Review

In der unübersichtlichen Masse an Komödien, die unter der Gürtellinie auf die Jagd nach Lachern gehen, nimmt für mich Todd Phillips „Old School" von 2003 einen besonderen Platz ein.


Was man von dem Film erwarten kann, wird weniger mit Blick auf den Mann auf dem Regiestuhl klar als auf den Cast: Luke Wilson, Will Ferrell, Vince Vaughn und Gastauftritte von beispielsweise Seann William Scott - Die Gangart dürfte damit dann wohl klar sein.
Was aber diesen Beitrag hier über andere Filme herausragen lässt, ist schlicht die Gagdichte, die keiner der später erschienenen Outputs wie „Anchorman", „Voll auf die Nüsse" oder „Stiefbrüder" jemals wieder erreichen sollte. Bereits die Einführungssequenz um die nymphomanisch verlanlagte Juliette Lewis ist brüllend komisch und die sich anschließende Geschichte um eine aus Zwang gegründete Studentenverbindung aus allenmöglichen schrägen Vögeln bietet beinahe episodenhaft ein wunderbares Setting für Blödeleien nach dem anderen. Zudem wird in den Kämpfen zwischen dem garstigen Dean und der Verbindung und der Hauptfigur mit einem Liebeskonkurrenten ein verlässlicher Rahmen geschaffen, der einen durchgehenden Rhythmus ohne viele Hänger ermöglicht. Natürlich ist hier alles absolut vorhersehbar, aber das stört nun wirklich niemanden, der den Namen der Darsteller schon einmal gehört hat. Und die Antiparts sind letztlich so überzeugend ätzend dargestellt, dass die Frage ums Gewinnen und Verlieren insgesamt funktioniert.


Wie in allen Filmen mit dieser oder einer ähnlichen Besetzungsliste sticht für mich Will Ferrell dabei mit seinem durch maximalen Einsatz geprägten Humor hervor und erntet die größten Lacher, wenn sein „Frank the Tank" blankzieht, brüllt, mit Inbrunst scheitert und voller Enthusiasmus jede Eskapade bis zum Maximum mit vollem Körpereinsatz ausreizt. Ohne ihn wäre dieser Film nur die Hälfte Wert, denn, sein wir mal ehrlich, begnadete Komiker sind weder Luke Wilson noch Vince Vaughn, die immer von dem Drehbuch und ihrem filmischen Umfeld abhängig sind, um Treffer ins Zwerchfell landen zu können. Als Konterparts zu Will Ferrell funktionieren sie hier aber wunderbar, auch wenn dieser eigentlich nur die kleinere Rolle inne hat. Das war wohl auch Todd Phillips klar, der immer wieder im richtigen Abstand den Befehl „Fire at will!" satzbaulich umstellt und so für wirklich komische Szenen sorgt. 
Diese können dann auch über der Handlung geschuldete Talfahrten hinwegtragen, die so erfrischend kurz ausfallen und zusätzlich mit kleinen Witzchen aufgepeppt werden. Zudem gibt es eben auch viele Nebenfiguren, die Leerlauf gar nicht erst aufkommen lassen als da beispielsweise wären: ein schlagfertiger BJ-Trainer, ein beinharter Ponybetreuer oder auch ein unerwartet auftretender Snoop Dogg. 


Fazit

Das hier ist ganz klar Will Ferrells Film, auch wenn er technisch gesehen nur eine Nebenrolle spielt. Aber seine Szenen stechen aus dem Gesamtkonstrukt hervor, das aber insgesamt ausgewogen inszeniert wurde, sowie eine gutes Tempo und eine extreme Gagdichte aufweist. Keine der folgenden Schwachsinnskomödien sollte je wieder diesen Drive entwickeln, auch wenn ein Jahr später mit „Anchorman" Will Ferrell seinen vielleicht größten Hit gelandet hat. Aber sowohl Adam McKay („Stiefbrüder", „Ricky Bobby") als auch Jay Roach („Die Qual der Wahl") und Todd Phillips selbst („Starky and Hutch") konnten in Folge kein solches Feuerwerk des freidrehenden Schwachsinns abfeuern. Der Film ist für den Pärchenabend vielleicht weniger geeignet, aber für ein berauschtes Fest unter Freunden ist er eine sichere Sache, wenngleich man sich klar sein muss, dass man bei Sichtung vielleicht nicht klar im Kopf sein sollte.    

Details
Ähnliche Filme