Es gibt einige entscheidende Gründe, warum der ursprünglich und hauptsächlich Attrition benannte und auch als Final Mission veröffentlichte Film besser sein könnte (und tatsächlich auch ist) als der letzte Ausstoß aus dem Hause Steven Seagal. Abgesehen davon, dass das Projekt als Art 'Herzenswunsch' und Eigeninitiative vom Darsteller und Produzenten selber gilt und ehedem auch als Regie angekündigt bzw. überlegt wurde, sind dies die letztliche Entscheidung der Wahl dieser Übernahme auf Mathieu Weschler, der zumindest Ansätze von Kreativität in Covert Operation (2014) a.k.a. Borderland bewies. Zudem wird hier mehr Engagement des zuletzt oftmals bloß sitzenden und Monologe in die Kamera sprechenden 'Stars' gefordert und auch gebracht, ist die zusätzliche Besetzung mit zumindest Louis Fan Siu-wong und Yu Kang aus dem HK-Kino eine kleine Bereicherung und wird das Drehteam großteils mit Veteranen aus Thailand und auch dem deutschen "Real Deal Action" Team bestehend aus Can Aydin, Phong Giang und Yoon Cha-lee angegeben, mit Stunt-, Akrobatik- und Choreographieexperten, die sich für nichts zu schade und noch frisch und begierig, und für jede Schandtat bereit sind. Zudem muss man festhalten, dass bis auf vielleicht noch Killing Salazar (2016) die letzten Tätigkeiten von Seagal alle sowieso unterirdisch und schwer zu unterbieten sind, der Zug Richtung Qualität da längst abgefahren ist und nur noch Dampf aus der Ferne bzw. längst vergangene Ruhmesehren von vor im Grunde fast 30 Jahren hinterlässt.
Attrition selber sollte also seine Funktion als kleiner Glanzpunkt oder zumindest die Empfehlung für die letzten Hartgesottenen unter den Fans von Genre und Darsteller selber innehalten, die einsame Fahne schwenken quasi und das Licht der Hoffnung, zumal Seagal mittlerweile und dies auch schon seit längerem eher als 'Witzfigur' und das auch noch mit komischen politischen Klüngel und durch andere geschmäcklerische Geschichten aus der Yellow Press auffällt und natürlich durch sein Gewicht:
Der frühere Operative Axe [ Steven Seagal ] hat sich nach langen Jahren des Tötens zum Suchen und Finden des inneren Friedens nach Thailand in die Einöde zurückgezogen, wo er mit seinen philosophischen Weisheiten und homöopathischen Künsten die Dorfbevölkerung von ihren physischen und psychischen Leiden kuriert. Eines Tages wird er von einem Bewohner angesprochen und überredet, sich auf die Suche nach dessen entführten Tochter Tara [ Ting Sue ] aufzumachen, die vom Gangsterboss Qmon [ Yu Kang ] festgehalten wird. Axe schnappt sich sein altes Team, bestehend aus Hollywood [ Sergey Badyuk ], Infidel [ Rudy Youngblood ], Yinying [ Kat Ingkarat ], Scarecrow [ James P. Bennett ] und v .a. seinen ehemaligen Trainingspartner Chen Man [ Louis Fan ], um in die Zentrale von Qmon einzudringen. Dabei muss er erstmal an dessen rechte Hand Black Claw Ma [ Yoon Cha-lee ] vorbei.
In der Masse ähnlich gelagerter und auch situierter Filme des '(Groß)Meisters' sucht man trotz oder wegen einem Skript von Seagal selber ("A story of Kung Fu and Honor") tatsächlich neue Zutaten natürlich vergebens, wird gerade zu Beginn die Einkehr in vermeintliche Ruhe und Frieden und die Abkehr vom Krieg da draußen beschworen und diverse Floskeln und Grundsätze vom buddhistischen Leben im Einklang vor allem auch mit der Natur eingewebt; ein insgesamt fernöstlicher bis hier gar transzendentaler Touch, der aufgrund einer gewissen Gängigkeit und auch der dadurch fast verloren gegangenen ursprünglichen Exotik der Location mittlerweile nicht mehr für Aha-Effekte sorgt, sondern fast zum Klischee selber bis hin zur lachhaften Parodie geworden ist. Dennoch gelingt es der in diesen Momenten vergleichsweise empfindsamen Inszenierung dennoch, die Vorstellung des ehemaligen Kriegsveteranen und nunmehrigen Dorfarzt (im Ip Man Gedächtnisoutfit) und anderen Gelehrten verhältnismäßig sicher über die Bühne und auch schon vor der eigentlichen Handlung nicht nur die Botschaften, sondern auch einige flott-sehenswerte Aktionszenen wie die erste Erstürmung noch im Feindes- und Kampfgebiet und ein sportliches Duell mit der Wahl der Waffen gegen den besten Freund und früheren Trainingsgenossen (und eigentlichen Experten in der Martial Arts) unterzubringen.
Drogenhandel, Tierhandel, und Menschenhandel, alles Undinge, zu denen die Gesellschaft fähig und sich selber am Zerstören ist; Axe zerstört zwar auch und haut vor allem und gut und gerne die Gesichter der Gegner blutig, dies aber natürlich (ebenso wie die später wahrhaft im extremen und nassen Rot eingefangenen Schießereien) nur für den guten Zweck. Das Anliegen der Rettung und die momentane Unordnung der Welt heilt alle Mittel, wird Gewalt mit Gegengewalt und dann auch Kugelhagel von allen Seiten beantwortet und sind gerade die späteren Handvoll Prügeleien nicht bloß relativ adrett bis zuweilen hochwertig gefilmt, sondern auch von einer Deftigkeit beim jeweiligen Opfer, mit ordentlich Blessuren im Kopfbereich, was selbst heutzutage noch überraschend und anfangs mit seinen unvermittelt spritzenden Fontänen ein wenig erschreckend noch dazu ist.
Auch sind die Bilder (der bisher rein und wie auch die Serie General Commander eigenes für den von u.a. Philippe Martinez neugegründeten Streamingdienst 356Flix geschaffenen Produktion) eher grob gehalten, das Wetter nass und trüb, der Fluss schlammbraun, die Schergen und auch viele der Guten ordentlich unhübsch bis eher hässlich in der Physiognomie, weiß die Kamera aber um die richtigen Blickwinkel und die ruhige Gestaltung auch bei einer Hatz auf dem Wochenmarkt und einer dialog- und gleichzeitig bewegungslastigen Plansequenz in einer Bar, und vergnügt auch sonst mit einigen gestalterischen und die Schnittmontage unterstützenden Ideen. Selbst dem Skript von Seagal höchstpersönlich kann man hier und da einige Fantasie (und wieder viel Ausreden für das Einbringen von barbusigen Asiatinnen) attestieren, ein Brei zwar aus vielerlei Dingen wie eben dem Sermon über Religion, Spiritualität, über die derzeitigen Zu- und Missstände, und allerlei Exploitation gerade bei jüngeren Frauen auch; alles Sachen also, die wie ein bisschen 'Übernatürlichkeit', Traumdeutungen und die pathetische Heldenrolle mit eigenem Traumata, inneren Kämpfen und dem Drang der Wiedergutmachung als Retter der Maid und aller Geschundenen schlechthin wenig durchdacht und wenig miteinander gemein haben, aber in seiner Weltanschauung wahrscheinlich elementar und nun nichts Neues auch in seiner narrativen Filmografie nicht nur der letzten Jahre sind.