Review
von Leimbacher-Mario
Der Geradeausgucker
„Cyborg“ wurde nur gemacht, weil Cannon die Sets usw. schon für andere, niemals zu Stande gekommene Filme gebaut hatte - für einen Notstopfen nicht übel, würde ich mal sagen... Der Van Damme-Actioner spielt in einer postapokalyptischen, virusversuchten Zukunft, in der scheinbar das Recht des Stärken greift. Alles ist kaputt, schmutzig, zerstört und die Welt wird noch immer durch einen bösen Virus zusätzlich gebeutelt. Nun muss ein muskulöser Überlebender einen weiblichen Roboter beschützen, der scheinbar das Heilmittel gegen diese Seuche in sich trägt. Dabei trifft Van Dammes wortkarger Kämpfer auf einen alten Feind, gegen den er eh ewige Rache geschworen hatte...
Im Vergleich zu „Cyborg“ gibt es mehr schlechtere Van Dammes als bessere - immerhin. Das macht „Cyborg“ zwar noch lange nicht zu einem Klassiker, aber definitiv zu einem meiner Guilty Pleasures. Vor allem der finale, von Anschreien und prasselndem Regen bestimmte Fight zwischen Gibson und Fehnder ist Comedygold und einfach grandios. Was für eine definierte Maschine Vincent Klyn war!!! Das gleicht fast seine miserablen Schauspielqualitäten aus. Mittlerweile ist „Cyborg“ komplett rehabilitiert (da er aus heutiger Sicht nicht wirklich brutal ist) und hat sich zu einem kleinen Kultvehikel entwickelt. Als ob sich ein paar Kumpel in einem verlassenen Fabrikhinterland getroffen und mal eben schnell diesen sympathischen Quatsch auf die Beine gestellt haben. Irgendwo zwischen „Terminator“ und „The Road Warrior“, nur in budgetoptimiert. Billig aber toll. „Cyborg“ macht viel aus seinen eingeschränkten Möglichkeiten und seine Schwächen zum Teil sogar zu Stärken. Obendrauf gibt es noch echte Bombshells wie Deborah Richter, ein paar feine Lichtspielereien, eine erinnerungswürdige Kreuzigungsszene und einen jungen Ralf Möller, der von Spagatgott Van Damme gekonnt gefällt wird. „Cyborg“ ist das, was „Future World“ von James Franco neulich gerne gewesen wäre. Bester Fall von: Kopf aus, Grinsen an. Was waren das noch für glorreiche Videothekenzeiten... Am klarsten als Schwächen würde ich die (amüsant) hölzernen Schauspieler, die kaum vorhandene Geschichte und die manchmal seltsame Kamera betrachten. Beste, flachste Schlock-Unterhaltung bleibt übrig.
Fazit: einer von Van Dammes Unterhaltsamsten... Wenn auch nicht immer freiwillig. Beim Regisseur Albert Puyn stimmt das sogar noch mehr. Besser wurde er (zumindest danach) nicht mehr. „Cyborg“ ist ein Endzeit-Actioner nahezu ohne Handlung aber mit viel Wumms, Atmosphäre und Nostalgie. Und vielen stahlharten Körpern. Cannons letzte Sternstunde?
P.S.: Gesehen habe ich die ungeschnittene Kinofassung, nicht den Directors Cut aka „Slinger“, der ebenfalls interessant aber nicht unbedingt besser ist.