Zur Kunst, einen guten Film drehen zu können gehört auch die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen. Das mag, je nach Genre, verschiedene Gewichtungen habe, aber besonders wenn es sich nicht um einen direct-to-video Dolph Lundgren Action Kracher handelt sondern um einen lang erwarteten Kinofilm, sollte man diese Tatsache nicht unter den Tisch fallenlassen.
Robert Rodriguez scheint diese Kunst leider nicht (mehr) zu beherrschen. Schon "Desperado" war mir zu eigenartig und holprig, aber "Irgendwann in Mexiko" unterbietet diese mangelnde Qualität noch um ein vielfaches.
Das Script bietet so viele Nebenhandlungen, Intrigen, Verwirrungen und Verwechslungen sowie Logikfehler, dass man spätestens nach einer dreiviertel Stunde jegdlichen Durchblick verliert. Wer steht nun auf wessen Seite? Wer kämpft gegen wen? Was hat das ganze mit den mexikanischen Präsidenten zu tun?
Das schlimmste ist: Selbst am Schluss des Films werden die meisten dieser Fragen einfach dadurch gelöst, dass die meisten handelnden Personen erschossen werden. Das scheint überhaupt das große Stilmittel von Rodriguez zu sein, um Dramatik als auch Humor in seinen Film zu bringen. Immer wenn das Drehbuch mal wieder einen Durchhänger hat, wird irgendjemand möglichst brutal und abartig erschossen, erwürgt, gefoltert oder erstochen. Warum das passiert weiß wohl nichtmal der Regisseur selbst so genau. Hauptsache es spritzt wieder etwas Blut.
Wenigstens hält sich Rodriguez auch beim Rest des Filmes an die selbst aufgestellte Maxime: Je unrealistischer und unlogischer, umso besser!
Was in "Desperado" schon langsam zum Vorschein kam, wird hier zur Vollendung (oder Katastrophe) geführt: Die Actionszenen, die Dialoge und die Charaktere überhaupt sind dermaßen überzogen, dass das ganze eher wie ein Cartoon wirkt als wie ein ernstzunehmender Film.
Erschossene fliegen durch einen kleinen Pistolenschuss meterweit durch die Gegend, die Mariachis beweisen Treffsicherheiten, die selbst den Helden eines John Woo Filmes erblassen lassen würden und die Bösen scheinen immer ins Leere zu schießen. Das hat aber wenigstens den Vorteil, dass man dadurch erkennt, wer überhaupt die Bösen sind...
So geht das munter weiter und wenn nicht gerade lächerlich geschossen und vorallendingen gestorben wird, gibt Antonio Banderas (der mit seinem Steingesicht in diesem Film Steven Seagal alle Ehre macht) ein Soloständchen mit der Gitarre oder werden wirre, aber manchmal ganz amüsante Dialoge zwischen den unterschiedlichen Charakteren geführt.
Diese sind auch das einzige, was den Film sehenswert macht. Obwohl wohl der einzigartig fiese Johnny Depp die meiste Screentime einnimmt, spielen auch Willem Dafoe, Mickey Rourke, Cheech Marin und vorallendingen Ruben Blades ihre Rolle zwar überzogen, aber trotzdem symphatisch. Salma Hayek ist leider nur sehr kurz in Rückblenden zu bewundern und auch dort bestehen ihre Aufgaben nur darin, Actionszenen durchzustehen oder möglichst theatralisch erschossen zu werden.
Im Grunde ein lächerlicher Film, eine Parodie seiner selbst, der aber aufgrund seiner ständigen Action und der bekannten Darstellerriege wenigstens einigermaßen unterhaltsam ist.
4/10