Nicht umsonst werkelt Kult-Regisseur Quentin Tarantino an einem Remake dieses italienischen Kriegsfilms, der zwar ganz eindeutig lediglich einen „The Dirty Dozen“ – Rip-Off darstellt, inszenatorisch aber deutlich aus der damaligen Exploitationwelle hastig abgekurbelter Genrefilme herausragt. Hier lässt sich für Italo-Fans tatsächlich eine kleine Perle entdecken. Schade nur, dass man sich hierzulande mit einer um cirka 20 Minuten gekürzten Version zufrieden geben muss, aus der hauptsächlich Handlungsballast (u.a. komplett erleichtert um den sinnlosen Handlungsstrang der Romanze zwischen Tony und einer französischen Krankenschwester und einige Auftritte von Donald O'Brien) getilgt wurde. Eine unzensierte Fassung wäre sicherlich interessant.
Seinen Spaß hat man an Enzo G. Castellaris („Django - Die Totengräber warten schon“, Keoma“) herrlich unkompliziertem Kriegsabenteuer dennoch, zumal die extreme Kürzung dem unwissenden Zuschauer gar nicht auffällt. „Ein Haufen verwegener Hunde“ schreitet flott voran, ist bisweilen auch ganz witzig und wurde wirklich professionell von Castellari umgesetzt. Den billigen Charme des Italoschmodders findet man hier nur ganz selten, zumal der Filmemacher, geboren im Italowestern, auch weiß, von wem er sich bei seiner Umsetzung die Ideen abschauen muss. Sam Peckinpahs „Cross of Iron“ sei da nur als ein Vorbild genannt, wenn in Zeitlupe Menschen nach Granateneinschlägen durch die Luft fliegen oder durchsiebt zu Boden gehen.
Der Cast dieser Produktion ist recht illust, wobei natürlich vorwiegend Fred Williamson, wie üblich ständig mit Kotzbalken zwischen den Kauleisten, auffällt. Der ehemalige Blaxploitation-Star (u.a. „Hammer“, „Boss Nigger“) und damals gefragter Darsteller in Italiens produktiver Filmlandschaft, die ihm mit der „Cobra nero“ – Reihe sogar eine eigene Trilogie widmete, konnte stets mit seinem coolen Charisma glänzen und wurde auch deshalb von Tarantino für „From Dusk Till Dawn“ aus dem Nirvana zurückgeholt.
Ähnlich erging es auch Bo Svenson, der nach Italoproduktionen, wie dem Rambo-Plagiat „Thunder“, von Tarantino mit einer Nebenrolle in „Kill Bill: Vol. 2“ berücksichtigt wurde. Svenson spielt den Anführer der Truppe aus Deserteuren, Befehlsverweigerern, Mördern und Diebe, bleibt insgesamt aber leider blass.
Um sie herum tummeln sich noch bekannte deutsche Gesichter wie Udo Kier (in einer winzigen Nebenrolle) und Kartoffelzerquetscher Raimund Harmstorf, der als deutscher Obergefreiter, übrigens ausgerechnet mit den Namen Adolf (*gg*), dem zusammengewürfelten Haufen in die Arme läuft und sich ihnen anschließt.
Selbstverständlich wurde von „The Dirty Dozen“ auch nur dessen grundlegende Prämisse übernommen und so genehmigt sich „Ein Haufen verwegener Hunde“ auch keinerlei Zeit, um überhaupt Charaktere zu formen, sondern verfrachtet die aus diversen Gründen inhaftierten Soldaten schnurstracks auf einen LKW, der bei einer Panne von einem deutschen Jagdflieger, der verdächtig nach Modellflugzeug ausschaut, beschossen wird. Die auf dem Präsentierteller sitzenden Gefangenen ergreifen die Initiative, müssen auch hohe Verluste hinnehmen, weil die eigenen Leute sie keine Deckung suchen lassen wollen und mit Erschießung drohen, bis man sie endlich überwältigt.
Von dem tendenziell antiautoritären Denken über notorische Gelegenheitsverbrechen bis hin zum eigenen Gewissen, das zur Befehlsverweigerung zwingt, wurden dabei und vorweg auch schon alle Beweggründe der sich nun auf ein überschaubares Grüppchen reduzierten Hauptfiguren, kurz und knapp erläutert. Trotz anklingenden Rassismus ist auch niemand darunter, den man unsympathisch findet, aber lieb gewinnt man auch keinen. Die konturlosen Stereotypen sind eben der große Unterschied zum Vorbild. Ab und an ein markiger, trockener Kommentar der harten Männer muss in dieser Hinsicht ausreichen. Wobei dieses Manko erwartungsgemäß die Macher auch wenig gejuckt hat. Denn die schicken ihre nun freien Figuren mit dem Ziel Schweiz hinter die deutschen Linien...
