„Wenn man nicht auch einmal einen richtig schlechten Film genießen kann, dann liebt man Filme nicht wirklich“ – Dies sagte einst Filmkritikerin Pauline Kael, und sie hatte Recht. So sehr, dass man auf viele Filmemacher zurückblicken kann, die einst den „schlechtesten Film aller Zeiten“ drehen wollten, um ordentlich zu unterhalten. Oft verfehlten sie ihr Ziel und langweilten nur. Ed Wood kam dem Ziel sehr Nahe. Doch der Preis geht mit ziemlicher Sicherheit an Çetin Inanç für sein ’82er-Meisterwerk „Dünyayi kurtaran adam“, auch bekannt unter „The Man who saves the World“, aber zu Berühmtheit gekommen unter dem Titel „Turkish Star Wars“. Dieser Film kann sich eindeutig mit den Attributen „schlecht“, so wie auch „maßlos unterhaltsam“ schmücken.
Nach dem Erfolg von George Lucas’ „Star Wars“-Trilogie, wollte der türkische Regisseur Çetin Inanç das Science-Fiction-Pendant in seinem Heimatland drehen. Das Minimum an Budget reduzierte allerdings die „Star Wars“-Oper auf eine recht eigentümliche Geschichte zweier Männer mittleren Alters, gekleidet in eigenartigem Polyester-Anzügen, die die Welt vor einem despotischen Osmanen mit Stachel-Maske, retten versuchen. Soweit so gut, unsere Helden sind also Cüneyt Arkin, der Schauspieler, den man ruhig als türkischen Volkshelden bezeichnen kann, und Aytekin Akkaya. Beide sehen unbeteiligt und cool genug aus, um dem absurden Sammelsurium aus Gegnern, die allesamt entweder der Muppetshow oder einem Bastelkurs aus der dritten Klasse entsprungen zu sein scheinen, ordentlich in den Arsch zu treten.
Was das mit „Star Wars“ zu tun hat? Die Anfangssequenz, nachdem die höllisch dillethantischen Anfangscredits beendet sind, besteht aus Arkin und Akkaya, wie sie mit Motorradhelm und Walkie-Talkie-Ohrstöpseln vor einer Rückprojektion von der finalen „Krieg der Sterne“-Schlacht um Yavin IV sitzen, und mächtig ernst dreinschauen. Während also die X-Wings und TIE Fighters im Hintergrund eine der aufregendsten Weltraumschlacht der Filmgeschichte austragen, scheinen unsere beiden Helden ganz in Ruhe und ohne mit der Wimper zu zucken, zu kommunizieren. Zwischen dem „Krieg der Sterne“-Footage wurde dann auch noch Bildmaterial von echten Raketenstarts und Leute, die irgendwelche Hebel bedienen, montiert. Dazu spielt John Williams’ Originalmusik aus dem Indiana Jones-Film „Jäger des verlorenen Schatzes“. Das sieht alles sehr verwirrend, und in keinster Weise organisiert aus. Dieser legendäre Anfang sieht so unmenschlich billig aus – und ist tricktechnisch noch der bessere Part des Films.
