Das große Problem von Exorzist 3 liegt im Titel, denn eigentlich sind die Anknüpfungspunkte lediglich über die Figuren von Karras und Kinderman gegeben, sodass zwar eine gewisse historische Kontinuität besteht, aber eben keine den konkreten Inhalt betreffend.
Der Roman "Legion" von W. P. Blatty, der dem Film zugrunde liegt, ist schon eine Weiterführung des Lebensthemas dieses großartigen Autors, nämlich der Theodizee, also der Frage, warum Gott, ist er doch allmächtig, auch das Böse zulassen kann, aber auf wesentlich höherem und erschreckenderem Niveau als der originale Exorzist, wobei der Neuschnitt allerdings noch mehr Nuancen bringt als der Kassenschlager der 70er. Man kann also verstehen, warum Blatty erst jetzt mit dem Film zufrieden ist.
Es ist ganz offensichtlich, dass der Verleih einen Flop befürchtete (wie sich herausstellte, zu Recht) und daher mit dem völlig aufgesetzten (und von Blatty nicht gewollten), im Buch auch nicht vorkommenden Endexorzismus eine gewisse Rechtfertigung und größere Anbindung an den ersten der Reihe erzwingen wollte, was ihm aber, denke ich, mehr geschadet hat als geholfen. Denn einerseits hat er den erdrückenden Vergleich des Originals zu erdulden, wobei diese quietschbunte Geisterbahnfahrt inszenatorisch nahezu diametral entgegengesetzt zu finden ist. Andererseits ist da noch Boormans völlig missglückter 2. Teil "The Heretic" im Weg, der mit keiner von Blattys Büchern was zu tun hat und die Erwartungen nicht gerade hochschraubte.
Dennoch hat er sich auf Video durchaus zu etwas wie einem Kulthit entwickelt, denn die elegische Inszenierung, unterbrochen durch ungewöhnliche und extrem wirksame Schocks ist geradezu ein Lehrbuch für intelligente Horrorfilme. Das Thema "warum existiert das Böse" löst natürlich auch dieses Werk nicht, will es nicht, schafft es aber in den Dialogen einen schwarzen Witz unterzubringen, der Lachen und Grauen in ein einziges Gefühl verwandelt.
Im Gegensatz zu einigen meiner Co-Kritiker finde ich George C. Scott eigentlich sehr gut, denn dieser Kinderman ist ja bereits von den Ereignissen in der Prospect Street gezeichnet, soll also durchaus müde und abgeklärt sein. Und "Wormtongue" Brad Dourif war nie wurmiger als in seiner Mobilität eingeschränkter Serienkiller. Einzig Jason Miller bleibt - ganz wörtlich - etwas blass, aber seine Rolle gibt auch nicht viel Spielraum, immerhin verkörpert er einen reanimierten Toten.
Ein Film der es schafft, auch nach dem 10. Ansehen ein latentes Gefühl von Unbehagen zu erzeugen, das sich kontinuierlich steigert und einen auch nach den Credits nicht mehr loslässt, das schreit nach der Höchstnote für diesen besten Beitrag zur Exorzist-Reihe, der noch nicht mal wirklich dazugehört, aber einer der besten Hororfilme überhaupt ist. Wenn ich denke, daß ich ihn '91 aus Frustration über den zweiten Teil und genereller Genervtheit von Sequels im Kino ausgelassen habe, könnte ich mich heut noch ohrfeigen!
Abgeschlossen wird Blattys "Böse"-Trilogie literarisch übrigens mit "Twinkle, Twinkle, 'Killer' Kane", der nach dem Erscheinungsdatum sogar der erste der drei ist und als "The Ninth Configuration" vom Autor selbst, wie ja auch E 3, verfilmt wurde. Zwar auch ein sehr guter Film, hat aber inhaltlich nichts mit "The Exorcist" und "Legion" zu tun.
Hurrah for Karamazov!