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Einen frühen Umberto Lenzi-Film zu besprechen, hat etwas Undankbares an sich. Seine in der ersten Hälfte der 60er Jahre entstandenen zahlreichen Produktionen können ihre Intention, möglichst schnell und kostengünstig die Nachfrage des Kinopublikums zu befriedigen, nicht verbergen, aber die Abenteuer- und Sandalenfilme der frühen 60er Jahre waren immerhin ein eigenständiges Genre und verfügten über Stars wie Steve Reeves, die dieser Phase ein individuelles Gesicht gaben. Dagegen wirken die danach im Zuge des James-Bond-Hypes entstandenen Agentenfilme, in denen Möchtegern-Bonds auf dicke Hose machten, aus heutiger Sicht nur noch peinlich - Niemand würde es mehr wagen, eine Stilrichtung so offensichtlich zu kopieren, ohne auch nur annähernd die technischen und inhaltlichen Standards des Vorbilds zu erreichen. Doch Mitte der 60er Jahre genügte es offensichtlich, die Story vom englischen Agenten mit der Lizenz zu töten, in leicht abgewandelter Form zu wiederholen.

Umberto Lenzi machte in seinem zweiten Agentenfilm nach "A 008, operazione Stermino" (1965) - der deutsche Titel "Heiße Grüße vom C.I.A." verbirgt leider die Anspielung auf "007" - auch kein Geheimnis daraus, das James-Bond-Franchise plündern zu wollen. Gemäß dem Vorbild beginnt mit einer von der späteren Handlung unabhängigen Einganssequenz, die Martin Stevens (Roger Brown) im Bett mit einer Schönen zeigt, die es plötzlich sehr eilig hat und ihn zu töten versucht. Doch Stevens erkennt ihr Ansinnen rechtzeitig und kann sie mit einem Schuss aus seinem Kugelschreiber erledigen, womit schon drei wesentliche Bond-Elemente vereint sind - schöne Frauen, technische Tricks und das entspannte Lächeln eines Mannes von Welt, der sich von nichts aus der Ruhe bringen lässt. Selbstverständlich führt Stevens nächster Weg ins Hauptquartier nach London, wo er erst das Trainingscamp durchstreift, wo knapp geschürzte Frauen mit Maschinengewehren auf Pappkameraden schießen, bevor er sich beim "Professor" (Mino Doro) - eine Art Widergänger von "M" - den neuesten Auftrag abholt, nicht ohne zuvor mit speziellem technischen Gerät ausgestattet worden zu sein.

Alles in "Superseven chiama Cairo" (Höllenhunde des Secret Service) atmet den Geist eines James-Bond-Films, nur mehrere Nummern kleiner - die technische Ausstattung des Agenten, die Verbrecherbande, der eine Super 8 - Kamera durch die Lappen ging, deren Objektiv sie aus einem wertvollen gestohlenen Material fertigen ließ, um es über die Grenze schmuggeln zu können, und die Locations, die sich auf Rom, Locarno und Kairo beschränken, auch wenn sich Lenzi viel Mühe gibt, die Pyramiden häufig ins Bild zu rücken. Nur die Frauen können es dank Rosalba Neri und Fabienne Dali problemlos an Schönheit mit den Bond-Girls aufnehmen. Die gesamte Story kann ihren provinziellen Touch nicht verbergen, denn es geht um die Suche nach einem radioaktiven Kameraobjektiv, das versehentlich an einen unwissenden Käufer geriet, den nun beide Seiten versuchen, zuerst ausfindig zu machen - Agent Stevens und die skrupellos vorgehende Bande von "Il levantino" (Andrea Aureli).

Angesichts typischer Filmfehler - einmal greift Stevens mitten auf einem See schwimmend in einen Kampf ein, obwohl er Sekunden zuvor noch weit entfernt am Strand gestanden hatte - und unfreiwillig komischer Szenen - nachdem Stevens Grenzbeamte mit einer Waffe bedroht hatte, um seinen Übertritt zu erzwingen, wird die Anklage von der Justiz fallen gelassen, weil sich die Waffe im Kommissariat als Zigarettenanzünder herausstellt - wäre es leicht, den Film als Billigproduktion abzutun, aber tatsächlich kann "Superseven chiama Cairo" phasenweise faszinieren. Zu verdanken ist das einerseits dem US-Mimen Roger Brown, der den britischen Agenten mit leicht schmierigem Charme spielt, der jederzeit einen klaren Blick für seine Situation und seine Frauenbeziehungen behält, die er mit ironischem Unterton begleitet, andererseits einer Inszenierung, die die Thematik ernst nimmt und mehr wagen durfte als die mainstreamigen Bond-Filme. Seitens der Gangster wird skrupellos getötet und gefoltert – auch einmal die Drogenabhängigkeit einer Frau für eigene Zwecke genutzt – weshalb deren Taten konkreter und brutaler wirken als im Unterhaltungsfilm für die große Leinwand.

Neben den kompromisslosen Gangstern weist auch die rasant gefilmte Verfolgungsjagd nach dem erzwungenen Grenzübertritt schon auf Lenzis zukünftige Polizeifilme hin, aber die größte Schwäche des Films bleibt dessen unausgewogenes Tempo – abwechslungsreiche, schnelle Abschnitte wechseln mit betulichen, uninspirierten Szenen, die auch dem geringen Budget geschuldet sind, etwa wenn abwechselnd ein Hubschrauber und ein Auto gefilmt werden, um damit zu vermitteln, dass gerade Jemand umgestiegen ist, ohne es aber im Bild zeigen zu können. "Superseven chiama Cairo" kann seinen B-Charakter nicht verbergen, aber ist auch aus heutiger Sicht kein „Trash“, sondern verleiht dem Agenten-Film etwas dreckig Direktes im Gegensatz zu der gewohnten James-Bond-Eleganz. Damals reichte es noch für die Fortsetzung „Le spie amano fiori“ (Die Höllenkatze des Kong-Fu, 1966) – Martin Stevens, übernehmen Sie! (5/10)

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