Review

kurz angerissen*

Schauplatz: Nunavut, Kanada. Ein riesiger Graboide durchbricht die ewige Eisdecke auf dem wirklich cool gezeichneten Poster. Zielkunde? Videotheken... äh 'tschuldigung, VOD-Kunde. Was auch sonst beim sechsten Teil einer Reihe, die sich um Earthworm Jim auf Steroiden dreht. Es sieht diesmal alles nach einem radikalem Schauplatzwechsel aus. Schließlich hatte das Gewürm in „Tremors 5 – Bloodlines“ noch die afrikanische Savanne unter sengender Sonne umgepflügt. Aber keine Sorge, liebe Waffennarren, die Badehosen dürfen anbehalten werden, der Pelzmantel kann zu Hause bleiben. Schmelzende Polkappen sorgen dafür, dass die Graboiden auch im nördlichsten Kanada weder neue Durchschlagskraft entwickeln noch die Evolution mit weiteren Arschknaller-Abkömmlingen beleidigen müssen: Nr. 6 funktioniert im Grunde exakt nach dem gleichen Muster wie Nr. 5.

Zwar findet der Prolog noch im Eis statt und ein durchaus stattlich animiertes Exemplar darf eine kleine Gruppe von niedlichen Early-Twen-Wissenschaftlern verhackstücken, doch kaum hat Burt Gummer das Feindland im schneeweißen Tarn-Overall betreten, ist der Boden braun und bröckelig wie das Brownie-Topping im Ben & Jerry's. Für Regisseur Don Michael Paul ist die vorgeschobene Umwelt-Message ein idealer Vorwand, nichts an der Rezeptur ändern zu müssen. Also steckt er Platzhirsch Michael Gross mitsamt Sidekick Jamie Kennedy erneut mit naiven, gleichwohl euphorischen Hilfsbedürftigen unter eine Decke und dirigiert ein Hickelkasten-Spiel zwischen Sendemasten, Forschungsstationen, elektrischen Zäunen und Geländewagen. Es ist ein Experiment mit der Erwartungshaltung des Zielpublikums: Wie kann ich diese bei möglichst geringem Aufwand möglichst exakt erfüllen?

So bleibt die Qualität der Creature-CGI auf dem respektablen Niveau des Vorgängers, etwas Animatronik wird zur Freude der Creature-Feature-Fans alter Schule ebenfalls verwendet und die Regie ist wieder als solider Standard zu bezeichnen. Den Rest besorgt die originalgetreue Hauptdarsteller-Paarung und das ein oder andere hübsche Newcomer-Gesicht in einer Nebenrolle. Auf einen neuen Zielgruppenkreis hat man es spürbar nicht abgesehen, dieser Film ist exklusiv für jene gedacht, die sich bereits furchtlos durch die ersten fünf Teile gegraben haben. Alle anderen dürften sowieso den Scheibenwischer zeigen, wenn sie das Wort „Arschknaller“ inmitten einer bierernst vorgetragenen wissenschaftlichen Kategorisierung hören.

Dass der neue Schauplatz nicht die erhoffte Abwechslung in Form von Gletscherspalten und anderen Späßen bringt, ist schon eine gewisse Enttäuschung, im Umkehrschluss darf man froh sein, dass der Drehbuchautor keinen Anlass sah, um den Arschknallern keine weiteren Nachfahren zu bescheren (Bauchklatscher? Sackjodler?). Wer 28 Jahre nach dem ersten Teil immer noch „Tremors“ schaut, befindet sich in einem dankenswert genügsamen Gemütszustand. Man ist schon damit zufrieden, einfach mal 90 Minuten auf der Couch dem dummen Gequatsche von Gross und Kennedy zu lauschen, das sich ohne Punkt und Komma zwischen den Beiden ergießt. Alles andere, selbst die Graboiden-Action, gerät da beinahe zur Nebensache. Keine Frage: Solange es Gross persönlich ist, der seine Berrettas spazieren führt, wird man sich noch jeden kommenden Teil ansehen – halb gelangweilt, halb amüsiert.
(4.5/10)

*weitere Informationen: siehe Profil

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