Voller Vorfreude bin ich ins Kino gestürzt und...
wieder mal muss ich imo leider sagen, dass ein Film nicht mit seinem Vorgänger mithalten kann. Ich habe nicht viel erwartet, außer einem coolen Film mit abgefahrenen Charakteren, viel Salma Hayek und geilen Schießereien. Bekommen habe ich leider nur die Ballereien.
Dabei waren die Voraussetzungen gar nicht mal so schlecht. Der alte Regisseur (Rodriguez) tritt mit seiner alten Stammgarde (Banderas, Hayek, Marin, Trejo) ein weiteres Mal an, um für eine gewisse Art von Gerechtigkeit zu sorgen. Dazu gesellen sich noch Eva Mendez (sehr lecker), Johnny Depp, der erst kürzlich in "Fluch der Karibik" einen absoluten Geniestreich hinlegte und William Dafoe, der auch schon etliche gute Rollen gespielt hat. Woran hapert's also? Das hat imo mehrere Gründe:
1) Die Charaktere sind längst nicht mehr das, was sie noch im Vorgänger waren. Gerade Cheech Marin und Danny Trejo sind in ihren Rollen totale Fehlbesetzungen, da man sie ständig mit dem Vorgänger (wo sie ja abgekratzt sind) in Verbindung bringt und deshalb ständig Vergleiche zieht, bei denen sie in ihren neuen Rollen gnadenlos abstinken. Cheech Marin spielt wieder irgendeinen Siffo, kommt aber zu keinem Zeitpunkt an seine Leistung in Desperado ran (da spielte er den Wirt). Das Gleiche ist es mit Danny Trejo, der die Klasse seines stummen Messerwerfers auch nicht mehr erreicht.
Salma Hayek ist dämlicherweise nur in Rückblenden zu sehen und kann ihre Rasse (o Gott, diese Kurven) in gerade Mal einer Szene zeigen. Extrem schwach. Das Gleiche gilt für Eva Mendez, die ebenfalls nur sehr kurze Auftritte hat.
William Dafoe ist auch kein rechter Bucho-Ersatz und bekommt obendrein viel zu wenige Auftritte, um sein Können zu zeigen.
Die einzigen Darsteller, die überzeugen können, sind Banderas und Depp. Banderas konnte an seiner Rolle auch nicht viel ändern und gibt abermals den schweigsamen Killer, der seine Gegner scharenweise umlegt. Johnny Depp ist imo aber der eigentliche Star des Films. Seine sarkastische Darstellung des miesen CIA-Agenten ist absolut köstlich und rettet den Film vor einem echten Desaster.
Dann wären da noch ein paar Nebenrollen, wo lediglich Mickey Rourke und ein Kumpel des Mariachi eine passable Darstellung abliefern. Enrique Iglesias kann man - wer hätte das gedacht - getrost in den Skat drücken. Auch hier ist eine starke Verschlechterung gegenüber Desperado zu verzeichnen. Wo im Vorgänger auch kleine Nebenrollen mit abgedrehten Charakteren besetzt waren (z.B. Quentin Tarantino, der Partner des Wirts, die amerikanischen Touristinnen etc.) herrscht beim aktuellen Film gähnende Langeweile.
2) Der zweite Aufhänger ist die Story. Im ersten Teil war es irgendein kleines Kaff am Arsch der Welt. Alles in allem war das eine Art moderner Mexikaner-Western und deshalb passte die ganze Mann-mit-Gitarrenkasten-voller-Knarren-will-sich-an-ortsansässigem-Bösewicht-rächen-Geschichte voll und ganz ins Bild.
Im neuesten Film spielt plötzlich Politik eine Rolle. Es geht um den Präsidenten, einen putschenden General, ein Kartell, das sauer auf den Präsidenten ist und einen CIA-Agenten zwischen den Fronten. Das Ganze ist arg verwirrend und mittenrein in diesen Fitz gerät der Mariachi, der den Präsidenten beschützen soll (*gäääähn*) und obendrein noch Rache an dem General nehmen will. Warum? In etwa der gleiche Grund wie beim Vorgänger (*doppelgääähn*).
3) Langatmigkeit. Der Film hat imo recht viele Längen und lässt klar den Drive des Vorgängers vermissen. Außerdem habe ich dieses Augenzwinkern aus Desperado über weite Strecken vermisst. Mir war der ganze Film irgendwie zu ernst, um mich dauerhaft amüsieren zu können.
Das klingt jetzt alles so, als wäre "Irgendwann in Mexiko" der letzte Dreck. Ist aber nicht der Fall. Der Film ist durchaus für einen halbwegs unterhaltsamen Abend tauglich. Das liegt zum einen an einem grandiosen Johnny Depp, zum anderen an vielen kleinen amüsanten Einlagen, die immer wieder eingestreut werden. Dummerweise gehen auch hier wieder die meisten auf das Konto von Depp.
Die Action passt eigentlich vorn und hinten und ist auch mit recht guten Einfällen gespickt. Und wenn dann Banderas ordentlich ein paar Eier zerquetscht und Johnny Depp trotz rausgeschnittener Augen seine Gegner umlegt, dann hat man kurzzeitig wieder das Feeling aus dem Vorgänger.
Vom Gewaltpegel her ist der Film eigentlich recht human. Die Schießereien sind nicht sonderlich blutig. Lediglich die Sache mit den Augen ist recht happig. Und was dem General passiert, ist echt das Krasseste, was ich seit langer Zeit gesehen habe. Sick Shit, kann ich da nur sagen. Aber trotzdem sollte man keine übermäßig blutige Metzelorgie erwarten, nur weil der Film ab 18 ist. In die Kategorie dürfte wohl eher Kill Bill fallen, der bald anlaufen wird.
Fazit : Gehirn komplett abschalten, Wünsche bezüglich Salma Hayek von der Liste streichen, den Vorgänger weitestgehend vergessen - dann kann man mit "Irgendwann in Mexiko" einen recht vergnüglichen Abend haben. Ich gebe zu, dass ich enttäuscht war, aber der Film taugt aus meiner Sicht zumindest wesentlich mehr als "3 Engel für Charlie - Volle Power" und "Tomb Raider - Die Wiege des Lebens".
5/10