Review

kurz angerissen*

Mutmaßend, dass das Kind im Manne niemals völlig zum Schweigen gebracht werden kann, lassen Warner Animations und DC unter der Verkleidung avantgardistischer Animationen einen Kinder-Zeichentrick auf das erwachsene Zielpublikum los. In der Schlichtheit der Dialoge, einer (sogar gemessen an Warners MCU-Kontern) erschlagenden Gut-gegen-Böse-Naivität und einer simplen Baukasten-Dramaturgie meint man typische Samstagmorgen-Unterhaltung für die Kleinen zu erkennen. Getrieben vom Yin und Yang zieht sich ein Faible für Addition, Division, Subtraktion und Kombination durch den Plot: Es sind eben gerade so viele Superhelden nötig wie es Supervillains gibt, die das feudale Japan in Angst und Schrecken versetzen, um das Gleichgewicht der Welt wiederherzustellen. In der Folge sehen wir irre kichernde Psychopathen im halben Dutzend, alte Bekannte eben wie Poison Ivy, Deathstroke und Bane, die mit überheblichen "Hmpf"- und "Ha"-Lauten für das Publikum posieren, um sich anschließend in mechanische Verlängerungen ihrer Riesen-Egos zu schmeißen und im Sinne der klimatischen Steigerung zu einem Über-Villain nach „Transformers“-Schablone zu formen, auf dessen Schädel wohl kaum jemand anders hocken könnte als der Joker, der größte Theatraliker von allen. Und weil Batman längst seine sozialen Kompetenzen optimiert hat, rückt er mit einem gleichwertigen Arsenal an Helfern an, um dem Joker und seinem Gefolge den Garaus zu machen - was das Drehbuch zu einem ständigen Wendekurs nötigt, wer denn nun Überhand hat, garniert mit Schlüsselbegriffen wie "Überraschung", "Verräter" oder "Falle". Doch egal wer wen am elegantesten austrickst und wie lange er dazu braucht... es geht am Ende nur um die Egalisierung des Bösen, die gegenseitige Bedingung der Pole einer gemeinsam geteilten Welt. Wie damals, als die Welt noch nicht grau in grau war.

Auch wenn man heute wehmütig auf die Zeit zurückblickt, in der man solche Banalitäten zu feiern wusste, irgendwann entwachsen wir ihr alle... und blicken mit Befremdung auf das, was "Batman Ninja" inhaltlich bietet. Aber da ist ja zum Glück noch das Artdesign. Und das fällt in seiner Gesamtheit so inspiriert aus, dass es in gewissen Gesten, in abrupten Stilwechseln, in geometrischen Formen und Farbspektren seine ganz eigene Geschichte erzählt. Wäre Warner in seinen Kinofilm-Attacken auf Marvel so konsequent, ja regelrecht avantgardistisch, würde es nicht zu Wischiwaschi-Blockbustern wie "Justice League" kommen. Die augenscheinliche Kombination aus Computeranimation und Handgezeichnetem sorgt alleine schon durch den fliegenden Wechsel aus detailarmen Sequenzen und plötzlichen Bildsprengern eine unvergleichliche Dynamik, mit der sich Warner sogar alte Rechtmäßigkeiten wieder zurückerobert; Gebäudestrukturen, die sich in einer Biegung der Realität dehnen, hatte Marvels "Doctor Strange" aus den Welten von "Inception" weiterentwickelt, jetzt holt sich das Studio die Effekte mit Arschbombe-Effekt wieder zurück ins eigene Haus. Das alte Japan sieht malerisch aus; kleine Regenbogenmuster bilden das Blau am Himmel, schroffe Tuschestriche konturieren das staubige Erdreich und blitzende Technologie verrückt die Bildkomponenten wie bei einem aus der Form geratenen Zauberwürfel. Ob Action-Choreografie oder schlichte Bildkomposition, "Batman Ninja" steckt voller atemberaubender Einstellungen, die eine echte Lust am Ausprobieren verströmen. Das Gleiche kann man über Takashi Okazakis Character Design behaupten: Zwar verströmt der Joker in Aktion vielleicht nicht ganz den totalen Wahnsinn, den der Trailer noch andeutet, Batman ohne Maske sieht aus wie ein verunglückter Ken mit Doppelkinn und auch Gorilla Grodd ist alles andere als ein Designer-Glücksgriff, doch Kostüme und die grundsätzliche Integration in die - für Gotham-City-Kundige - alles andere als gewohnte Umgebung ist mehr als gelungen, zumal viele Figuren auf originelle Art die japanische Kultur adaptieren.

Nicht auszudenken, wäre der Erzählstil auch nur halb so spektakulär ausgefallen wie die Animation...

*weitere Informationen: siehe Profil

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