Review

Sprachlos

Passend zum Titel verpasst man nicht viel, wenn man "Mute" auf stumm schaltet. Denn außer einem richtig coolen Neo-Berlin gibt es bei der Netflix-Produktion des einstigen Sci-Fi-Wunderkinds und David Bowie-Spross Duncan Jones rein gar nichts zu entdecken. Das ist für mich die bisher größte Enttäuschung des Jahres. Erst recht, wenn man weiß, was für eine jahrelange Herzensangelegenheit "Mute" war. Vielleicht hat ihn der Tod seiner Eltern endgültig aus der Bahn geworfen, vielleicht hat er sich maßlos übernommen oder er hat es einfach nicht mehr drauf. "Mute" ist so oder so ein Bärendienst für seine Karriere. Vielleicht sogar der Todesstoß. Ja, so schlecht ist der optisch ambitionierte und sehr feine Sci-Fictioner. Ein großes, wirres und führungsloses Chaos. Eine echte Tortur über seine satte Laufzeit. Hochglanz-Trash, der ärgerlich gegen die Wand fährt, dabei noch stolz ist, nur leider keineswegs unterhaltsam. Wir folgen einem stummen Barkeeper, der im futuristischen Berlin seine verschwundene Geliebte sucht und dabei einigen zwielichtigen Gestalten über den Weg läuft...

"Mute" ist weniger als die Summe seiner Teile. Er bricht auseinander, sobald man zu lange über einen Part nachdenkt. Die Darsteller bleiben (bis auf Skarsgard!) blass bis schlicht fehlbesetzt, die Story ist flach und verläuft planlos im Sand. "Mute" hat einen herausragenden Schauplatz, optische Schauwerte und eine glaubhafte Liebesgeschichte. Das hört sich vielleicht genügend an, doch es reicht nicht. Nicht mal ansatzweise. Das Berlin der Zukunft ist spektakulär, doch diesem Neo-Noir fehlt einfach zu viel um ein einigermaßen guter Film zu sein. Seine Füße sind eingeschlafen und er versucht trotzdem Tango zu tanzen. Das ist peinlich. Frustrierend. Erst recht wenn man die Ansätze im Auge behält, das Potenzial unter all dem Nebel noch sieht. "Mute" bot alles, um endlich wieder an "Moon" anzuknüpfen. Im Endeffekt wurde er jedoch eine noch größere Bruchlandung als "Warcraft". Das muss man erstmal hinkriegen. Duncan Jones braucht eine Auszeit, einen Neustart oder die filmische Rente. Denn so geht es nicht weiter.

Fazit: Duncan Jones neuer Tiefpunkt. Ein Film, der viel will, aber nichts kann. Nur ein paar coole Visuals und ein ausdrucksstarker Alex Skarsgard bleiben positiv im Gedächtnis. Der Rest ist nichtssagende, wirre, dilettantische Cyberpunk-Plörre, durch die man sich über zwei Stunden lang quälen muss. Wenn man sich durch die "Moon"-Easter Eggs erinnert, wie stark dieser war, dann schmerzt dieser Aufprall nur umso mehr. Möchtegern-"Blade Runner" wäre noch viel zu viel Lob. Er kriecht über die Klinge und merkt nichtmal, dass er schon längst tot ist.

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