Review

Deadly Games (1989)

Einen Sack voll Spoiler hab ich auch dabei!

„Alle Kinder glauben an Magie. Sie hören erst auf, daran zu glauben, wenn sie erwachsen sind. Außer denen, die vor Enttäuschung über die Wirklichkeit nichts mehr von ihr erwarten“. (Bruno Bettelheim, berühmter aber umstrittener Kinderpsychologe)

Endlich mal ein Film-Kleinkind welches einem nicht auf den Sack geht (Burnt Offerings z.B.), sondern darstellerisch alle anderen "Mitspieler" in den selbigen steckt. Hut ab vor Alain Lalanne, der unseren kleinen Nachwuchs-Rambo Thomas mit dem Herz am richtigen Fleck und eindringlich performt. Ein gar liebenswerter Knirps, der trotz seiner Intelligenz und technischen Versiertheit noch an den Weihnachtsmann glaubt. Mama Julie (Brigitte "La Boum" Fossey) ist alleinerziehende und vielbeschäftigte Frau, führt ein eigenes Spielzeugwaren-Unternehmen und wohnt dementsprechend. Riesen Villa mit gefühlt 378 Zimmern, und mindestens ebenso vielen Balkonen, Treppen und Gängen. Dazu ist das Haus mit Falltüren, Kameras, Kühlschränken mit Hinterausgang, Lautsprechern und allerlei "Dschungel -Zeugs" vollgestopft. Selbst den Motion Tracker aus den Alienfilmen hat unser kleiner Einzelkämpfer um den Arm geschnallt, der nebenbei auch noch diverse Kameras und Gerätschaften im Haus bedient. Das ganze Haus gleicht einem einzigen Rambo-Spieleland. Plastikhandgranaten, Sit-Up Maschine, Pfeil (mit Saugnapf) und Bogen, Murmeln, Plastik-Wurfsterne, alles was man so in einem gutsortierten Kinderhaushalt nunmal findet...meist hat Thomas auch ALLES am Körper dabei.

Lange Rede kurzer Sinn, der heilige Abend steht an, der geliebte Opi schläft, Mutti arbeitet und Thomas lauert in freudiger Erwartung unter'm Wohnzimmertisch. Kameras laufen, Motion Tracker an, Plan läuft wie am Schnürrchen...bis er einschläft. Geweckt wird er von verdächtigen Geräuschen aus dem Kamin....HURRA, es ist soweit, gleich hab ich dich du Weihnachtsmann!

Doch statt dessen liegt plötzlich Thomas Hund tot vor seinen Füßen, ein blutiges Kuchenmesser blitzt auf und ein psychotischer und geisteskranker Mann im roten Papa Noel Kostüm starrt angsteinflößend unter den Tisch...Als Thomas kurz darauf am Fuß blutend in einem seiner vielen Verstecke sitzt, hat er nicht nur die Hosen gestrichen voll sondern alsbald auch die Nase!

Mit tränenerfüllter aber trotziger und mutiger Stimme schallt es nach den ersten fiesen und blutigen Aufeinandertreffen mit dem falschen Papa Noel bald darauf durch die Hauslautsprecher:

"Du weißt nicht wo ich bin, nicht wahr? Du kannst es nicht wissen weil du das Haus nicht kennst. Das hier ist mein Reich und es wird dir leid tun dass du hier bist. Du hast meinen Hund getötet, du wolltest meinen Großvater töten und hast mir wehgetan... und nur weil ich dich mal sehen wollte. Aber jetzt bin ich auch sauer, und Weihnachtsmann oder nicht ich schwör' dass ich dich fertig mache!"

Unter "dramatisch-trashiger" Bonnie Tyler-Mucke und mit Gürtel zwischen den Zähnen wird erstmal noch schnell die Wunde verbunden, flux noch aus 'nem Stuhl 'ne Gehhilfe geklöppelt, Kriegsbemalung aufgelegt, die ersten Fallen aktiviert und ....

Thomas aussichtloser Kampf gegen einen scheinbar übermenschlichen Gegner kann beginnen!

René Manzor's zweiter Langfilm hat zwar hier und da die ein oder andere kleinere Länge und so ganz rund wirkt die ganze Sache dann insgesamt doch nicht, aber zu verbessern findet man ja eigentlich immer irgendetwas. Hier sollte man einfach mal mit dem zufrieden sein was man bekommt und das ist ein durchaus ideenreicher, harter, blutiger, düsterer, rockig und psychedelisch klingender Weihnachtsfilm mit viel Liebe. Der falsche Geschenkebringer bekommt sogar noch einen kleineren Background spendiert und auch auf Thomas Vater wird noch eingegangen, passt.

Der Star dieses Filmes aber bleibt Thomas! Wie genial z.B. die Szene als er barfuß auf dem schneebedeckten Dach herumklettert, gerade noch so eben dem schlitzenden Weihnachtsmann durch eine Fensterluke entkommen, und nun weinend, zitternd und nach Mami rufend hinter'm Schornstein klemmt, sich aber hin und wieder mit Opi über Walkie Talkie unterhält um zu sehen ob es ihm im Versteck noch gut geht und er spricht:

Ja, alles klar Opi. Nur das Telefon funktioniert nicht, aber mach dir keine Sorgen ich werd' über meinen Computer den Seenotruf rausgeben, ja, den wird bestimmt Jemand auffangen. Also bleib ganz ruhig Opi, Ich hab die Situation fest im Griff!

Herrrlich! "Vor Angst zitternder Minikämpfer beißt auf die Zähne und beschützt seinen geliebten Opi"! Wenn das keine tolle Weihnachtsgeschichte ist, was dann?

8,5 von 10 "bombigen" Ritterrüstungen

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