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Bevor der von Matt Reeves im „Found Footage“-Stil in Szene gesetzte sowie u.a. von J.J. Abrams produzierte Sci-Fi-Horror-Thriller „Cloverfield“ Anfang 2008 in die Kinos kam, war der Öffentlichkeit nicht allzu viel über das von einer „geheimnisvollen“ viralen Marketing-Kampagne begleitete Projekt bekannt. Mit einem globalen Boxoffice-Ertrag von rund $170 Millionen (nahezu das Siebenfache seiner Produktionskosten) avancierte das „Giant-Monster-Movie“ zu einem lukrativen Erfolg. In 2016 erschien dann „10 Cloverfield Lane“: Ein in seiner anfänglichen Entstehungsphase (unter dem Titel „the Cellar“) durchgehend realistisch konzipiertes „klaustrophobisches Kammerspiel“, das im Folgenden allerdings so umgeschrieben wurde, dass es zu einer Art „Spinoff“ des genannten (zeitlich offenbar parallel angesiedelten) „Großstadt-Spektakels“ wurde. Erst wenige Wochen vor seinem Start-Termin war dieser Sachverhalt bekannt gegeben worden – worauf dank angeregter Neugier und positiver Kritiken am Ende etwas mehr als $110 Millionen erwirtschaftet werden konnten…

Der im Vorliegenden hier nun im Fokus stehende Streifen „the Cloverfield Paradox“ sollte ursprünglich eigentlich „God Particle“ heißen – doch sickerte schon im Laufe 2017 durch, dass auch er zu einem neuen Teil dieser von Abrams weiterhin eng begleiteten Reihe „umgestrickt“ worden sei. Die zugehörige „Überraschung“ lag dieses Mal darin, dass der Trailer am 04.02.2018 (fast genau 10 Jahre nachdem „Cloverfield“ herausgekommen war) im Rahmen eines Werbebocks während des 52. „Super Bowls“ debütierte – und zwar samt der Info, dass das Werk mit Abpfiff des Football-Matchs weltweit auf „Netflix“ verfügbar sein würde! Bei über 103 Millionen Menschen, die sich das TV-Event ansahen, fraglos eine grandiose Promo-Aktion – worauf sich die Nachricht im Internet entsprechend weiter verbreitete und in der ersten Woche nach seiner Online-Stellung zirka fünf Millionen „Views“ registriert wurden. Zuvor hatte „Paramount“ dem Streaming-Anbieter die Vertriebsrechte für round about $50 Millionen verkauft – u.a. um sich auf diesem Wege vor einem drohenden kommerziellen Flop abzusichern…

Unter der Regie des gebürtigen Nigerianers Julius Onahs („the Girl is in Trouble“) steht die Kommunikations-Spezialistin Hamilton (Gugu Mbatha-Raw) im Zentrum der von Oren Uziel („Shimmer Lake“) verfassten Geschichte, welche in einer Zukunft angesiedelt daherkommt, die unserer Gegenwart nicht allzu fern ist. Da die Öl-Reserven inzwischen zur Neige gehen, sind Einschränkungen nicht nur an den Tankstellen bemerkbar – vielmehr bricht immer wieder die Stromversorgung in Ballungsgebieten zusammen und droht überdies ein dritter Weltkrieg auszubrechen. In Anbetracht dessen arbeitet ein internationales Team bereits seit etlichen Monaten daran, mit Hilfe eines experimentellen Teilchen-Beschleunigers eine schier unerschöpfliche Energie-Quelle zu erzeugen – und zwar auf einer riesigen, den Namen „Cloverfield“ tragenden Raumstation. Eine nur schwer abzuschätzende Bandbreite potentiell gravierender Risiken hatte dazu geführt, dass man die Tests in den Orbit verlegte, anstatt das Ganze direkt vor Ort auf der Erde zu wagen…