Aber nicht nur mit Waffen, sondern auch einer Portion Humor. So ganz ernst nimmt der Film sich nämlich nicht und geht damit dem Problem vieler wannabe-seriöser Kriegsabenteuer dieser Zeit aus dem Weg. Wahrlich witzig wird es zwar nicht, aber der Grundton ist schon locker und sei es nur, wenn sich die „Hunde“ in einen Fluss stürzen, in dem gerade nackte Frauen baden, dabei aber deren Wehrmachtsuniformen am Ufer übersehen und nach ein paar Tollereien gar nicht wissen, wie ihnen geschieht, als der schwarzhäutige Fred Williamson um die Ecke biegt und sein Wunder erlebt...
An Action wird einiges geboten. Sie trägt natürlich zur Kurzweiligkeit bei und deswegen ist der Bodycount auch sehr hoch. Bis zum Finale legen die Vier sich mehrmals mit deutschen Übermächten an und gehen jedes Mal unverletzt daraus hervor, bis sie sich dann zweckmäßig selbst mit deutschen Uniformen eindecken. Besonders spektakulär sind die Kämpfe meist nicht, weil sich Castellari seine besten Ideen wohl alle für das große Finale aufhebt, doch dank vieler authentischer Schlachtfelder, auf denen meist unzählige Fahrzeugwracks mit einigen Leichen stehen, und andauerndem Kugelhagel kommt dabei gewiss keine lange Weile auf. Der Zuschauer wird meist zwar orientierungslos zurückgelassen, aber das stößt angesichts des angenehmen Tempos nicht sauer auf. Die deutsche Artillerie hat ihre Augen eben manchmal überall.
Weniger nachvollziehbar wird es nämlich erst später, als man versehentlich ein amerikanisches Kommandounternehmen, das in deutschen Uniformen steckt, über den Haufen knallt und sich dann selbst der Mission annimmt, was nicht ganz logisch ist, weil die Motivation dafür reichlich nebulös bleibt. Etwas nur, um nicht sein Leben lang in der Schweiz zu verrotten und von den französischen Widerstandskämpfern, denen sie vorgaukeln die erwartete Spezialeinheit zu sein, nicht weiter behelligt zu werden?
Mithilfe der französischen Résistance und einem amerikanischen Offizier müssen sie im Finale jedenfalls einen schwerbewachten deutschen Zug infiltrieren und kapern, weil dieser einen V2-Raketensprengkopf beherbergt, dessen fortgeschrittene Technik die Alliierten gern näher unter die Lupe nehmen möchte. Die Folgen sind klar: Gute Stunts auf den Dächern der Waggons, herunterfallende deutsche Soldaten, viele, blutige Sterbeszenen und ein dank aktiviertem Selbstzerstörungsmodus kitzeliger Ausbau der begehrten Technik. Wobei es auch hier nicht sonderlich spannend wird, doch die Ästhetik der Kämpfe mit vielen hämmernden Maschinengewehrsalven, schicken Zeitlupenaufnahmen, einigen halsbrecherischen Motorrad-Stunts, effektiver, spektakulärer Pyrotechnik im Zuginneren und einer dicken Abschlussexplosion des Zugs nebst Bahnhof, beides leider nur noch offensichtliche Modellbauten, sorgen für kurzweilige Unterhaltung. Ich erwarte ja gar kein Shakespeare.
Lobend erwähnt sei auch an dieser Stelle noch einmal Enzo G. Castellaris Umsetzung, der sich auch abseits des Kampfgeschehens keine Blöße gibt. Uniformen und Fahrzeuge wirken alle authentisch und auch in Szenen, wo gleich Dutzend von Soldaten, und sei es nur im Hintergrund, herumwuseln, hinterlässt „Ein Haufen verwegener Hunde“ nie den billigen Eindruck eines Italo-Discounts. Das liegt auch an der nicht sonderlich plakativen Darstellung von Gewalt. Es gibt zwar blutige Shootouts und Genickbrüche, aber artet nie in einen inflationären Gebrauch von Kunstblut aus.
Fazit:
Enzo G. Castellari, den man übrigens hier auch in einer kleinen Nebenrolle auf deutscher Seite sehen kann, schuf hier ein kurzweiliges, actionreiches Kriegsabenteuer, dessen Vorbild natürlich nur allzu offensichtlich ist und selbstverständlich nie erreicht wird. Dafür setzt man hier eindeutig zu sehr auf oberflächliche Unterhaltung vor dem Hintergrund des Krieges.
Doch der solide, mit bekannten Gesichtern gespickte Cast und die vielen, gut inszenierten Actionszenen heben „Ein Haufen verwegener Hunde“ deutlich in die Oberschicht der italienischen Filmkunst der Siebziger und Achtziger. Besonders das tolle Finale ist gelungen. Weil sich der Film zudem auch noch für eine Portion Humor hergibt, ich der unbeschwerten Herangehensweise der Italiener einmal mehr etwas abgewinnen kann und ganz andere Graupen in diesem Genre herumschwirren, kann ich schlussendlich den Film mit kleinen Abstrichen empfehlen. Wer sich generell für das italienische Exploitation-Kino interessiert, wird überrascht sein, wie gelungen und professionell so was aussehen konnte, wenn man die richtigen Personen ranließ. Nur schade, dass Komponist Francesco De Masi hier leider nur einen seiner Allerweltsscores beisteuert.