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Old School ist eine Feuerzangenbowle der etwas anderen Art. Dominierten in den 80ern eher brave Familienunterhalter wie Eddie Murphy oder Robin Williams und in den 90ern Jim Carrey sowie die Farrellys die Comedy-Szene, so mischen nun schon seit mehreren Jahren eine ganze Comedien-Gruppe um ihren scheinbaren Anführer Ben Stiller die Bildfläche. Gegenseitig werfen sie sich die Bälle zu, weshalb es auch mal zu kurzen Cameos in einigen Streifen kommen kann. Und wenn man auf die unzähligen Ami-Komödien der letzten Jahre blickt, dann findet man immer zwei, drei Mitglieder aus Stillers Crew im Teamwork. In Old School sind es nun Luke Wilson (Der Diamanten Cop), Vince Vaughn (Trennung mit Hindernissen) und Will Ferrell (Zoolander), die man hier als Vertreter der Crew auserkoren hat.

Die drei College-Kumpels Mitch (Luke Wilson), Beanie (Vince Vaughn) und Frank (Will Ferrell) haben längst die 30 überschritten und versauern in der Mittelmäßigkeit ihres Alltags. Als Mitch sich von seiner Freundin Heidi (Juliette Lewis) trennt, zieht er in Erinnerung an die gute alte Zeit in ein Haus auf dem College-Campus - und wird gleich wieder hinausgeworfen. Begründung: Das Haus darf nur für den studentischen Betrieb genutzt werden. Kurzerhand gründen Mitch, Beanie und Frank eine Studenten-Bruderschaft und feiern auf dem Uni-Gelände die heißesten Partys. Doch ihr miesepetriger Ex-Mitschüler Pritchard (Jeremy Piven), inzwischen zum Dekan aufgestiegen, will die drei Chaoten von seinem Gelände vertreiben...

Wilson, Vaughn und Ferrell agieren hier in bester Comedy-Routine, wobei vor allem Ferrell als Frank the Tank mächtig auf die Kacke hauen darf. Dialogmäßig klopft hingegen Vaughn die besten Sprüche, wenn es um Ehe, Frauen und Sonstiges geht. Am schwächsten aus dem Trio schneidet deutlich Luke Wilson ab, da er irgendwie zu brav wirkt, wenngleich das zu seinem anfänglichen Biedermann-Image passt. Eventuell hätte sein Bruder Owen noch etwas mehr Stimmung in die Runde gebracht. Die weibliche Riege bestehend aus Ellen Pompeo (Grey's Anatomy), Juliette Lewis (From Dusk Till Dawn), Elisha Cuthbert (House of Wax) und Leah Remini (King of Queens) spielt bei dieser illusteren Männerrunde natürlich nur die zweite Geige, wenn auch nicht schlecht. Jeremy Piven (Weil es dich gibt) macht seinen Part als Arschloch vom Dienst recht ordentlich, und desweiteren sind sich Seann William Scott (Welcome to the Jungle), Snoop Dogg (Bones) und Terry O'Quinn (Lost) nicht zu schade für einen Kurzauftritt.

Wenngleich weitere Cameos von Ben Stiller, Owen Wilson & Co. ausbleiben, so hat man auch so schon einen recht bunten Cast zusammen bekommen, der den Zuschauer ordentlich unterhalten kann. Dabei wird auf politische Korrektheit geschissen und man macht sich erst gar nicht die Mühe, den kleinsten gemeinsamen Nenner für die ganze Familie zu suchen. Denn das Feuerwerk, was Regisseur Todd Phillips (Starsky & Hutch) hier abfackelt geht oftmals auch meilenweit unter die Gürtellinie, ohne dabei aber allzu geschmacklos zu werden. Highlights sind hierbei der Amoklauf von Frank the Tank, die Vertrauensprüfung der neuen Mitglieder (wobei einem schmerzhaft die Familienplanung terminiert wird) sowie die Ohrenschutz-Szene. Natürlich geht der eine oder andere Gag auch mal in die Hose, was u.a. der Blase-Kurs mit dem saubescheuerten Trainer in Weiberklamotten zeigt. Zeitweise wird dann auch Fight Club parodiert, wenn das Trio Infernale eine Rede vor den Verbindungsanwerbern hält, ein Gleitmittel-Match im Untergeschoss stattfindet oder man eine Fotokopier-Aktion für die College-Verbindung startet. Auch vor einem (angedeuteten) One-Night-Stand mit einer wesentlich jüngeren Highschool-Schülerin, einem Match zwischen einem Opa und zwei Oben-ohne-Chicas sowie einer unfreiwilligen Selbstbetäubung schreckt Phillips bezüglich der hier herrschenden unpolitischen Korrektheit nicht zurück. Vorbei also die Zeiten wo Komödien politisch korrekt waren und zudem noch mit einem moralischen Holzhammer daher kamen. Hier wird mehr auf ein Gleichgewicht zwischen originellen Skripts und Nonstop-Nonsens gesetzt. Dabei wird in Old School im Gegensatz zu Die Hochzeits-Crasher oder Voll auf die Nüsse weniger Wert auf eine smarte Story gesetzt, da der lokale Handlungsstrang mehr oder weniger als Leitfaden für ein regelrechtes Gagfeuerwerk herhalten muss. Die Musikbegleitung geht hingegen in Ordnung und es werden hier und da mal ein paar Evergreens losgeschmettert.

Old School ist zwar nicht unbedingt der beste Beitrag der neuen Comedy-Crew von Ben Stiller, doch bietet der Streifen muntere Comedy-Unterhaltung für Zwischendurch. Und ich muss mich immer noch mit schmerzverzerrtem Gesicht in den Schritt fassen, wenn ich nur an die Vertrauensprüfung denke... autsch, das ging wirklich voll auf die Nüsse! 

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