Gruselig ist, was nur schleierhaft oder gar nicht erkannt wird, weshalb Nebel seit jeher ein effektvolles Stilmittel für Genrefilme darstellt. Das erkannte John Carpenter um 1980, indem er mit „The Fog – Nebel des Grauens“ einen kleinen Meilenstein schuf, fünf Jahre später schrieb Stephen King die Kurzgeschichte „Der Nebel“. Auch in dem Werk des Franzosen Daniel Roby geht es um todbringenden Dunst, der eine Art Endzeitstimmung suggeriert.
Paris: Familienvater Mathieu (Romain Duris) kehrt soeben von einer Auslandsreise zu Frau Anna (Olga Kurylenko) und Tochter Sarah (Fantine Harduin) zurück. Sarah lebt krankheitsbedingt hermetisch abgeriegelt in einer keimfreien Zone bei ihrer Mutter.
Als ein Erdbeben die Stadt erschüttert, steigt kurz darauf ein ominöser dichter Nebel auf, der beim Einatmen tödliche Konsequenzen hat. Mathieu und Anna müssen Sarah allein lassen und kämpfen sich bis zur Wohnung eines älteren Ehepaares (Michel Robin und Anna Gaylor) durch, wo sie mit Sarah per Funk in Kontakt bleiben. Doch der tödliche Nebel lichtet sich nicht, - er steigt beinahe stündlich weiter nach oben…
Eine wunderbar simple Ausgangslage: Keine Monster im Nebel, sondern schlicht eine undefinierbare toxische Substanz, die nur per Atemschutz überbrückt werden kann.
Ironischerweise kann Sarah zwar nicht ihre Isolation verlassen, doch aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen ist sie dort sicherer als ihre Eltern, welche ab und an die Notstrombatterien wechseln müssen und sich im Verlauf nach einem geeigneten Schutzanzug umsehen.
Roby hält sich nicht lange mit Erklärungen auf, bringt einige Panikszenen in der Stadt mit Aufsteigen des Nebels ins Spiel und konzentriert sich fortan auf das Zusammenspiel der fünf Protagonisten.
Das gestaltet sich immer dann spannend, sobald atem(be)raubende Situationen entstehen, da entweder für längere Zeit die Luft angehalten werden muss, Inhalte von Sauerstoffflaschen zur Neige gehen oder ein Klettern über Hausdächer ansteht, bei dem ein Abrutschen unter die Nebelgrenze den allerletzten Fehltritt bedeuten würde.
Die Lokalitäten sind mindestens zweckdienlich gestaltet und sobald die Eltern die Wohnung verlassen, zieht die apokalyptische Stimmung, denn da reichen die schlechte Sicht, einige Leichen und verunfallte Fahrzeuge bereits aus. Zwar erschließt sich nicht ganz, warum einige (aggressive) Hunde offenbar immun scheinen und man nützliche Waffen einfach liegen lässt, doch für mitfiebernde Einlagen wird regelmäßig gesorgt.
Ein auf den ersten Blick eher unscheinbares Highlight stellt das ältere Ehepaar dar. Deren knuffiges Zusammenspiel und Fürsorge um die junge Familie wächst im Verlauf, was dem Ganzen eine recht emotionale, jedoch nie kitschige Komponente beschert.
Überdies sind die gut ausgearbeiteten Figuren treffend besetzt und die Mimen performen durch die Bank solide.
Da entsteht schon ein leicht mulmiges Gefühl, wenn Paris unterhalb der meisten Dächer im Nebel verschwindet und aufgrund von Stromausfall komplette Unwissenheit herrscht.
Ein wenig zynisch, wenn auch dramaturgisch ein wenig überhastet, gestalten sich indes die letzten Minuten, die den Begriff Freiheit in ein recht zwiespältiges Licht rücken.
Handwerklich ohne Makel, erzählerisch meistens topp liefert Daniel Roby einen zwar weitgehend unblutigen, dafür jedoch latent beklemmenden Sci-Fi-Thriller ab, der recht viel aus seiner schlichten Prämisse herausholt.
7,5 von 10