Review

Hab mir als alter Fan auch mal "The Foreigner" ausgeliehen. Sooooo kagge, wie ich vorher angenommen hatte, war'er dann doch nicht, aber das Prädikat "kagge" lässt sich trotzdem keinesfalls umgehen.

Was mich überrascht hat:
-die Spio/JK Freigabe (und die daraus resultierende Härte; obwohl 'ne 18er hätte auch gereicht)
-good ol' Steven (soo alt und fett isser dann doch nicht, hatte da Schlimmeres erwartet)
-die teilweise recht 'edlen' Bilder (dank zahlreicher europäischer Schauplätze, wahrscheinlich Ungarn o.ä, sah dieser B-Schrott wenigstens mit seinen Schlössern, Villen und Skulpturen ganz annehmbar aus)
-überall wird Englisch gesprochen (sei es Polen, Frankreich oder Deutschland: deutsche Polizisten unterhalten sich auf Englisch, am Telephon wird sich Englisch gemeldet, mit seinem Kind wird Englisch geredet, "Touristen" werden sofort als solche erkannt und mit, ja genau, Englisch angesprochen)

Ansonsten ist das Werk teilweise unglaublich schlecht gespielt (und damit meine ich nicht mal Steven), hat 'ne lächerlich hanebüchene "Story", badet wirklich in fast jedem Klischee und ist einfach nur saublöde.
Trashfans könnten allerdings ihre Freude daran haben, der unfreiwillige Humor ist einfach göttlich. Ansonsten ist "The Foreigner" deutlich besser als die Dudikoffs auf dieser Welt, so wie den Rohrkrepierern "The Patriot" und "Ticker". Dann sei noch erwähnt, dass zumindest in der zweiten Hälfte recht viel "los" ist und den anspruchslosen Actionfan vielleicht (auch mit der Härte der Gewalt) unterhalten könnte. Hier wird recht erbarmungslos und wahllos aber vor allem total sinnfrei gemeuchelt, was das Zeug hält.

Ach ja: Steven scheint irgendwie das Fighten verlernt zu haben oder traut sich nicht mehr, die größte Entäuschung für Fans wird wohl sein (neben der Präsenz Seagals in einem weiteren B-Müll samt unfähiger Crew), dass er einfach nicht mehr die Handkanten sprechen lässt. Und die paar mal, wo er wirklich loslegen könnte, wird so schnell geschnitten und vorgespult, dass man eh nichts mitbekommt.

Die mittlerweile legendären "Seagal-Momente" bleiben so natürlich auf der Strecke. Im "Foreigner" sind die Handkanten einfach extrem spärlich. Noch dazu handelt es sich lediglich um verdammt kurze Einstellungen. Ein Schlag hier, ein Trittchen da, dann mal ein Wurf, entweder in SlowMo oder Zeitraffer. Das ist vielleicht ab und an mal ganz nett anzusehen, da man sich aber jedesmal für dieses Verfahren enschieden hat, isset einfach nur öde.

Zum Ende gibt es dann mal so etwas wie einen Kampf und sogar eine Seagal'sche Schlagabfolge, welche aber, wie gesagt unter der Filmtechnik leidet und schneller zu Ende ist, als man "Steven Seagal ist der Foreigner" sagen kann. Ein "Armbruch" ist etwas weiter hinten nach der zweiten und letzten Schlagabfolge dann auch noch im Angebot.
Diese beiden Szenen ließen schon fast das alte Feeling aufkommen, wenn man denn auf eben Seagal typische OldSchool-Fights gesetzt hätte. Hier wurden eindeutig mehrere Chancen verschenkt, die das Werk dann doch noch interessant gemacht hätten. Vor allem aber wäre der Aufwand gering gewesen, Steven mal kurz ein paar Gegener vor die Nase zu stellen, welche dann mit alt bewährtem Martial Arts zu Fall gebracht worden wären.

Als Fan könnte man aber trotzdem mal einen Blick riskieren. Das r-rating ist nach "Half Past Dead" immerhin wieder ein klitzekleiner Schritt nach vorne, der mit "Exit Wounds" meiner Meinung nach allerdings schon recht gut vollbracht wurde. Weshalb Steven sich jetzt wieder so einen Absturz geleistet hat, lässt mich an seiner psychischen Gesundheit zweifeln.

Lange Rede, kurzer Sinn, Steven sollte Drehbücher vorher lesen, seine Actionszenen wieder selbst choreographieren oder am besten aufhören(+, sich generell für Scheiße herzugeben) und, wenn's denn sein muss, seinen Djingis Khan abdrehen. Ich als Fan werde mir das Werk wohl trotzdem mal irgendwann besorgen (allerhöchstens für 12 Ocken) und mir wahrscheinlich auch noch "Half Past Dead" im Kino antuen, falls ich jemanden finde, der sich von mir überreden lässt, mitzukommen.

3 Punkte Seagal-Bonus
1 Punkt unfreiwilliger Humor
1/2 Punkt Kamera + Schauplätze
1/2 Punkt Shootouts

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