Einen unscheinbaren und deswegen auch zurecht mittelprächtigen Italowestern rief Roberto Mauri („Django - sein letzter Gruß“, „Wanted Sabata“) mit „Der Gefürchtete“ ins Leben. Obwohl ich Hauptdarsteller William Berger („Keoma“, „Heute ich... morgen du!“) stets sehr gern mit Revolver und Sporen im Gepäck sehe, stellt sich hier kein Genrespaß ein.
Wobei vor allem der schwierig nachvollziehbare Einstieg sich eventuell noch durch die drastischen Kürzungen der deutschen Version entschuldigen lässt. Fehlt hierzulande doch eine ganze Viertelstunde, die eventuell erklärt, warum auf Lee Calloway (Berger) das stattliche Kopfgeld ausgesetzt ist, was für eine Verbindung er eigentlich zum Bankier, der ihn nicht ausbezahlen will, hat und was für eine Rolle dabei die Bande von Cowboys spielt, vor der er anfangs mit knapper Not flüchtet. Der Einstieg hinterlässt jedenfalls viele Fragezeichen und das wird nicht besser.
Für Positives ist man also dankbar, auch weil Mauri, der auch das wohl etliche Handlungslücken aufweisende Drehbuch schrieb, spürbar ambitionslos seine Vorlage herunterkurbelt oder es mangels Talent nicht besser kann.
Es ist damit stets an Berger selbst, dem hier zwar nicht so sehr wie gewohnt der Schalk im Nacken sitzt, der aber verschmitzt und souverän gleich eingangs klarmacht, wer am schnellsten ziehen kann, sein Kopfgeld selbst verdoppelt und ausgeschlafener als der Rest ist, den Zuschauer zu überzeugen.
Richtig entfalten kann er sich hier leider auch nicht und sein Humor bleibt auch auf der Strecke, dennoch ist er der einzige Lichtblick, dessen Fressbrett allerdings zunehmend ramponiert wird.
Denn, und da tun sich wieder Fragezeichen auf, Calloway, also der gesuchte Verbrecher, erhält seitens zweier Abgesandter der Regierung (So mauschele ich mir das jedenfalls mangels weiterer Erklärungen zusammen...) den Auftrag (!!!) die inhaftierten Douglas-Brüder vor dem Galgen zu retten, damit sie ihn zu ihrer stattlichen Beute führen. Dass sich dahinter eine offizielle Bitte des souveränen Staatsapparats versteckt, soll wohl zum Schluss eine Überraschung sein, lässt sich aber anhand des Gesprächs unschwer ableiten.
Calloway fackelt jedenfalls nicht lang, befreit das Trio und fordert vorab schon einmal 50 Prozent der Beute. Natürlich schlagen die Drei ein und hintergehen ihren Retter angesichts seiner horrenden Forderung dann trotzdem.
Schier sinnlos erscheint darauf umgehend den Besuch beim Puppenbastler. Denn auf seinen Arbeiten wird zwar ellenlang herumgeritten, aber einen richtigen Zweck scheinen diese Dinger gar nicht zu erfüllen und trotzdem schleppt sie jeder mit sich herum. Vielleicht weiß die ungekürzte Fassung da auch mehr.
Der Fortgang der Geschichte lässt sich dann leider nur noch mit unaufgeregt beschreiben. Calloway, erst ausgetrickst, entkommt einer Stange Dynamit, kann sich die Waffen der Douglas-Brüder nachts schnappen, aber muss von nun an zu Fuß und ohne Wasser durch die Wüste marschieren, während man ihm aus sicherer Entfernung folgt. Seine Rettung, eine ihn aufsammelnde Stute, die sich nach einem Bad und einer gemeinsamen Nacht als Vamp entpuppt und Calloways Kopfgeld kassieren will, bleibt nur ein Einschub ohne folgen, zumal er ihr die Flausen auch gleich austreibt.
Bevor es zum finalen Shootout kommt und die Beute endlich ausgegraben wird, besuchen die Douglas-Brüder noch ihre Kumpane, Mitwisser oder was weiß ich, wohl um auch eine Nummer zu schieben und sich Klarheit zu verschaffen, wer gepetzt und nicht bestochen hat. So recht sinnvoll will diese Einkehr vor dem unspektakulären Finale mit etwas Geballer und einem tödlichen Skorpion (Achtung, Innovationsalarm!) dann auch nicht mehr sein.
Das Dumme an „Der Gefürchtete“ ist seine dramaturgische Unausgereiftheit, das schleppende Tempo und das daraus resultierende Desinteresse des Zuschauers. Man könnte ebenso gut eine zehnminütige Pinkelpause einlegen, um sich Nachos und ein gepflegtes Desperados (natürlich bei 7°C und mit einer Zitronenscheibe) nachzuholen und trotzdem nichts Weltbewegendes verpassen.
Roberto Mauri, der nicht umsonst ein unbeschriebenes Blatt der damals eifrigen italienischen Filmkultur blieb, hat mit seinem Skript ohnehin nichts zu melden (Ich gehe davon aus, dass auch die ungekürzte Fassung nicht weiterhilft), aber seine doch sehr fahrige, akzentlose Umsetzung, die nach dem Start im Saloon sofort einbricht und weder für Spannungsmomente noch für visuelle Highlights gut ist, verfrachtet sein Werk endgültig ins unüberschaubare Mittelmaß. Da kann William Berger machen was er will, wenn er denn dürfte.
Fazit:
Allenfalls Fans von William Berger werden an „Der Gefürchtete“ noch so ihren Spaß haben, auch wenn der ausnahmsweise einmal nicht seine Stärken richtig ausspielen darf. Allen anderen wird von Roberto Mauri ein allenfalls durchschnittlicher Italowestern mit wenig Sinn und einer zerfahrenen, unspannenden Geschichte vorgesetzt, für die man sich nie richtig begeistern kann und die einen deswegen auch nicht kümmert. Zu viele Fragezeichen, die nie eine Antwort erfahren und der durchschaubare Plot mit seinen scheinbar sinnlosen Ausflügen, die, emotionslos umgesetzt, auch die Handlung nicht voranbringen, verhageln die Stimmung. Es gibt wesentlich bessere Italowestern, schlechtere allerdings auch.