Es tat weh. Ich ging ins Kino und freute mich wie viele andere schon Jahre auf diesen Film. Leider wurde ich bitter enttäuscht. Die Story und der Film hatten soviel Potential, und das meiste davon wurde einfach verschenkt. Die Geschichte ist gut, da kann man nicht meckern. Verschiedene Gangster, Pistoleros und Hintermänner vertreten Ihre Interessen und schon Anfangs kann man sich denken, dass das nur wenige überleben. Leider sind die Darsteller hierbei entweder unterfordert, oder überfordert. Kurz zur Story: Der Mariachi (Banderas) wird von einem im Hintergrund die Fäden ziehenden CIA Mann (genial: Johnny Depp) engagiert, um den General zu töten, der die Frau der Mariachis (Bella Carolina: Salma Hayek) und seine Tochter tötete, und in Kürze für den Drogenbaron Barrilo (Willem Dafoe) den mexikanischen Präsidenten putschen soll. Um den Drogenbaron soll sich ein von CIA Mann "Sands"
reaktivierter, abgehalfterter FBI Mann kümmern, der wie jeder in diesem Film auch noch eine Rechnung offen hat. Das ganze läuft dann zum unvermeidlichen Showdown hinaus, funktioniert aber einfach nicht. Der Film ist derart überladen und überdreht, dass er nur noch nervt. Klar, der Mariachi muss verbittert und wortkarg sein, aber im Gegensatz zu "Desperado" nimmt er sich selbst viel zu ernst. Früher nutzte er seinen Ruf um die Gegner einzuschüchtern, trotzdem war ihm klar das er oftmals einfach nur "Schwein gehabt" hatte. "Manito" (sein richtiger Name) ist nicht mehr dieselbe, noch halbwegs menschliche Figur aus Desperado. Er ist zu der überstilisierten Legende geworden, über die sonst nur Geschichten erzählt wurden. Das macht ihn weniger sympathisch als früher. Und seit wann ist Carolina Messerwerferin? Das passt ebenso wenig. Der Drogenbaron und seine rechte Hand (mit Dafoe und Mickey Rourke eigentlich zwei Top Schauspieler) haben nicht mal halb soviel Charisma wie Bucho und seine genervten Jungs aus Desperado.
Einzig Johnny Depp reißt noch einiges raus. Im Gegensatz zum Film an sich, spielt er gewohnt sarkastisch, genial und skrupellos. Und nimmt sich dabei selbst nicht zu ernst. Er ist der heimliche Hauptdarsteller des Films, gnadenloser Realist und locker 3x so hart drauf wie der Mariachi, wie man besonders am Schluss sehen kann, den ER sieht nichts mehr. Das macht ihm allerdings nicht viel aus.
Nun noch zwei große Nervfaktoren: Die plötzlich patriotische Ader des Mariachis. Was soll das? Seit wann solidarisiert sich ein Desperado mit der Staatsgewalt? Das ist ein Widerspruch in sich. Und das Jammerlappengesicht von Mariachi Kumpel Iglesias ? Wie hat sich dieser Schnulzensänger in so einen Film verirrt?
Fazit: Überdrehte, überladene Racheoper, der es am Charme des Einfachen fehlt. Einige gut in Szene gesetzte Schießereien aber viel zu viele Längen. Ohne Johnny Depp wäre dieser Film überhaupt nicht zu ertragen, meine Wertung wäre in diesem Fall noch schlechter ausgefallen.