Der seriöse Horrorfilm ist zurück und das ist eine gute Sache. Sicher, die Geschichte von HEREDITARY ist schon unzählige Male erzählt worden und simplere Genrebeiträge würden hier einfach die erste Stunde skippen und gleich „zur Sache“ kommen. Aber ein guter Horrorfilm ist eben kein Porno. Und wie Autor und Regisseur Ari Aster hier in der ersten Hälfte seines Langfilmdebüts eine ungeheuer bedrückende Atmosphäre von Verlust, Trauer und Furcht aufbaut, das ist heutzutage schon selten geworden.
Fast ohne Jumpscares, allein mit psychologischem, tief in den Emotionen der Protagonisten verwurzeltem Schrecken, schafft der Film hier eine Stimmung, die an Klassiker wie DON’T LOOK NOW erinnert und in einem wahren WTF-Moment gipfelt, den man so nicht hat kommen sehen.
Auch die zweite Hälfte des Films orientiert sich atmosphärisch an prominenten Vorbildern wie ROSEMARY’S BABY und THE OMEN und auch wenn HEREDITARY gegen Ende die Schreckschraube vielleicht etwas überdreht, geht er doch auch das Risiko eines nicht bis ins Detail auserklärten Endes ein, das Blumhouse-verwöhnte Zuschauer frustrieren könnte. Doch für die gibt es ja genug Mittelmaß auf dem Markt – dieser Film ist etwas Besonderes, bestimmt nicht der gruseligste Genrebeitrag des Jahres, aber ein tiefgehendes, unheimliches, sehr gut inszeniertes und vor allem ausgezeichnet gespieltes Psycho- und Familiendrama für Liebhaber des klassischen Horrors der 70er.