In den späten 80ern/frühen 90ern kam bisweilen der ein oder andere Film heraus, dessen Qualität erst viel später erkannt wurde, Dust Devil ist einer davon. Ein Grund dafür ist sicher, dass zu dieser Zeit die Zensoren in Deutschland und Großbritannien Amok liefen und alles, was nur entfernt an Horror erinnerte entweder kurz und klein schnippeln oder gleich verbieten ließen. Dabei ist Dust Devil gar nicht besonders blutig, die meisten Morde verlaufen im Off und bis auf einen sehr gelungenen Kopfschuss am Ende besticht Stanleys Meisterwerk durch eine dunkle und magische Atmosphäre, die gekonnt den gesamten Film über gehalten wird.
Das Voiceover des ehemaligen Projektionisten/Schamanen wirkt durchaus nicht aufgesetzt, sondern fügt die Story in ein größeres Ganzes, das zu guter Letzt ein kosmisches Böses präsentiert und nicht nur einen dämonischen Anhalter.
Vielleicht kann man Richard Stanley vorwerfen, sich ein bisschen in der Optik und "Coolness" seines Films verloren zu haben, doch die Stringenz der Handlung lässt dem zum Glück nicht viel Entfaltungsraum. Ich hatte das Glück, bei einem Filmfestival Dust Devil auf einer (sehr!) großen Leinwand zu sehen und da zeigen sich halt schon die Grenzen der digitalen Reproduktion (auch mit LCD-Videobeamer).
Leider floppte Dust Devil dermaßen, dass er Stanley effektiv den Geldhahn zudrehte. Erst viel später könnte er mit Musik- und Kurzfilmen wieder reüssieren, doch da ich diese nicht gesehen habe, kann ich auch nicht sagen, ob der Geist von Dust Devil noch vorhanden ist oder nicht.
Ein klassischer Zwischen-den-Stühlen-Sitzer ist Dust Devil eine Mischung aus Western, Voodoo- und Horrorfilm, allerdings eben viel effektärmer als der Vorgänger "Hardware", der zwar ein brauchbarer Sci-Fi-Splatterer ist, aber auch nicht wirklich über den Durchschnitt ragt. Die mangelnde Schubladierbarkeit mag zum Untergang von Dust Devil beigetragen haben
Die Laser Paradise DVD ist ein wenig hingeschludert, wie ja hier schon dargestellt, dennoch stellt sie eine der wenigen DVD-Veröffentlichungen des Werks dar und ist somit empfehlenswert. Zusätzlich befindet sich ein sog. "making of" dabei, das sich aber als Ausschnitte aus einer längeren Doku über die Dreharbeiten entpuppte. Trotzdem nicht uninteressant, weil gezeigt wird, dass die Dreharbeiten in Namibia alles andere als spannungsfrei verliefen und Stanley von den Geldgebern diverse Leute auf's Auge gedrückt bekam, die er nicht wollte. Er selbst scheint ein ziemlich besessener Mensch zu sein, schließe ich aus seinen kaum abzubeißenden Monologen, in denen er in unverständlichstem südafrikanischem Akzent seine Visionen und Lebensgeschichte darlegt. Bizarr, aber eine weitere Facette zum Verständnis von Dust Devil.