Review

Wo warst du vor 15 Jahren?!


Das Leben in der Pubertät kann sein schwer, kann sein kompliziert, 
selten fing das ein Film besser ein, selten der Cringe derart gefriert. 

Doch Bo Burnhams intimes Wunderwerk „Eighth Grade“ ist viel mehr als nur Fremdscham und Sympathie, 
so macht er sich über seine Protagonistin lustig doch nie. 

Wir folgen der jungen, schüchternen Kayla, die steht kurz vor der Versetzung in die Highschool, 
von ihren „inspirierenden“ YouTube-Videos über Schulstunden bis in den Nachbarspool. 

Es wird keine wirkliche Geschichte erzählt, ein Charakterstück, vollkommen und rein, 
besser und passender und authentischer als Elsie Fisher, die hier absolut alles trägt, kann man nicht sein. 

Nicht nur die aktuelle, sondern Jugend allgemein fabelhaft eingefangen, 
mit all seinen Unsicherheiten, Kurven und Daumenzangen. 

Mit einer der berührendsten Reden eines Vaters, die je wurde eingefangen, 
und wer muss bei der Szene im Auto nicht atemlos mitbangen?!

„Eighth Grade“ ist rund, ist wichtig, ist inspirierend und toll, 
da muss etwas schief gelaufen sein, bei demjenigen, der hegt hiergegen einen Groll.

Klar gibt's ein paar Klischees und Muster, die man kennt und früh voraussieht, 
doch das ändert nada an der Tatsache, dass man am Ende vor diesem Geniestreich dahinkniet. 

Zumindest ging es mir so, ich kann und will meine Begeisterung nicht verstecken, 
es konnte in letzter Zeit nur eben selten ein Film mich derart erreichen, trotz aller Widrigkeiten, um mehrere Ecken. 

„Eighth Grade“ gehört geschaut und gefeiert, nicht verschwiegen und verschollen, 
ganz zart und sensibel setzt er ein, seine vollkommen positiven und kräftigen Knollen. 

Werke wie dieses gibt es heutzutage einfach viel zu selten, fast nie, 
daher sag ich's mal wie der Wolle im Anzug: schau nicht nur, sondern sieh. 

Fazit: schlicht und einfach einer der wichtigsten und besten Teenagerfilme aller Zeiten. Sollte von jedem Heranwachsenden gesehen werden, sollte in einer fairen Welt Pflichtprogramm und Überhit a la John Hughes sein - hat in der realen Welt/in Deutschland aber noch immer keinen Verleih/keine vernünftige Veröffentlichung, während sowas wie „After Truth“ (junge) Massen ins Kino lockt. Das sagt eigentlich alles, sowohl über die Filmlandschaft, die Filmrezeption als auch die Gesellschaft als Ganzes. „Eighth Grade“ ist ein kleines, feines, wichtiges Meisterwerk, das in den kommenden Jahren und Jahrzehnten null von seiner Wirkung verlieren und hoffentlich noch von vielen (heranwachsenden) Menschen entdeckt werden wird. 

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