Inspiriert seitens des gleichnamigen, erstmals 1992 in dem Sammelband „the Last Night of the Earth Poems“ publizierten Gedicht Charles Bukowskis, handelt es sich bei „Bluebird“ um einen (ohne Abspann) etwas über acht-minütigen, als Hommage an das Schaffen eben jenes geachteten amerikanischen Schriftstellers anzusehenden Kurzfilm, mit welchem der britische Comic-Autor und Produzent Oliver Ridge 2016 sein Regie-Debüt vorlegte. Als Zuschauer begleitet man dabei zwei (losgelöst voneinander) in L.A. lebende Personen über die Zeitspanne eines Abends hinweg – und das jeweils im Rahmen sich abwechselnder Szenen…
Zum einen wäre da ein in seinem recht schlicht eingerichteten Apartment lebender Herr (Eric Roberts), der sich nach einem „Mikrowellen-Essen“ in seine Stamm-Kneipe begibt, dort was trinkt und später schließlich allein in seine Wohnung zurückkehrt – zum anderen eine jüngere, offenkundig über „Geld und guten Geschmack“ verfügende Dame (Sonalii Castillo), die sich mit einer Freundin (Ashley Sutton) in einer edlen Cocktail-Bar trifft, wo sie von einem Mann (David Cade) angesprochen wird, den sie eingangs zwar noch „abblitzen“ lässt, mit welchem sie letztlich dann aber doch noch „die Nacht verbringt“…
In „Bluebird“ geht es primär um Sehnsüchte sowie um die „verletzliche Seite“ von Menschen, die eben jene aber verborgen zu halten versuchen, um nicht als „schwach“ angesehen zu werden bzw. um sich dadurch anderen gegenüber nicht „angreifbar“ zu machen. In mehrerlei Weise ist das Leben hart: Würde man alles an sich heranlassen, würde man sich häufig irgendeiner Form von „Pein“ (Enttäuschungen, Wut, Trauer, Schmerz etc.) ausgesetzt sehen sowie daran ab einem gewissen Punkt wohl „zerbrechen“. Der Vogel im Gedicht ist eine Metapher für bestimmte Emotionen – wobei einem der „Short“ damit verknüpfte Beispiele aufzeigt…
Egal ob arm, der Mittelschicht angehörend oder vermögend: Jeder hat Wünsche, Hoffnungen und Bedürfnisse. Sich diese nicht einzugestehen, ist anstrengend. Und wofür? Glück beschert es einem jedenfalls nicht – eher führt es zu einer oberflächlichen, unbefriedigenden, den eigenen „Entfaltungsdrang“ verleugnenden Existenz (frei „tiefer reichender“ Bedeutung). Sonalii Castillo („Forced to Kill“) und Eric Roberts („Runaway Train“) verkörpern ihre Parts jeweils ordentlich: Sie als eine Frau, die gern eine „echte“ (innige) Beziehung hätte – er als jemand, der u.a. eine mit einem Laken verhüllte Malerei auf seiner Küchenzeile stehen hat…
In seinem Werk äußert Bukowski die Befürchtung, dass es eventuell seinem Talent, derart über „gritty-realistische Themen“ zu schreiben, schaden könnte, sollte er seiner „inneren Sensibilität“ zu oft „zu großen Raum“ gewähren – weshalb er sich stattdessen darum bemüht(e), diese Impulse/Gedanken „mit Whiskey, Zigaretten und Huren“ zu übertünchen. Generell kann (oder will) man sie manchmal aber einfach nicht weiter unterdrückt halten: Meist nachts, wenn man unbeobachtet und allein ist. Der Kurzfilm vermittelt die betreffenden Inhalte unaufdringlich – sich in der Hinsicht primär auf die Zeilen Bukowskis stützend…
Verfasst von Oliver Ridge und Douglas Mercer, gibt es (ein paar undeutliche Stimmen im Hintergrund ausgenommen) keine Dialoge zu vernehmen – was annehmbar funktioniert; einer „etwas sonderbar“ anmutenden Interaktion mit einer Barkeeperin zum Trotz, welche übrigens von Eric´s Gemahlin Eliza gemimt wird. Unabhängig dessen trägt Roberts das gesamte Gedicht via Voiceover vor – was klangvoll-poetisch anzuhören ist und die Bedeutung des Gebotenen klarer herausstellt. Einzig die finalen Worte spricht seine Figur konkret aus: Eine die „vierte Wand durchbrechende“, direkt ans Publikum gerichtete Frage…
Handwerklich solide realisiert, die „Atmosphäre“ der jeweiligen Situationen passabel vermittelnd sowie mit einer gelungenen Musikuntermalung und einigen nett arrangierten Bild-Einstellungen aufwartend, vermag „Bluebird“ das Interesse des entsprechende Veröffentlichungen zu schätzen wissenden Zuschauers über seine (sich geruhsam entfaltende) Spieldauer hinweg zu bewahren – allerdings wirkt das Dargereichte leider nicht wirklich nach; regt nicht unbedingt „über den Abspann hinaus“ zum Sinnieren an und bleibt einem somit nicht allzu lange im Kopf präsent. Schade.
„5 von 10“