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Ein wahres Wechselbad der Gefühle erlebt George Manning (Seymour Cassel). Erst muß seine Frau Karen (Beth Brickell) plötzlich abreisen, und es sieht so aus, als müßte er den 10. Oktober 1975, seinen achtundvierzigsten Geburtstag, alleine feiern. Dann zieht auch noch ein heftiges Gewitter auf, und es beginnt in Strömen zu regnen. Da ertönt die Klingel seines kleinen aber feinen Vorstadthäuschens, und als er verwundert die Tür öffnet, sieht er sich zwei jungen, klatschnassen Frauen gegenüber, die sich verirrt haben. George bringt es natürlich nicht übers Herz, Jackson (Sondra Locke) und Donna (Colleen Camp) im Regen stehen zu lassen, und so gewährt er ihnen Einlaß, damit sie sich aufwärmen und ihre Freunde kontaktieren können. Während die beiden Hübschen ein Bad nehmen, verführen sie prompt den glücklich verheirateten Mann. Doch nach der Liebesnacht gibt es ein böses Erwachen. Jackson und Donna denken nicht im Traum daran, wieder das Weite zu suchen. Stattdessen benehmen sie sich wie die Tiere, legen abartige Tischmanieren an den Tag und treiben den gutmütigen George binnen kürzester Zeit mit ihrem wilden Benehmen und ihren fiesen Psychospielchen zur Weißglut. Als er sie endlich rausschmeißen will, droht ihm Jackson mit Polizei und Gefängnis, schließlich seien sie beide noch nicht volljährig. Langsam eskaliert die Situation.

Peter S. Traynors Death Game ist ein ausgesprochen seltsamer Film, der mich so irritiert wie zwiegespalten zurückgelassen hat. Die angeblich auf einer wahren Begebenheit basierende Geschichte mag auf dem Papier ja noch wie wenig origineller Home-Invasion-Thrill klingen, aber die Umsetzung ist äußerst gewöhnungsbedürftig und strapaziert die Nerven gewaltig. Sieht man von einigen wenigen Ausnahmen ab, so spielt sich das gesamte Drama in Georges Haus ab, ist also eine Art Kammerspiel mit umgekehrtem Rollenbild. Üblicherweise sind in Filmen dieser Art ja Frauen die Opfer; hier jedoch terrorisiert das schwache Geschlecht ihr männliches Opfer, fegt wie ein Wirbelwind über den verdatterten George hinweg, der erst gar nicht realisieren kann, wie ihm geschieht. Und damit beginnt auch für den Zuseher das Dilemma. Sondra Locke und Colleen Camp drehen nämlich auf, als gäbe es kein Morgen, ziehen alle Register, sägen gnadenlos an den unruhig vibrierenden Nervensträngen. Wenn Regisseur Traynor (Evil Town) die Absicht hatte, dem Zuschauer das Martyrium des armen George glaubhaft zu vermitteln, so ist ihm dies hervorragend gelungen. Zu gut, behaupte ich, denn die beiden Furien nerven nicht nur George, sondern auch bald den arglosen Zuschauer, der sich erst nervös auf der Couch zu winden beginnt und anschließend am liebsten ins Geschehen hüpfen möchte, um die psychopathischen Plagen abzustellen.

Seymour Cassel (Eye of the Tiger) liefert als nicht sonderlich sympathischer Allerweltstyp, der sich mit den falschen Frauen einläßt, eine gute Leistung ab. Zuerst wird er regelrecht überrumpelt, als eine der großen Männerphantasien (Sex mit zwei Frauen) plötzlich in Erfüllung geht. Danach allerdings wachsen ihm die Konsequenzen aus seinem Handeln rasch über den Kopf, und er muß sogar um sein Leben fürchten. Wie gut Sondra Locke (Sudden Impact aka Dirty Harry IV) und Colleen Camp (Police Academy 2: Their First Assignment) spielen, wage ich nicht zu beurteilen. Aber egal ob gut oder schlecht, effektiv und denkwürdig sind ihre Tour-de-Force-Performances allemal. Wenn Colleen Camp irre lachend auf die Tasten eines Klaviers hämmert oder Sondra Locke - die ja ab 1975 Clint Eastwoods Lebensabschnittspartnerin war, bevor ihre Beziehung 1989 ein höchst unschönes Ende fand - mit weit aufgerissenen Augen das Hackebeil schwingt, dann betet man inständig, daß einem solche Furien im wirklichen Leben erspart bleiben. Die ungewöhnlichen Kamerapositionen und der hektische Schnitt verstärken den wahnsinnigen Grundton ebenso wie der süße und ziemlich unpassende Song namens Good Old Dad, der in völligem Kontrast zum Geschehen steht und sehr oft zum Einsatz kommt.

Die Kamera und den Schnitt besorgte übrigens David Worth, Regisseur solcher "Kracher" wie Warrior of the Lost World, Lady Dragon, Chain of Command sowie Shark Attack 2 & 3. Für Katzenliebhaber und für Freunde von, ähm, "interessanten" Schlußszenen hält der Streifen dann auch noch eine kleine Überraschung parat. In der zweiten Hälfte ist Death Game des Öfteren grün ausgeleuchtet, was dem kruden Treiben einen alptraumhaft bizarren, fast schon surrealen Anstrich verleiht. Doch je länger der Film dauert, desto ermüdender wird das hysterische Gebaren der Eindringlinge, auch wenn die beunruhigend-intensive Irrenhausatmosphäre bis zum Ende durchgehalten wird. Deshalb trifft es der folgende Vergleich meiner Meinung nach recht gut. Death Game: Ein Film wie ein Besuch im Irrenhaus. Anstrengend, beunruhigend und verdammt enervierend.

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