Ich kann diese Review eigentlich nicht anders beginnen, als direkt schon loszmich „Cyborg“ damals als ca. 11 jährigen Knirps mehr als beeindruckt hat und meinen Filmgeschmack um ein Genre reicher gemacht hat: Trash und billige Scuwerden, dass i-Fi-Action. Dies ist definitiv der Film, der meine B-Movie-Leidenschaft geprägt hat. Seitdem sehe ich mir den Film jedes Jahr mindestens einmal wieder an und er wird nie langweilig. Zumal sich diese Review auf die (für Deutschland) ungekürzte FSK18-Fassung bezieht, die um ungefähr 20 Minuten länger ist als die damalige Fernseh-Version und die FSK16-Freigabe. Und das bei einer Länge von 81 Minuten. Da hat man den Streifen doch tatsächlich mit rund 60 Minuten auf den Markt geworfen. Fickpisse!
Die US-Version ist, mit immerhin 84 Minuten, die längste Fassung dieses Meisterwerks des schlechten Geschmacks.
In einigen B-Movie-Kreisen genießt Regisseur Albert Pyun den zweifelhaften Ruf des schlechtesten Regisseurs überhaupt (im negativen Sinne, nicht wie bei Ed Wood). Groteskte Machwerke wie „Omega Doom“, „Vicious Lips“, „Spitfire“, „Arcade“ oder „Nemesis“ Teil 2-4, die, budgetbedingt, völlig ohne Story, gute Effekte, Spannungsaufbau oder gar Anflügen von Spannung oder Thrill und Action auskommen müssen, aber trotzdem eher Action-Publikum ansprechen wollen, belegen diese These. Und Action ist ein Wort, dass Pyun meistens so auslegt, dass er minutenlange Verfolgungsjagten filmt oder sehr unspektakuläre Shoot-Outs in Szene setzt. Mise langweilige Filme, die nichts an Unterhaltung zu bieten haben.
Andererseits gibt es da noch Filme wie „Dollman“, „Mean Guns“, „Heatseeker“, „Adrenalin: Fear The Rush“ oder eben „Cyborg“, die zwar alle nicht das geworden sind, was der Regisseur beabsichtigte, aber zumindest in Sachen kurzweiliges Entertainment ganz gross sind!
Und dann gibt es noch eine dritte Pyun-Kategorie: „Nemesis“ steht für sich alleine. Das wohl mit meilenweitem Abstand beste Action-Vehikel, dass der Hawaiianer jemals fabriziert hat und es so wahrscheinlich auch nie wieder zustande bekommt. Aber dazu mehr im „Nemesis“-Review.
Jean-Claude Van Damme stand 1988, als man ihm die Rolle des Endzeithelden anbot noch am Anfang seiner Karriere, dass heisst, dass seine schauspielerischen Fähigkeiten (die es nie gegeben hat) natürlich auch hier nicht vorhanden sind. Das ist auch egal, wir sind nicht bei „Hamlet“ sondern bei grimmigem Endzeit-Trash, der Belgier bekommt sowieso keine allzu langen Dialoge in den Mund gelegt. Und Szenen, in denen er menschlich agieren muss gibt es auf ein paar sekundenlange Ausnahmen auch nicht. Nur diese Erinnerungsflashs inclusive Romanze zeigen davon etwas. Zum Glück bleibt es auch dabei, also weiter.
Die Atmosphäre in „Cyborg“ wäre wohl am besten mit trostlos, pessimistisch und schaurig beschrieben, was zu einem nicht unerheblichen Teil auf die gute Filmmusik zurückzuführen ist.
Die Kämpfe sind allesamt hart. Man sieht und hört Knochen knacken, es wird geschlagen, gekickt, gestochen und es fallen, glaub ich gerade mal drei einzelne Schüsse. Im großen Ganzen geht es nun mal um plakative Gewaltdarstellung und darum, Hauptdarsteller Van Damme mit stylischen Fights ins rechte Licht zu rücken.
Witzig sind auch die üblichen Filmfehler (z.B. Typen, die eigentlich schon vom Belgier gemeuchelt wurden, tauchen noch mal auf, falsche Schnittfolge...) und die Tatsache, dass alle Beteiligten bis auf Bösewicht Vincent Klyn auf einem so unterirdischen Niveau agieren, dass es schon wieder Spass macht. Noch nicht mal Van Damme´s Dackelblick nervt so richtig.
Ralf Möller taucht als Rolf Muller (?) im Vor- und Abspann auf und darf ein bisschen grunzen, herumlaufen und verhilft zum Jean-Claudes obligatorischer Spagat-Szene (Möller stirbt wohl den kreativsten Tod im Film).
Blablabla - Perfekte B-Action. Punkt!