Review

Rein thematische Fortsetzung zum vorherigen Baaghi (= Rebel), der mit der Startschuss für die Karriere vom auch hier verantwortlichen Tiger Shroff und damit die Verlängerung der Familienehre, Tiger nämlich der Sohn vom legendären Kinoidol Jackie Shroff ist. Furore machte der erste Teil (wenn überhaupt) ausserhalb des Landes nur durch sein Finale, ein von The Raid inspiriertes Game of Death - Geschehen, in dem sich die Haupt- und Titelfigur auf der Suche nach seiner Holden einmal quer durch die Etagen eines Hochhaus prügelt, mit voller Absicht und Wucht also ins gefährliche Geschehen eindringt statt wie im indonesischen Vertreter möglichst unbeschadet die Flucht anzutreten. Während hier im Finale die Fingerübung für Shroffs seit längerem in Ankündigung befindliches Remake von Rambo ansteht:

Als die mit Shekhar Salgaonkar [ Darshan Kumar ] verheiratete Neha Salgaonkar née Rawat [ Disha Patani ] bei einem Überfall nicht nur das Auto, sondern auch ihre darin befindliche kleine Tochter Reha verliert, wendet sie sich an ihren früheren Freund Captain Ranveer "Ronnie" Pratap Singh [ Tiger Shroff ], der bei der Indischen Armee als Special Forces eingesetzt ist und für eine Woche Ausgangserlaubnis erhält. Ronnie stößt bei seinen Erkundigungen schnell auf Shekhars mysteriösen Bruder Sunny Salgaonkar [ Prateik Babbar ], der seine Finger im Drogenmilieu hat, aber auch auf die wenig kooperative Polizei unter Führung von Deputy Inspector General of Police Ajay Shergill [ Manoj Bajpayee ]. Während ihm bald selber der neu eingesetzte Deputy superintendent of police Loha "LSD" Singh Dhull [ Randeep Hooda ] auf den Leib rückt.

Erinnerungen werden eingangs auch an den chinesischen Blockbuster Wolf Warrior 2 geweckt, hier wie dort mit dem gleichen Beginn der Übertretung des Gesetzes noch in der Uniform des Landes, das Überschreiten von Regeln aufgrund des 'guten' Zwecks und das Übertöten vom Gegenüber, dort miserable Grundstücksspekulanten, die über Leichen gehen, hier ein Terroristentrio in Kashmir, die u.a. die Nationalflagge angezündet haben und was dann der letzte entscheidende (oder auch der einzige) Auslöser für ihren Tod ist. Ein Machen eigener Bedingungen und ein Schaffen eigener Welten, in denen der Protagonist nicht nur reagiert, sondern bald auch agiert und sich um nichts, außer natürlich um die Rettung einer verflossenen Liebe schert. Harte Schale, weicher Kern quasi, mehr Muskeln als Intellekt, dafür den fettarmen Körper und für das Spektakel drumherum das dicke Budget.

Wovon man dort 'verschont' wurde und was hier in diesem Kino Usus und auch wenn dies nur in einer längeren Rückblende vorhanden ist, sind die Bezüge zur Romantischen Dramödie und ganz allgemein die Liebesgeschichten, das Verklären oder vielleicht auch tatsächlich dran glauben und entsprechend auch Zeigen einer rosaroten Wolke 7 und dann später der großen Tragödie; hier als happy-go-lucky Erinnungsphase des Heroen während seiner Rückreise bzw. während seiner siebentägigen Auszeit von der Vaterlandspflicht und dann der Rückfall in die Realität. Da wird gesungen und beschwingt bewegt, die Smilies allerorten und die ganze Welt den beiden damaligen Turteltäubchen zu Füssen gelegt. Das erste Mal richtig Staub aufgewirbelt und dies im wahrsten Sinne des Wortes wird nach einem weiteren Geträllere, dass der Annahme der privaten Mission folgt und der ersten 'Befragung' in einem Polizeirevier vorausgeht. Da der Mann von Gott gesandt wurde (und das Äquivalent einer ganzen Armee ist), zumindest wenn man den Ausführungen des Filmes bis dahin Glauben schenken kann, werden bei erneut eher nichtigen Anlass (und albernen, da übertriebenen und auch fehlgeleitet eingesetzten Zeitlupen) ein halbes Dutzend Gesetzeshüter ordentlich vertrimmt und vermöbelt, in die Glasvitrinen und die tragenden Wände gekickt und geschleudert.

Wenn der Plot aus dem Original Kshanam (2016) reinkommt, das Mysterium des Thrillers und die Suche nicht nur nach der kleinen Tochter, sondern nach Antworten überhaupt und der Wahrheit in diesem Schloss aus vielen Fragen wird das ganze Geschehen greifbarer und damit auch besser, was selbst die Stunts und später auch die weiteren Martial Arts Aktionen und deren Umsetzung einbezieht; der oberflächlich scheinenden Form aus vielen gelackten, wenn auch aufwändigen Bildern und der Bewegung durch vielerlei Orten und deren Postkartenaufnahmen kommt das 'komplizierter' werdende Innenleben eindeutig zugute und auch der Hauptdarsteller wirkt da präsenter, zumal er mit einigen ebensolchen Nebenakteuren wie dem Ehemann, dem Schwager, dem ermittelnden schrägen Cop, einem Helferlein usw. ergänzt und das Umfeld generell erweitert wird. In einer Art absurden Running Gag wird sogar etwas schräger, aber funktionierender Humor reingebracht und ein Todesfall mitten im Film erhöht die dramatische Komponente und rückwirkend auch das vorherige Geplänkel. Zwei flotte, verhältnismäßig gut in die Handlung integrierte Popsong- und Tanzszenen sind in den ersten 90min übrigens noch das eigentliche Spektakel, ist nach dem kurzen Beginn der Film eher auf kleiner Note ausgerichtet und dafür narrativ und dramaturgisch gereift. Eine kurze Rauferei in einem zum Club umgewandelten alten Frachtkahn mündet in eine Verfolgungsjagd per Fuss, die wie in einer Parodie immer mehr ausufert: Wasserboller werden durch wild bremsende Verkehrsteilnehmer auseinandergenommen, Autos überschlagen sich wie bei Pepin/Merhi in der Luft meterweit, führerlos gewordene Busse legen ihre Haltestellen entzwei.

Erst im Showdown selber, der wie aus einem anderen Projekt auch wirkt, wird eine Verbindung zu dem Marketing gesucht und gefunden, plötzlich startet eine Art Kleinkriegsfilm im 'Dschungel', die Kriegsmaschine gegen die Hundertschaften des Bösen, der Einzelkämpfer gegen den Rest der Welt, auch mit einigen Gewaltspitzen wie vor allem Knochenbrüchen und einem riesigen Leichenberg. Köpfe werden in den Boden gerammt, die Messer im Kampf gezückt und mit Handgranaten das Gesindel in das Reich des Todes geschickt. Da wird auf der Stelle im Kreis gelaufen und im Zickzack, Hubschrauber noch in der Luft gekapert und das Schlachtfeld erst kahlgefegt und dann explodiert.

Details
Ähnliche Filme