erinnert nicht selten an das düstere, nächtliche New York aus ihrem abgründigen Klassiker "Taxi Driver".
Ähnlich desillusioniert wie damals De Niro streift auch Nicolas Cage hier durch eine Welt voller abgewrackter Junkies, Selbstmörder und (schwangeren) Prostituierten. Doch Frank ist nicht etwa ein potentieller Amokläufer, er ist einfach nur saumüde und schrecklich depressiv. Der Film spielt an bloss 3 Tagen und der Zuschauer wird durch Cages beeindruckendes Schauspiel (auch wenn er im Grunde nur genauso fertig dreinschaut wie in 2/3 seiner übrigen Filmrollen) förmlich in seine Welt hineingesogen und auf einen intensiven Trip in seine Welt mitgenommen.

Doch was "Bringing out the Dead" erst so richtig herausragend wirken lässt, ist die absurde Komik, die sich durch den ganzen Film zieht. Das liegt vor allem an Frank`s Kollegen (John Goodman, Ving Rhames, Tom Sizemore), die allesamt ziemlich durchgeknallt sind.
Es entsteht ein Potpourri aus aberwitzigen Situationen, und diese, vermischt mit einem ungemein düsteren Grundton, verleihen dem Psychodrama einen ganz eigenen, ungemein faszinierenden Stil.
Scorseses typische Regie (wie so oft eine Mischung aus beeindruckenden Bildern und eingestreuten Liedern), die gegen Ende immer irrwitziger wird, fängt das verrückte Alltags - Leben in und um den Rettungswagen bzw. das Krankenhaus perfekt ein.
Immer öfter driftet der Film in absurd - komische Sequenzen ab, um kurz danach wieder mit dem Verzweiflungs - Hammer ordentlich draufzuhauen.
Diese Kombination ist doch sehr eigenständig und so ist Scorsese wieder einmal ein Meisterwerk gelungen, das trotz der von ihm bereits reichlich bekannten Versatzstücke, wie etwa der abgründigen, nächtlichen Großstadt ("Taxi Driver" oder auch satirisch in "Die Zeit nach Mitternacht") oder des tragischen Hauptdarstellers, der immer tiefer in einen Strudel aus Drogen und Verzweiflung gerät (siehe "Wilder Stier", "Casino", usw...), durchgehend fasziniert und gerade für Scorsese - Fans zum Ende doch noch mal eine Überraschung bereit hält.
(9/10)

Details
Ähnliche Filme