Review
von Leimbacher-Mario
Schach matt
Ein etwas zauseliger Psychologe und passionierter Schachspieler wird in eine geheime Einrichtung gerufen, um ein noch geheimnisvolleres Mädchen (in einer Zwangsjacke fast a la Hannibal Lector) mit einem extrem hohen Intellekt zu interviewen bzw. eventuell zu behandeln. Doch die sommerbesprosste Heranwachsende hat noch weitaus größere Fähigkeiten als nur einen hohen IQ und ein großes Selbstbewusstsein...
„Prodigy“ hat weder was mit der Technoband noch mit dem gleichnamigen Evil Child-Horrorfilm von 2019 zu tun. Viel mehr ist er ein mildes Kammerspiel mit psychologischen sowie übernatürlichen Nuancen, das man sehr leicht übersehen kann. Sehr klein gehalten, sehr dialoglastig, sehr überraschungsarm, sehr konzentriert auf beide Hauptfiguren. Sehr positiv endend. Sehr unspektakulär. Nicht schlecht. Aber für einen Geheimtipp reicht’s nicht. Dennoch hätte er locker etwa im ersten Slot des Tages auf einschlägigen Genrefestivals laufen können, ohne allzu übel aufzustoßen oder viele Leute wegratzen zu lassen. Selbst wenn fast ausschließlich geredet wird. Die Dialoge sind solide geschrieben, das junge Mädel spielt erstaunlich intensiv und unaufgeregt, auch der eher unbekannte Darsteller des Psychologen sagt mir zu. Alles auf dem Boden geblieben und homogen. Aber bei weitem kein Firestarter, um den Kreis zu schließen.
Fazit: ein kaum Wellen schlagendes Genrekammerspiel der minimalsten Mittel irgendwo zwischen „Carrie“ und „My Dinner With Andre“. Solide. Insgesamt aber etwas zahm, lahm, brav und zaghaft. Ein paar Höhepunkte dürfen's dann doch sein.