Denn was jetzt folgt ist Pseudo-Martial Arts gegen die hanebüchensten Monstren der Galaxis. Die Helden versuchen also irgendwelche Höhlenbewohner, deren Frauen nichts besseres zu tun haben, als Cüneyt Arkin derart verstört anzugrinsen, als hätten sie sich zuvor Sehnerven und Gehirn weggekokst, vor den Mumien und Skeletten des bereits oben erwähnten stachelhelmigen Obermotzes zu verteidigen. Dass wir uns richtig verstehen: Die Mumien sind nichts weiter als in Toilettenpapier eingewickelte Extras, die an ihren Fingern Stoffdreiecke angeklebt haben, damit es so aussieht, als würden Krallen das Leben Cüneyts gefährden, und die Skelette sind nichts weiter als normale Schauspieler in Kostümen, auf denen die weißen Umrisse eines Skeletts draufgezeichnet sind…
Und so geht das die ganzen 90 Minuten. Zu den Filmmusiken aus „Star Wars“, „Kampfstern Galactica“, „Ben Hur“, „Moonraker“ und „Planet der Affen“ prügeln sich die Türken mit den beängstigend schlechten Frisuren gegen eigenartige Aliens mit noch eigenartigeren Oberlippenbärtchen auf einem außerirdischen Planeten, der durch Einbinden von Dokumentaraufnahmen von den Pyramiden von Gizeh und der Sphinx leicht lächerlich gemacht wird. Wegen des Fehlens multipler Tonspuren wird der geklaute Score immer wieder von den völlig überzogenen Sound Effects unterbrochen. Und auch das Design des Films sieht nicht besser aus. Die Kulissen bestehen aus Pappmache, wenn der Bösewicht seine Macht einsetzt, schiebt der Kameramann nur ein rotes Glas vor die Linse, und wenn wir etwas auf dem außerirdischen Schirm sehen, dann scheint ein Walumriss in Tonpapier ausgeschnitten, und vor die Kamera geklatscht worden zu sein.
Eins der Highlights des Filmes ist die Trainingssequenz, in der die beiden Helden in köstlicher Beharrlichkeit auf irgendwelche Felsbrocken einhämmern, um ihre Kräfte aufzufrischen. Mit ernsthafter Mine bindet sich Cüneyt ein Haufen Steine an die Beine und rennt wie ein Irrer durch die türkische Wüste. Klasse auch das Monsterdesign: Neben den oben bereits angesprochenen Mumien, haben wir hier zwei waschechte Fieslinge: Ein Chewbacca-Vieh, dessen Finger aus einem Meter Lametta besteht, der unmotiviert von seinen Händen herabhängt. Heimlicher Star ist aber das rote Wuschelmonster, das ein mutierter Sesamstraßen-Character zu sein scheint. Er hat das originale „Power Rangers“-Posing drauf und scheint auch sonst wenig intelligent zu sein. Ein echter Brüller sind die Schätze, nach denen die beiden Opponenten suchen: Ein Zick-Zack-Schwert, anscheinend aus Pappe hergestellt, das so scharf zu sein scheint, dass es kein Problem für Cüneyt ist, es sowohl am Griff, als auch mit der Hand an der Klinge zu führen, sowie ein separiertes Supergehirn.
Man könnte noch so viel berichten. Von der Transformation der Geliebten des Bösewichts zu einer Zombiedame, und dann in eine Spinne, von der krassen Gehirnwäsche, bei der Aytekin auf einem Telefonkabel herumkauen muss, und von den gemeinen „Splatter“-Effekten zum Ende des Films. Nachdem nämlich Cüneyt das goldene Schwert in einem Eimer verflüssigt hat, gibt er seine Hände in die Pampe und hat seitdem goldene Handschuhe an, die es ihm ermöglichen ganze Köpfe von den Körpern der Mumien und Monstern zu schlagen. Erwähnenswert ist auch, dass die Köpfe, beim Auftreffen auf andere Gegner effektvoll explodieren – warum auch immer.
Der Leser wird gemerkt haben, „The Man who saves he World“ ist ein Riesenspaß. Obwohl unendlich billig und debil hergestellt, besitzt der Film einen Charme durch seine gewollte Ernsthaftigkeit. Dem türkischen Kino ist es zu verdanken, dass dieses Sammelsurium aus Absurdität, ja fast surrealer Blödheit, überhaupt verwirklicht wurde. Und auch wenn man keinen Satz türkisch versteht – „The Man who saves he World“ ist und bleibt ein echtes Meisterwerk aus dem Trash-Sektor. Oft gibt es Filme, die so schlecht sind, dass sie wieder gut sind – Dieser ist so schlecht, dass er schlicht genial ist!