Review

iHaveCNit: Eighth Grade (2018)
gesehen auf Netflix
08.02.2021

Ein Film, den ich schon sehr lange auf meiner Liste stehen hatte war Bo Burnhams „Eighth Grade“.
Schade, dass der Film in Deutschland kaum Aufmerksamkeit geschenkt bekommen hat und scheinbar nur als großer Geheimtipp unter Kritikern gilt, denn der Film hätte meiner Meinung nach die Auswertung auf der großen Leinwand verdient. Das Studio A24 hat es bereits mehrfach geschafft mich mit Filmen aus deren Repertoire zu bekommen und „Eighth Grade“ macht hier absolut keine Ausnahme.

Die junge pubertierende Kayla steht kurz vor ihrem Wechsel von der Middle-School auf die High-School. Sie macht nebenbei einen Youtube-Kanal, auf dem sie Tipps für mehr Selbstvertrauen und Lifestyle gibt, obwohl sie eigentlich nicht der Typ dafür ist. Denn üblicherweise flüchtet sie sich in die Welt der sozialen Medien, sie isoliert sich von ihrem alleinerziehenden Vater und auch in der Schule gilt sie als die unauffälligste und leiseste Schülerin ihres Jahrgangs – womit sie natürlich selbst hadert und alles versucht, mehr aus sich herauszukommen.

„Eighth Grade“ hat eine Sache geschafft, die nur wenige Filme schaffen. Er hat mich zu Tränen gerührt. Woran liegt das ? Auch wenn die Hauptprotagonistin Kayla ein Mädchen ist, habe ich bei ihr einiges auch auf mich spiegeln können. In meiner Kindheit und Jugend war ich als Junge auch extrem schüchtern, nachdenklich, sozial isoliert und eine Narbe vom Bauchnabel abwärts die mir auch den fiesen Spitznamen „Doppelarsch“ in Schwimmbädern verpasst hat in Kombination mit Übergewicht hat mein Körpergefühl nicht wirklich positiv geprägt. Auch durch die Scheidung meiner Eltern blieb mir größtenteils der Einfluss einer konstanten Vaterfigur verwehrt, die doch relativ wichtig ist in der Entwicklungsphase. Aber meine alleinerziehende Mutter hat sich alle Mühe gegeben, mir ein im Rahmen ihrer Möglichkeit gutes Gefühl und Unterstützung zu geben. Gerade der Film selbst liefert mit einer sehr empathischen und guten Beobachtung ein Bild, mit welchen Herausforderungen wir in jungen Jahren auch durch den Einfluss durch die Welt der sozialen Medien konfrontiert sind – durch die Augen eines jungen Mädchens, der die eigentlich wichtige, prägende und unterstützende Mutterfigur fehlt. Die Herausforderungen wie gerade der soziale Anschluss, Selbstbewusstsein, ein positives Körpergefühl, erste Liebe und sexuelle Erfahrungen arbeitet der Film auf extrem natürliche und empathische Weise heraus und schafft trotzdem sehr spannende und auch unangenehme Momente. Aber gerade die Beziehung zwischen Kayla, die unglaublich gut von Elsie Fisher gespielt wird und ihrem Vater, den Josh Hamilton verkörpert, gipfelt in wirklich großartigen Momenten, die ähnlich stark emotional reinhauen wie zum Beispiel der Dialog zwischen Vater und Sohn, zwischen Michael Stuhlbarg und Timothee Chalamet in „Call Me By Your Name“. Gerade dort habe ich die Situation richtig gefühlt und auf mich selbst gespiegelt gewünscht, einen Vater wie Kayla in meinem Leben zu haben. Getragen wird der Film dann noch von einem coolen Soundtrack, der den Film dann noch perfekt abrundet. „Eighth Grade“ ist ein Coming-Of-Age-Drama, das es mir besonders angetan hat, irgendwie auch auf persönlicher Ebene und sogar eine Spur besser gefallen hat als zum Beispiel thematisch leicht ähnlich gelagerte Filme wie Greta Gerwigs „Lady Bird“ und Olivia Wildes „Booksmart“. So habe ich auch kein Problem damit, für diesen Film die Höchstwertung rauszuholen. Gucci.

„Eighth Grade“ - My First Look – 10/10 Punkte.

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