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Sex kills, Russland schlecht

"Red Sparrow" ist ein Agententhriller über eine junge Russin, die zu einer sexy Allzweckwaffe umtrainiert wird. Schnell steht sie zwischen den Fronten eines Spionagekrieges, bei dem man glatt meinen könnte, der eiserne Vorhang wäre nie gefallen... "Red Sparrow" scheut sich nicht weh zu tun. Die wie immer sehr solide Jennifer Lawrence zieht nicht nur blank sondern geht an die besonders empfindlichen Stellen und die Folterszenen sind nicht ohne. Doch am schmerzhaftesten ist das propagierte Weltbild dieses überlangen Agentenratens. Es mag zwar stimmen, dass es in Russland oft drunter und drüber geht, dass sich die Supermächte dieser Welt dauerhaft in einer Art "geheimem" Krieg befinden und dass einige angeschnittene Themen eine erstaunliche Aktualität besitzen. Doch was für ein einseitiges, veraltetes und subjektives Bild hier vor allem von Putins Land und insbesondere der Agentenwelt gezeichnet wird, das erstaunt und verärgert schon sehr. Realismus oder Subjektivität muss man von einem Hollywood-Thriller zwar nicht erwarten, doch wenn er sich derart ernst nimmt und meint schlau zu sein, dann kann man bei seiner letztendlichen Leistung nur ungläubig mit dem Kopf schütteln. Da sind die Klischees an jeder Botschaftsecke und die üblen, unfreiwillig komischen Akzente noch die kleinsten Nervtöter. In seinen schlimmsten Momenten ein zynisches Armutszeugnis.

Doch nicht alles ist mies an "Red Sparrow". Er hat unübersehbare Stärken, die sogar kurz davor waren mich eher zum Positiven zu kippen. Die Kamerarbeit ist beispielhaft. Schick sieht die Agentenhatz in jeder Sekunde aus. Zudem ist sie bis in kleinere Rollen exzellent besetzt. JLaw sticht natürlich hervor und spielt aufopferungsvoll, mutig, gefährlich gut. Sie legt alles in ihre vielschichtige Rolle was sie hat. Und das ist eine Menge. Zudem habe ich lange keinen pompöseren Score mehr gehört. Das kann etwas zu dick aufgetragen sein, doch es passt zu dieser glitzernden Hasenjagd. Es gibt doppelte Böden, Betrüger, Maulwürfe und über allem schwebt der Schatten der ach so bösen Russenregierung. Wäre das beschädigte und feuersäende Weltbild nicht, dann wäre eigentlich alles beim Alten, so wie es sein sollte im Spy-Genre. Nur etwas rigoroser. Blutiger. Handfester. Nackiger. Zumindest für die Sehgewohnheiten des Mainstreampublikums. Der ein oder andere Lawrence-Fan könnte das Kino sicher etwas geschockt verlassen. Doch im Endeffekt tangieren einen selbst härtere Folterfeste nur oberflächlich (ähnlich wie ein "innovativ" genutzter Hautschärber im Film), wenn man zwischendurch ziellos umhermäandert und eine Geschichte nur vage vorhanden ist. Es geht um Betrug und Wahrheit, um Vertrauen und Macht, um Verführung und Atmosphäre. Schon verstanden. Aber mir wäre eine glaubhafte Geschichte mit definierbarem Beginn und Ankunft lieber gewesen. So bleibt nur Stimmung, Härte und Todeskälte. Sozusagen die Spitze des Eisbergs. Nur dass dieser Schneekoloss eben nur aus Spitze besteht.

Fazit: "Red Sparrow" ist hübsch in jeder Pore - von Lawrence über die majestätische Musik bis zu den unterkühlten Bildern. Außerdem überrascht er mit einer saftigen Härte und Mut zur Nacktheit. Leider mangelt es an so gut wie allem anderen. Der Cleverness, der Spannung, einer annehmbaren Länge sowie vor allem einem brauchbaren Weltbild. Ich ziehe "Atomic Blonde" vor. Da gingen Selbstbild und Endprodukt eher im Gleichschritt.

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