Statt sich mit der harschen Realität auseinanderzusetzen verbringen die Menschen in der Zukunft ihre Zeit lieber online in der OASIS, einem VR-Universum, wo man sein kann, was oder wer man will. James Halliday, der verstorbene Erfinder der OASIS, hat vor seinem Tod angeblich drei Schlüssel in Form von Easter Eggs in seiner Schöpfung versteckt und verfügt, dass der Nutzer, dem es gelingen sollte, die besagten Schlüssel in seinen Besitz zu bringen, die Kontrolle über die gesamte Online-Welt erhalten soll. Neben den Usern ist allerdings auch Nolan Sorrento, der skrupellose Kopf der omnipräsenten Firma iOi, hinter den Schlüsseln her, denn dieser sieht in der Herrschaft über die OASIS einen guten Weg, den Umsatz seines Unternehmens weiter zu steigern. Der Teenager Wade Watts und seine Kumpels, die durch ihre gewitzte Art auf dem besten Weg sind, die Easter Eggs vor den abkommandierten iOi-Schegen aufzuspüren, bringen dadurch nicht nur ihre Avatare, sondern sich selbst in ganz reale Lebensgefahr, denn Nolan schreckt vor keiner Schweinerei zurück, um seine Ziele zu erreichen... Steven Spielberg scheint seit einiger Zeit sein glückliches Händchen verloren zu haben, was die Auswahl seiner Stoffe anbelangt, die heutzutage weniger Publikum zu ziehen scheinen, als das noch vor zwanzig oder dreißig Jahren der Fall war, und auch der Griff zu einem bei der Nerd-Crowd weithin populären Roman wie "Ready Player One" (der sicherlich nicht ganz leicht umzusetzen gewesen ist), dürfte da keine Abhilfe schaffen. Zieht man seine wirklich großen Klassiker aus den 70ern und 80ern zum Vergleich heran, könnte man sogar unken, dass Spielberg das Inszenieren heutzutage nicht mehr so federleicht von der Hand geht wie damals noch, denn in seiner Kino-Fassung ist aus "Ready Player One" nur ein unbequemer Quasi-Animationsfilm mit einer drübergegossenen Soße aus CGI-Gewichse geworden, der den Zuschauer mit seinen unübersichtlichen und hektischen Action-Sequenzen direkt aus dem PC geradezu erschlägt und zusätzlich noch mit einigen auffällig unlogischen Details sowie permanenten popkulturellen Anspielungen nach Vorschlaghammer-Manier kräftig abnervt. Mit der zunehmenden Menge an Insider-Jokes und Cameos von irgendwelchen Film- oder Comic-Charakteren schwindet dann aber auch das Interesse an der dünnen Geschichte, denn inhaltlich bringt Spielberg hier nicht viel mehr zustande, als eine Kiddie-Variante von so 'nem VR-Gelumpe à la "Matrix", eingebettet in eine wie immer schwer angesagte Sci-Fi-Dystopie. Dass die Darsteller innerhalb der bereits von Beginn an losgetretenen Lawine von Schauwerten gnadenlos untergehen, wundert einen da irgendwie nicht, allerdings hätte man sich trotzdem einen etwas charismatischeren Protagonisten als den von Tye Sheridan in den wenigen Real-Szenen sehr flach gemimten Wade Watts gewünscht, der das Zuschauer-Interesse zumindest auf schauspielerischer Ebene hätte aufrecht erhalten können. Kurioserweise ist "Ready Player One" trotz des augenscheinlich betriebenen Aufwands im Endeffekt einfach nur uninteressant und langweilig, zumal sich der typische Spielberg-Touch nur auf wenige Momente zum Ende hin beschränkt, wenn dann doch nochmal kurz (und schief) auf der emotionalen Klaviatur gespielt wird. Vielleicht wird es aber auch wirklich Zeit, in Würde abzutreten, solange der Ruf noch nicht ruiniert ist, Steven... uns bleiben ja immer noch die alten Filme, die nimmt einem ja keiner mehr...
4/10