Liebe Trash-Fans!
Wollt ihr eure Leidenschaft zur Abwechslung auch mal massenkompatibel ausleben? Wollt ihr endlich mal freudig von eurem letzten Filmerlebnis berichten, ohne dass ihr gleich ob eures miesen Geschmacks und eurer Anspruchslosigkeit bemitleidet oder gar gehänselt werdet? Dann nichts wie rein ins nächste Multiplex-Lichtspielhaus, denn dort wird dem Affen gerade so richtig Zucker gegeben.
Okay, der „Süßstoff" den der arme Albino-Gorilla George eher unfreiwillig einnimmt, ist eigentlich ein chemischer Kampfstoff, der durch ein gescheitertes Genexperiment im All freigesetzt worden war. Er hat auch ein paar unangenehme Nebenwirkungen in Form rapiden Wachstums und geradezu mordlüsterner Aggressivität. Ja, ihr könnt euch sicher schon denken, wo die ganze Chose hinführt. Genau, in eine Zerstörungsorgie von geradezu apokalyptischen Ausmaßen, zumal auch noch ein Wolf und ein Krokodil in den Genuss der Wunderdroge kommen.
Jetzt wäre es natürlich recht lahm, wenn die Biester in irgendeiner Wüste, oder irgendeiner anderen Ödnis ihr Unwesen treiben würden. Aber keine Angst, so doof sind die Macher um Brad Payton (Regie) Carlton Cuse (Skript) und New Line Cinema (Production Company) natürlich nicht. Also lassen sie die Firmenbosse des sinsitren Genmanipulationskonzerns „Energyne" ein Signal aussenden, das die bösen Biester in ihre Zentrale nach Chicage lockt (klar, die ist im Sears Tower). Schließlich will man den ansonsten verloren gehenden Stoff direkt vor Ort extrahieren und wozu sollte man das an einem ruhigen Plätzchen tun? Egal, jedenfalls hat man die Viecher nun in einer Millionenstadt und kann das bewährte Emmerich-Szenario durchziehen. Aber hallo, da gibts dann aber auch wirklich ordentlich auf die Zwölf. Da dürften eure Monsterklopper-Herzen Kapriolen schlagen, denn das wüste Trio lässt wirklich keinen Stein auf dem anderen und spielt mit dem anrückenden Militär ein fröhliches „Wir hauen dein Playmobil kaputt".
Und ob ihr es glaubt oder nicht, neben euch wird die Family-Entertainment-Wir-lieben-jeden Superhelden-Fraktion frenetisch Beifall klatschen, obwohl sie natürlich Sharknado und Konsorten mit derselben Inbrunst als debilen Hirnfurz für das Schwachmaten-Proletariat verteufelt. Des Rätsels Lösung ist schnell benannt und mit einer Zahl sowie einem Namen auch ganz leicht zu lösen: 120 Millionen $ und Dwayne „The Rock" Johnson. Erstere steht für richtig teuren Scheiß (was hier absolut wörtlich zu nehmen ist) und letzterer steht für richtig knackige Massenattraktionen bzw. richtig knackig attraktive Masse. Wie dem auch sei, das Budget ist erkennbar samt und sonders in die Monstereffekte geflossen und Johnson hat unlängst dem 08/15-Familienabenteuer „Jumanji" zu einem Milliardeneinspiel verholfen.
Diesmal ist es aber kein fiktives, sondern ein existierendes Computerspiel, das der kruden SiFi-Fantasy-Abenteuer-Sause den Namen gibt. Der Arcade-Klassiker „Rampage" wartete mit der genial doofen Prämisse auf, dass sich der Spieler in ein Monster der Wahl vewandelt (eben jenen Gorilla George, einen Werwolf oder einen Dinosaurier) und daraufhin so viel urbane Strukturen in die Steinzeit kloppt wie nur irgend möglich. Das war den Filmverantwotlichen dann offenbar doch ein wenig zu äh wenig, also ersannen sie die Hintergundstory um den feinfühligen Primatologen-Bodybuilder Davis Okoye (Johnson), der wilde Tiere per Zeichen-und Gebärdensprache zähmt, und das weniger feinfühlige Geschwisterduo Claire und Brett Wyden, das den ererbten väterlichen Konzern zur illegalen Genforschung missbraucht.
Dieser pseudowissenschaftliche Thriller-Unterbau wird dann auf unnachahmliche Hollywoodart so souverän, zügig und an den richtigen Stellen humorvoll abgespult, dass man sich durchweg bestens unterhalten fühlt. Vor allem aber ist es mal wieder der ehemalige Wrestlingstar, der wie einst Arnold Schwarzenegger einfach ein durch und durch knuffiger Muskelberg ist, der trotz wenig imposanter Schauspielkunst jede Szene dominiert und mit einem Leinwandcharisma gesegnet ist, das auch die kompetenteste Fachausbildung in hundert Jahren nicht vermitteln könnte. Ob im ironisch-herzlichen Clinch mit Gorilla-Buddy George, als integrer Mahner mit Rückgrat gegen all die Mitläufer und Befehlsempfänger, oder als Combat-Superheld im Krawumm-Finale, Johnson gibt immer eine blendende Figur ab. Das haben ersichtlich auch Naomie Harris (als studierter Love-Interest) und Jeffrey Dean Morgan (als bornierter Geheimdienst-Cowboy) ganz schnell kapiert und sich brav in den Dienst der großen Johnson-Show gestellt.
So, liebe Trash-Fans, notiert euch den Kinobesuch rot im Kalender, denn näher werdet ihr der öffentlich akzeptierten Auslebung eurer filmischen Leidenschaften nicht mehr kommen. „Rampage" ist lupenreiner Trash, der trotz A-Besetzung und A-Budget sämtliche Genre-Werte stolz und lautstark unters Kinovolk posaunt. Ob die johlenden Massen das auch erkennen, steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt, aber mal ganz ehrlich, so ein klein wenig elitär wollt ihr euch doch trotzdem noch fühlen, oder? Also gebt den Affen Zucker, es wird euren Spaß nur noch befeuern.
Mit freundlichen Grüßen aus der akkreditierten Culture-Trash-Zentrale.