Neben Hamilton sind noch der Mediziner Monk (Jon Ortiz), der Instandsetzungs-Mechaniker Mundy (Chris O´Dowd), der Physiker Schmidt (Daniel Brühl), die beiden Ingenieure Volkov (Askel Hennie) und Tam (Zhang Ziyi) sowie ihr Captain Kiel (David Oyelowo) mit an Bord. Jeder Fehl-Durchlauf – von denen es bislang einige gab – sorgte für eine Steigerung des auf sie lastenden Drucks. Als die Spannungen unter ihnen zu eskalieren drohen und die vorhandenen Ressourcen bloß noch eine begrenzte Zahl an Versuchen zulassen, scheint ihnen jedoch endlich der Durchbruch zu gelingen – allerdings bleibt der Energie-Fluss nur kurz stabil, wonach die Station plötzlich schwere Erschütterungen erfährt und sich die Astronauten anschließend in einem komplett anderen Quadranten des Weltalls wiederfinden. Beschädigte Systeme verhindern sowohl ein Lokalisieren als auch Kontaktieren ihrer Heimat, „merkwürdige Dinge“ beginnen sich zu ereignen – unter ihnen das Auftauchen einer ihnen unbekannten Frau (Elizabeth Debicki als Jensen), welche behauptet, mit zu ihrer Crew zu gehören…

In „the Cloverfield Paradox“ warnt ein von Donal Logue („Blade“) in Gestalt eines Cameos gemimter Autor schon früh davor, dass die neu entwickelte Technik möglicherweise „eine Störung des Raum-Zeit-Kontinuums auslösen“ – ja eventuell sogar „Monster oder Dämonen aus einer alternativen Dimension entfesseln“ könnte: Eine banal klingende, unsubtil eingebundene Befürchtung – welche sich später jedoch als zutreffend herausstellt und auf deren Basis man nun prompt die verschiedenen übernatürlichen Eigenheiten Schrägstrich Geschehnisse in diesem „cineastischen Multiversum“ (zumindest grob) zu erklären vermag. Im Grunde ist dieser Film hier also der einem die „Origin-Story“ liefernde. Logue´s Figur heißt übrigens Mark Stambler – John Goodmans in „10 Cloverfield Lane“ Howard Stambler – während die Interviewerin, mit der ersterer spricht, von Suzanne Cryer („Get the Gringo“) verkörpert wird – und das zwei Jahre nachdem sie als eben jene Dame zu sehen war, die Howard verzweifelt darum anflehte, ihr doch bitte Einlass in seinen Schutz-Bunker zu gewähren…

In regelmäßigen Abständen wird ein sekundärer, sich um Hamilton´s Ehemann Michael (Roger Davies aus TV´s „Dream Team“) rankender Plot-Strang verfolgt, welcher sich (vorrangig in seinem Auto) durch das Chaos einer Großstadt schlägt, die gerade von mindestens einer Kreatur angegriffen (und schwer zerstört) wird. Im Zuge dessen nimmt er sich des verschreckten, in den Trümmern eines Gebäudes entdeckten Mädchens Molly (Newcomerin Clover Nee) an, über die man (mit Ausnahme ihrer „Familien-Konstellation“) angrenzend nichts erfährt – was durchaus zum Spekulieren anregt, ob sie irgendwann nicht vielleicht eine Verbindung zu künftigen Werken dieser Reihe markieren wird. Die Szenen auf der Erde wirken tendenziell „unnötig und aufgesetzt“ – erhalten gegen Ende allerdings stärkeres „emotionales Gewicht“, da sie mit gewissen Entscheidungen Hamiltons verwoben sind: Es ist nämlich so, dass ihre gemeinsamen Kinder bei einem „Unglück“ ums Leben kamen, an dem sie sich die Schuld gibt…

Hamilton ist die einzige, die überhaupt über einen über ein paar wenige Worte und Informationen hinaus reichenden „Background“ verfügt. Hauptdarstellerin Gugu Mbatha-Raw („Free State of Jones“) macht ihre Sache gut – generell ist die Besetzung kompetent zugange gewesen. Das Problem in diesem Kontext liegt viel augenscheinlicher im Bereich ihrer relativ schlicht und generisch verfassten Rollen verortet: Egal ob nun Daniel Brühl („Captain America: Civil War“) als Schmidt, der in den Verdacht gerät, einer „politischen Agenda“ nachzugehen, Zhang Ziyi („the Grandmaster“) als seine Kollegin und Freundin Tam, die ausschließlich Mandarin (mit Übersetzung per Untertitel) spricht, der den schnell aufbrausend reagierenden Russen Volkov portraitierende Norweger Askel Hennie („Hercules“), David Oyelowo („Jack Reacher“), Jon Ortiz („Kong: Skull Island“) oder der für punktuelle „Comic Relief“-Beigaben zuständige Chris O´Dowd („St. Vincent“) – durch die Bank weg verbleiben sie alle unterfordert (und nicht sonderlich charismatisch)…

