Lilja ist 16 und wohnt in einer verarmten Stadt voller Plattenbauten irgendwo in der Ex-Sowjetunion. Sie haust in einer heruntergekommenen Wohnung ohne Strom, fließend Wasser oder sonstige Luxusgüter. Ihre Mutter ist ausgewandert, ihren Vater hat sie nie kennengelernt, bis auf den kleinen Straßenjungen, der allabendlich um Asyl bei ihr bittet, hat sie niemanden.
Doch die beiden kommen zurecht, oder besser, machen das Beste aus ihrer Lage.
Als der Hunger aber dann doch irgendwann zu quälend drückt, überwindet Lilja ihre Scheu und den Ekel, fährt nachts in die nahe gelegene Stadt und bietet ihren Körper zahlungswilligen Männern an.
Doch ein Leben als Nutte möchte sie nicht führen. Wie's der Zufall so will, spricht sie eines Abends ein junger Mann aus Schweden an. Er gibt vor sich in Lilja verliebt zu haben und führt sie daher die darauf folgenden Tage zum Essen aus. Als er ihr schließlich anbietet, sie mit sich nach Schweden zu nehmen, verfliegt Liljas anfängliches Misstrauen endgültig.
Die Koffer mit dem spärlichem Hab und Gut sind gepackt, eine feste Arbeitsstelle winkt ihr auch in der Ferne, ...ja, der Fremde besorgt ihr sogar einen gefälschten Reisepass, damit es an der Grenze nicht zu Schwierigkeiten kommt.
Liljas Entschluss steht fest: sie kehrt der verhassten Heimat den Rücken zu...
"Lilja 4-ever" - so lautet der Spruch, den Lilja in einer Gegend in ein Stück Holz ritzt, in der kein normaler Mensch ewig leben will.
Liljas Leben wird sehr authentisch, sprich verdammt hart, dargestellt:
Ihr Umfeld ist trostlos und menschenfeindlich. Die Leute, die ihr auf der Straße begegnen, haben kein Lächeln für sie oder irgendjemanden übrig. Vergewaltigungen stehen an der Tagesordnung.
Nur wenn Lilja mit ihrem besten Freund, dem Straßenjungen, Klebstoff schnüffelt, erstrahlt der Himmel über ihrer schäbigen Hochhaussiedlung in einem lebendigem Blau, nur dann huscht ihr ein Lachen über's Gesicht.
Trotz des rauen Alltags führen die beiden aber eine sehr herzliche Freundschaft. Der Inhalt ihrer Gespräche handelt aber meist vom Traum dieses Gott vergessene Jammertal zu verlassen.
Und genau dieser Traum geht für Lilja in Erfüllung... naja, es scheint jedenfalls so.
So leid es mir tut, Leute, aber unserer sympathischen Titelheldin, welche seit ihrer Geburt keine Chance auf ein schönes Leben gehabt hat, wird leider kein Happy End vergönnt.
Ich will echt nicht zu viel verraten, aber Liljas Retter aus der Ferne entpuppt sich als ziemlicher Griff ins Klo, salopp formuliert... und für die Gute kommt es noch ärger, als es war.
LILJA 4-EVER ist ein bedrückendes Drama über den Teufelskreis der Armut, den heruntergekommenen, lebensunwürdigen Osten und darüber, wie junge Mädchen in die Prostitution gezwungen werden.
Besonders die Szenen mit den verschiedenen Freiern, die aus Liljas Ego-Perspektive gefilmt wurden, drücken echt gewaltig auf Gemüt und die Lieder der russischen Mädchen-Band T.A.T.u.stimmen auch sehr nachdenklich, was ich jetzt aber nicht auf dei Texte beziehe...
Ein Film ohne Schminke, Schmalz und Effekte, fernab von Big Budget-Coolness und Tränendrüsen-Schnulzen.
Das ist das Leben, wie es sich wirklich abspielt - so traurig und hart das auch ist!
Mein Fazit:
Ein Film, den man gewiss nicht ohne ein schlechtes Bauchgefühl oder Gewissen verlässt. Aber ein verdammt guter Film!