Review

Thomas allein gegen Clause


Wir und der Rest der Welt gucken seit Jahrzehnten dem braven, unschuldigen Kevin in „Home Alone“ zu, die Franzosen gucken ihren eigenen (älteren!), leider viel zu unbekannten Weihnachtsklassiker über einen kleines Kind, dass sich mit Fallen, Ideenreichtum und Gadgets gegen einen Eindringling erwehren muss - „Deadly Games“! Und auch wenn die Parallelen da sind und die Macher sich des Öfteren gegenseitig Plagiarismus vorgeworfen haben, ist dieser nicht zimperliche Santa-Home Invasion-Horror doch sein ganz eigenes Biest... 

„Deadly Games“ wirkt wie eine Mischung aus abschreckenderer Weihnachtsgruselgeschichte, „Son of Rambow“ und eben dem Alptraum der feuchten Banditen. Nur in noch viel düsterer und fieser, als man bei dieser Beschreibung meinen könnte. Ein echt giftiger Gem, den viel mehr Leute zu dieser Zeit des Jahres entdecken müssten. Auch Fernsehsender dürften den ruhig mal ausgraben und verbreiten, statt die fünftausendste Wiederholung von Kevin zu zeigen... „Deadly Games“ sieht klasse aus, ist der Grauen für jedes Kind und macht obendrauf einfach eine Menge Spaß und überrascht mit seiner Härte und seinem Nihilismus. Das ist straight, heftig für die Ausgangslage und hat noch immer Schockpotenzial. Wer den als Achtjähriger sieht, ist fürs Leben gezeichnet. Kein Wunder, dass die Franzosen in Sachen Horror und Härte uns Deutschen noch immer weit voraus sind. Wenn sie mit sowas aufwachsen bzw. schon früh konfrontiert werden :). Mir gefällt von vorne bis hinten richtig viel an dieser weihnachtlichen Hausbelagerung - von den kreativen Waffen, Fallen, Tricks über einen der angsteinflössenderen Santas überhaupt bis hin zum unübersehbaren 80er-Cheese inklusive „Eye Of The Tiger“-Gedächtnis-Cover und Trainingsmontage. Nicht zu vergessen das Bangen um den Großvater. Packend. Unvergessen, sobald einmal gesehen. Wer also „Kevin allein zuhaus“ mitsprechen kann, kann hier eine bitterböse Alternative finden. 

Fazit: viel mehr als nur „Home Alone“ in dunkler und für Erwachsene. „Deadly Games“ ist eine (lange Zeit) verschollene und viel zu unbekannte Xmas-Perle voller Herz, Humor und Horror. Uneingeschränkt empfehlenswert. Eine abgefahrene, mutige Kombi, die man nicht erwartet und nicht allzu oft sieht. Unfassbar grimmig. Nichts für Kinder. Da sieht Kevin etwas blass, naiv und ungefährlich gegen aus... 

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