Wer genau hinhört, der kann im Verlauf zudem die Stimmen Greg Grunbergs („Star Trek: Beyond“) und Simon Peggs („Mission: Impossible – Rogue Nation“) erkennen – worüber hinaus Elizabeth Debicki (TV´s „the Night Manager“) als letzte der zentralen Protagonisten im Rahmen eines echt grandiosen, wirkungsvollen „WTF“-Moments in die Geschichte eingeführt wird sowie u.a. von ihrer Ausstrahlung, ihren blonden Haaren und ihrem Gebaren her ein Stück weit an Michael Fassbender in „Prometheus“ erinnert (allerdings ohne ein Androide zu sein). An anderer Stelle „verliert“ eine Person einen Arm, als jener in eine „auf einmal nicht mehr feste Wand einsinkt“ – ohne jegliche Schmerzen zu verspüren. Nicht lange danach taucht die Extremität wieder auf – dann aber ein bizarres „Eigenleben“ aufweisend: Bspw. übermittelt es der Crew die Botschaft, doch mal die Leiche ihres Kameraden zu sezieren, der zuvor einen den Zuschauer unweigerlich an „Alien“ denken lassenden Tod (nur mit einem Schwall Würmer anstatt eines „Chest-Busters“) gestorben war…

Die gebotenen „Anomalien“ beruhen auf denselben Raum okkupierende, quasi „um die Vorherrschaft ringende“ Elemente unterschiedlicher Dimensionen: Sie sind überwiegend ansprechend „schräger“ Natur und werden zum Teil mit einem trockenen Humor verknüpft – muten allerdings auch ziemlich „willkürlich“ (ohne dass man eine konstante Logik im Blick behalten hat) erdacht und integriert an. Einzelne Ideen und Set-Pieces funktionieren prima – doch sind z.B. die meisten „Wendungen“ so absehbar wie die Dialogqualität und der Spannungsgehalt jeweils eher mau. Da hilft es auch nichts, dass der Score Bear McCrearys („Colossal“) des Öfteren beharrlich den Eindruck zu vermitteln versucht, das Präsentierte sei „total aufregend“ – denn wahrhaft „packend“ ist es bloß recht selten (und in jenen Fällen immerzu nur kurz). Optisch gibt es indes keinerlei Veranlassung zur Klage: Ausstattung und Effekte (das Design der Station, eine „flüssige“ metallische Versiegelungspaste etc.) sich hochwertig – die Kamera-Arbeit Dan Mindels („Domino“) kann gleichermaßen überzeugen…

Straffen Tempos bewegt sich „the Cloverfield Paradox“ voran: Nicht ununterhaltsam sowie mit einer Handvoll cooler Sequenzen (wie ein plötzliches Gefrieren von Flüssigkeit) aufwartend – dabei jedoch arg oberflächlich sowie samt eines mehrfach wechselnden „Tonfalls“. Nach seinem Einstieg als dramatischer Science-Fiction-Film wird schon bald ins Horror-Genre (mit „Event Horizon“ als evidentes „Vorbild im Geiste“) übergegangen – bevor der Fokus im finalen Drittel (ähnlich wie bei „Passengers“) zunehmend kräftiger auf „Action“ gelegt wird: Brenzlige „Space Walks“ und zerbrechende Teile des Raumflugkörpers inklusive. Zu allem Überfluss kommt obendrein mal wieder eine Schuss-Waffe ins Spiel und haben zwei reizvolle Story-Komponenten – nämlich die „emotionalen Bredouillen“, in denen Hamilton und Jensen da jeweils stecken – in dem „trivialen Lärm“ eben jener Phase (leider) kaum eine Chance erhalten, ihr eigentliches Potential ergiebig genug entfalten zu können – sozusagen im Einklang mit der ganzen „uneben-holprigen“ Beschaffenheit des Werks an sich…

gute „4 von 10“

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