Als Bruce Lee 1973 mit „Enter the Dragon“ auch in Amerika seinen Siegeszug antrat, rief das unzählige Studios auf den Plan – unter anderem auch American International Pictures, die in den Sechzigern und Siebzigern untriebig, zumeist mit kostengünstig produzierten Horror- Action- und Erotikfilmen, den Markt fluteten. Unter deren Fittichen entstand auch eins der ersten Genrebastarde nach 1973, in denen man asiatische und westliche Motive miteinander zu koppeln versuchte. Produzent Fred Weintraub und Regisseur Robert Clouse, die ganz zufällig eben an „Enter the Dragon“ (genau wie übrigens Komponist Lalo Schifrin) maßgeblich beteiligt waren, schufen in Folge neben Blaxploitation wie „Black Belt Jones“ und den Anfang der Neunziger unter B-Action-Fans nicht unbekannten Richard Norton/Cynthia Rothrock – Kloppern „China O’Brien“ und „China O’Brien II“ auch „Golden Needles“.
Hier zanken sich gleich mehrere Parteien um eine geheimnisvolle, goldene Statue, die 7 Akupunkturnadeln trägt. Der Sage nach kann sich bei richtiger Anwendung auch bei älteren Herren die Libido wieder erholen. Der Beginn wird dann auch gleich mit einer entsprechenden Piekserei eingeleitet, aber schnurstracks von einer Gruppe flammenwerfender Unholde unterbrochen. Muss man echt gesehen haben! Da latschen in Vollmontur napalmbestückte Bösewichter in eine winzige Wohnung und fackeln alles nieder, was brennbar ist!
Schön schematisch konstruiert spielt die erste Hälfte in Hongkong, bevor dann rüber nach Amerika geschwenkt wird. Dan (Joe Don Baker, „Walking Tall“, „The Living Daylights“), ein sich in den Spielhöllen und schummrigen Spelunken von Hongkong wohl fühlender Abenteurer, wird hier widerwillig zum Held, weil er eben diese Statue für die Klientin seines besten Freundes klaut und bald jede Menge Ärger am Hacken hat.
Eins vorweg: Die Story ist dämlich. Wie die diversen Parteien da untereinander verstrickt sind, weil der Auftraggeber im Hintergrund lieber mit einer Zwischenhändlerin in den Besitz der Statue kommen will und diese dann zu betrügen versucht, während der das Teil besitzende Gangsterboss das begehrte Stück eigentlich viel billiger direkt verkaufen würde und schließlich dann doch in die USA reisen muss, ist an Konstruiertheit kaum zu überbieten. Zu allem Überfluss gesellt sich dann auch noch eine das Stück als chinesisches Kulturgut einfordernde Staatsagentin dazu.
„Golden Needles“ ist, auch aufgrund der etwas zu wirren Story, nicht sonderlich spannend, kann aber bei Laune halten. Die Action beschränkt sich auf wüste Schlägereien, in denen Dan meist einen Bud-Spencer-Klon (inklusive dessen Synchronstimme) abgibt und mit bodenständiger Faustarbeit den Karate-Handlangern ordentlich eins auf die Möppen gibt. Steht zufällig gerade irgendwo eine Glasscheibe in der Gegend herum, wird dadurch jedes Mal (aber wirklich jedes Mal) in Zeitlupe gestürzt. Sonderlich brutal ist das meist nicht, die Toten hinterlassen aber schon die eine oder andere Blutlache.
Während das schwer geschäftige, wuselnde Hongkong mit seinem Hafen, seinen Gassen und kleinen Läden in der ersten Hälfte Laune macht, wird’s in Amerika dann etwas schwächer. Das mag daran liegen, dass sich Burgess Meredith (das ist Trainer Mickey aus den „Rocky“ – Filmen) als spaßig aufgelegter, reicher Kobold ein Stelldichein gibt und als Auftraggeber vorstellt und Clouse auch nicht so recht weiß was er dort machen soll und deshalb für’s Finale auch wieder nach Hongkong zurückkehrt.
Natürlich ist „Golden Needles“ kein Genremeisterwerk, doch charmant ist diese eigenwillige, bisweilen etwas mühsame Zusammenführung zweier so unterschiedlicher Filmwelten allemal – nicht zuletzt dank des wieder einmal über jeden Zweifel erhabenen, funky Scores von Lalo Schifrin („Kelly’s Heroes“, „Enter the Dragon“). Zwar haut dramaturgisch hier gar nichts hin, doch vor allem für die nostalgischen Fans solcher einfacher Siebziger-Jahre-Klopper gibt’s hier viel zu sehen.
In Nebenrollen sind übrigens auch ein unterbeschäftigter Jim Kelly („Enter the Dragon“, „Black Belt Jones“, „Black Samurai) als Bakers schwarzer Partner mit Afromatte, Roy Chiao (Tanaka aus “Bloodsport”), Kampfsportexperte Pat E. Johnson (später bei u.a. bei den „Teenage Mutant Ninja Turtles“- und „Mortal Kombat“ – Filmen für die Stuntchoreographie zuständig) und Elizabeth Ashley (u. a. „Coma“) zu sehen.
Fazit:
So richtig böse sein kann man „Golden Needles“ eigentlich gar nicht. Der Film ist zwar reichlich hohl, aber dafür wird er auch in gut 80 Minuten flott heruntergerissen. Joe Don Baker schlägt sich als sympathischer Held wacker gegen das abstruse Drehbuch und manchmal doch sehr eigenartige Regieeinfälle. Der prominente Supportcast, die für reichlich Interieurschaden sorgenden Keilereien und das lebendige Hongkong erledigen da den Rest. Netter Genrefilm, dem wohl auch nur die Fans etwas abgewinnen dürften.