Ein Porno-Internat für russische Spione. Dort lernen die "Spatzen", die Wünsche und Bedürfnisse ihrer zukünftigen Zielpersonen zu erkennen und befriedigen. Das ist die Ausgangssituation von "Red Sparrow". Wenn man weiß, dass der Film auf einem Roman eines Ex-CIA-Agenten basiert, ahnt man schon, dass hier der Wunsch der Vater des Gedankens war und selbiger Herr Matthews einer solchen Bums-Agentin nur zu gerne mal in die trainierten Hände gefallen wäre.
Weil also die Prämisse schon mal denkbar bescheuert ist, der Film dennoch in der Jetzt-Zeit spielt, bekommt der Zuschauer gleich eingangs erklärt, dass der Kalte Krieg noch nicht zu Ende ist, nur jetzt eben mit anderen Mitteln (ein-) geführt wird.
Nach der relativ ausführlich erzählten Bumsschulen-Nummer, die Charlotte Rampling als eiskalt-zugeschnürte Matrone, Typ: rumänische Eiskunstlauflehrerin, featured, darf Jennifer Lawrence dann ran an den Feind (Joel Edgerton), in den sie sich natürlich prompt verliebt. Das Ganze wird gewürzt mit viel (Ami-) Sex, sprich entsprechend prüden Inszenierungen, und Gewalt. La Lawrence muss der Streifen ihres Namensvetters Francis (nicht verwandt) aber irgendwie wichtig gewesen sein, denn sie zeigt viel Haut und sogar mal die (rechte) Brust.
All das erinnert mich fatal an eine 80-er-Schundheft-Serie, die ich als Teenager las, weil sie expliziten Sex bot. Den Namen hab ich vergessen, wenn ich heute davon erzähle, nenne ich sie "Fickmiezen ermitteln", das bringt's ganz gut auf den Punkt.
Um ebenfalls auf selbigen zu kommen: "Red Sparrow" bietet eine mal wieder unglaublich gute Hauptdarstellerin, der man die Russin jederzeit abnimmt, die (Ex-) Tänzerin eher nicht so. Eine spannend, wenn auch teils mit Hängern erzählte Geschichte, von der man dann aber schon wissen will, wie sie ausgeht, ist aber mit zweieinhalb Stunden deutlich zu lang. Seiner Grunddummheit zum Trotz hat der Film immer wieder kluge Momente. Und er bietet schön gefilmte Ansichten der bekannt schönen Moskauer U-Bahn-Stationen und überhaupt eine wundervolle Kameraarbeit. Als Topping: Eine sehr harte, sehr lange Folterszene und eine wunderbar lakonische Schlusssequenz.
Dass allerdings alle Russen (auch untereinander) Englisch mit russischem Akzent sprechen (in der deutschen Synchro noch sinnfreier, weil sich da ja die Amis sprachlich nicht unterscheiden) hätte fast dazu geführt, dass ich den Film umgehend wieder ausmache. Das ist noch blöder als so mancher Drehbuchsatz a la: "Man nennt euch die magischen Muschis!" Weia. Sechs Punkte.