Review

You Have to Make Money. It’s a Business.” (Jesse V. Johnson.)
If you can get Scott Adkins, we’ll make it right away.” (Ehud Bleiberg, Bleiberg Entertainment.)

Neben einigen mehr oder minder abgehalferten (Ex)Stars, die sich ihr Zubrot statt wie gewohnt auf der großen Leinwand nunmehr im Genre des B-Actionfilmes für die Streamingdienste und den Direct to Video - Bereich verdingen, und ebenso älteren Recken der Generation wie Van Damme oder Lundgren, die immer noch als Zugpferd gelten, da kein Nachwuchs vorhanden ist, ist es vor allem der Brite Adkins, der dies zur Nische gewordene Kulturgut bereichert und nahezu eremitenhaft als 'Nachwuchshoffnung' und Alleinunterhaltung für diese Sorte Film verantwortlich ist. Adkins macht die Aufgabe und seine Berufung zum Glück auch mit viel Fleiß, Sympathie und eigenen Engagement, was diese Autonomität etwas anreichert und allgemein nicht zu unterschätzen und vielmehr zu würdigen ist, da selbst wenn die Budgets weiterhin natürlicherweise gedrungen und trotzdem die frischen Paarungen mit den Regisseuren Jesse V. Johnson und möglicherweise demnächst häufiger William Kaufman sowie die derzeit auf Eis gelegten Kollaborationen mit Isaac Florentine (zumeist zumindest) die Referenz in der aktuellen No-go-Area des Filmbusiness sind.

Gerade die seit kurzem vonstatten findende Zusammenarbeit mit Johnson hat einige Befürworter erregt und hoffentlich neben lobenden Worten und Schulterklopfen der wartenden Meute auch ihre pekuniären Rendite erzeugt; wenigstens haftet den Arbeiten um Savage Dog, Accident Man und eben The Debt Collector der positiv scheinende Eindruck einer problemlosen Vermarktung und auch schnellen Distribution in alle wichtigen, sprich wirtschaftlich vielversprechenden Länder an. Titel, die gesehen werden und rezensiert, vielleicht auch empfohlen und so mit Gegenwert der Konsumenten ausstaffiert. Die Nachfrage ist noch da. Das Bedürfnis nach Mehr davon noch nicht gestillt. Genug der Vorrede mit den leeren Worten, den hohlen Phrasen, und auf in das Gefecht:

Für den ehemaligen Armisten French [ Scott Adkins ] läuft es nicht so gut mit dem Neuanfang im Zivilleben, die eigens in Venice aufgebaute Kampfschule wirft nichts ab und zieht nur Schergen an, die mit einem viel zu geringen Übernahmeangebot und viel schlechten Manieren provozieren. Da auch die Wohnung wegen ausbleibender Mietzahlung kurz vor dem Verlust steht, macht der Bekannte Alex [ Michael Paré ] eher unwillig ein Angebot. French könnte sich ja als Schuldeneintreiber bei Kredithai Tommy [ Vladimir Kulich ] verdingen, und dort bei dem etwas abgewrackten Sue [ Louis Mandylor ], einem früheren Boxer und B-Filmsternchen in die Lehre gehen. Das unterschiedliche Duo fängt Freitag an und soll bereits am Sonntag einen Spezialauftrag für Gangster Barbosa [ Tony Todd ], einem Kumpel von Tommy erledigen.

"Like a fucking Kung Fu Movie" startet der Film, ohne viel Worte, dafür mit einer zünftig ausgiebigen Prügelei gegen ein, zwei, drei Leute, stilecht in einem Dojo auch noch, welches allerdings kurz vor der Aufgabe, dem Ruin durch zuwenig Kundschaft und mehr Ausgaben als Einnahmen steht. Auch die Miete für die Wohnung ist seit Wochen nicht bezahlt, was zum wütenden Ausbruch des Vermieters vor der geschlossenen Tür und mit dem geschrieenen "just pay up!" zur Erklärung des Arbeits- und Alternativtitels The Pay Up führt. Geld bzw. Geldnot als Antrieb, immer ein guter Motivator, der auch noch jedem verständlich und glaubhaft für Leute in der Bredouille ist.

Wenig Vorrede also bei der Prämisse, dafür muss anschließend in den einzelnen Episoden vom großen Ganzen etwas mehr kommuniziert bis gleich geschwafelt werden, bedient man dort doch auch anteilig die Actionklamotte bzw. das lakonische Buddy Picture, zu dem die gefälligen Wortwechsel als Anzeichen der Lässigkeit wie das Amen in der Kirche zum Halleluja gehören. Überhaupt strahlt der bereits vor 15-20 Jahren geschriebene, ursprünglich auch mal mit Van Damme und Adkins angedachte und zuletzt von Stu Small im Dialog etwas überarbeitete Film mehrere Stilrichtungen aus: Als etwas festgefahrenes, dafür aber ruppiges Prügelabenteuer, dass einer vergangenen Zeit angehört, mit einem Aufbau aus dem Nichts und der Einführung des Protagonisten in eine gänzlich andere und gänzlich neue, in dieser Struktur an den eher dünnen Pilotfilm einer kommenden Serie erinnernden Geschicht'. Mit dem Ausflug in eine stets handgreiflich werdende Gesellschaft, in der die gegenwärtige Gewalt immer wieder durch humoristische Spitzen unterschiedlicher Natur wie dem Klamauk, oder der Satire oder der liebevollen Selbstreferenz (das Videothekenposter von Sues altem Ninjaheuler!) unterbrochen und auf Unterhaltungsniveau gehoben und dort belassen wird. Trocken wie die Sprache und die Stunts ist auch die Fotographie, wird das Geschehen gleichzeitig sonnendurchflutet und ausgegerbt, entsättigt und mit dennoch kräftigen Schärfen angesetzt. Das sieht gut aus und ist trotz überschaubarer Drehzeit von vier Wochen, langen, harten Drehtagen und den von vornherein eingeschränkten Möglichkeiten wertig produziert.

Das Problem ist nur, und das macht sich auch recht schnell bemerkbar, der Film ist in der ersten Stunde trotz viel violenter Konfrontationen und Eruptionen ein wenig sehr laissez-faire und so für geraume Zeit mit wenig und irgendwann auch zu wenig Antrieb gespickt; er wäre wohl gerne wie die von Shane Black initiierten Kiss Kiss Bang Bang und The Nice Guys als Kumpelkomödie mit Prügelallüren im robust-alten Stil aufgetreten, hat aber dafür nicht den entsprechenden (Krimi-)Unterbau, ist (im Vergleich bleibend) eher Ron Shelton und auch ansonsten fehlt es am nötigen narrativen Intellekt oder dem Blabla-Geschick. Es bleibt eine schlichte Anekdotenreihung in Once Upon a Time in Venice - Manier, die im letzten Drittel etwas die Kehrtwendung macht und dort plötzlich auch emotionalen und dramatischen Unterbau mit einem Sprungbrett aus der Eindimensionalität heraus und final noch einen schwerwiegend blutigen Showdown mit der Bleispritze arrangiert. Actionszenen bis dato werden zumeist mit den Fäusten ausgetragen und sind eher wie Preis- und/oder das Kirmesboxen oder die gute alte Barschlägerei, also die grobe Keilerei, jedenfalls ohne Beinarbeit oder gar MMA-Fähigkeiten und so unterfordernd inszeniert.

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