Als ein realer Banküberfall in eine gefakte Festnahme einer „Spezialeinheit“ mündet und man so die richtige Polizei hereinlegen will, kommen die Gauner dank Kommissar Belli [ Leonard Mann ] trotzdem nicht allzu weit. Dafür ist dieser beim nächsten Tatort zu spät zur Stelle; der Mafioso Santoro [ Henry Silva ] hat mittlerweile einen Zug überfallen, der auch als Geldtransport dient. Dabei wurden zwar einige Leute getötet, aber eben auch 900 Millionen Lire erbeutet, wodurch Santoro allerdings sowohl bei der Polizei als auch den Kollegen missmutiges Aufsehen erregt und sich in Folge gleich von beiden Seiten bedroht sieht...
Euro Crime Film als eindeutige Antwort auf die amerikanischen Genreklassiker wie Brennpunkt Brooklyn und Die Seven-Ups; allerdings natürlich mit genug italienischer [ sprich: sleaziger ] Note, um nicht als Kopie zu wirken. Neapel, das seine Degradierung zur Provinzstadt bis heute nicht verkraftet hat, stellt mit seiner hohen Camorra-Dichte das perfekte raum-zeitliche Universum für das Szenario dar.
Das Genre wird dabei trotzdem eher erneut erzählt als neu erfunden; die elementaren Zutaten für das Geschehen allesamt vorhanden und linear abstrahiert zu einem gewohnten Schema geordnet.
Der Plot selber ist simpel: Cop VS Robbers halt, hier wie dort ist die Jagd Konzept und Struktur des Films; aber die Erzählung dafür trotzdem noch lange nicht so geradlinig wie manchmal nötig wäre. Da werden zwischendurch im ansonsten konventionellen Schema schon mal intradiegetische Subplots eingeführt [ Pädophilier im Park ], die für sich allein stehend bleiben und dann nur mühsam mit der eigentlichen Rahmenhandlung verknüpft werden; oder auch nicht.
Auch ist der Personenumfang grösser als nötig; manche Storypfade werden nur für den nötigen Moment angerissen und verlaufen dann spätestens beim Abspann ins Leere.
Das gilt vor allem für die Mafiasituation, die als Paralipse ungenügend ausgearbeitet wird und letztlich für den Rest des Filmes auch nur als Initiator für einzelne Fortgänge gilt. Santoro gerät in die Schusslinie seiner „Kameraden“, die ihn ihm einen Verräter sehen und nicht offen gegen ihn agieren können, da er unter dem Schutz des Oberhauptes Don Alfredo steht. Dafür attackieren sie ihn allerdings aus dem Hinterhalt, wobei das gesamte Potenzial dieses Anschnittes wirklich nur einmal ausgenutzt wird.
Sowieso kann die bekannte Rahmenhandlung allein wenig Spannung beziehen und sucht sein Heil dafür in Flucht, wobei erfreulich grosser Aufwand betrieben wird. Die zahlreichen Actionszenen sitzen zumindest; zum einen richtig grossflächig agiert und zum anderen dennoch eine ruppige Effektivität bewahrt. Das wird ein ganzer Rohbau in die Luft gesprengt, ein Zug gecrasht, die Amokfahrt eines Tanklasters bebildert; und bevor man nach dem Sinn der Szene fragt, schon wieder eine Verfolgungsjagd drangehängt. Auch dabei lautet das Motto: Keine Gefangenen!; hat man doch bereits im Opener gesehen, dass man mit Gewalt erstmal weiter kommt als mit Finten und Tricks.
Der düstere Grundton wird mit einigen exploitiven Eskapaden allerdings etwas ausgestemmt; da muss doch tatsächlich eine Frau splitternackt auf ihren Taxifahrer warten.
Auch die sympraktische Ebene sorgt für eine Auflockerung; Kommissar Belli ist nämlich auch ein Sinnbild für mehr Moral und Ordnung und hat dabei im Gegensatz zu seinen aggressiven Filmvorgängern Popeye Doyle und Harry Calahan eine Bezugsperson, für den er Vaterersatz spielt: Den kleinen, gehbehinderten Waisenjungen Gennaro, den er von der Strasse holen und damit ein Leben als Krimineller ersparen will. Dieser wird mit seinen Gaunereien immer mal wieder unterschnitten, um am Ende noch direkt ins Geschehen einzugreifen. Vieles an diesen Aufnahmen ist trotz des späteren Kontextes allerdings uninteressant und teilweise auch leicht blöde, besonders wenn der kleine Mann trotz steifen Beins einen Rennwagen klaut und erstmal eine Spritztour durch die Stadt macht, um sich dann später doch tatsächlich als Fluchtfahrer für Belli zu erweisen.
Den Charakter hätte man vielleicht besser in Umberto Lenzis Camorra - Ein Bulle räumt auf lassen sollen; sowie sich mehr auf die eigentliche Ausgangsidee konzentrieren. Das Duell Gut gegen Böse, Jäger gegen Gejagter wirkt letztlich nämlich nicht mehr dynamisch, wenn man das Thema zwischenzeitlich aus den Augen verliert.
Etwas zuviel versucht auf einmal nur.