Review
von Leimbacher-Mario
Wohin gehen, wenn der Hass deinen Friseur gefressen hat
Starke Neonazi-Filme kann man an einer Hand abzählen - der australische "Romper Stomper" gehört ohne Frage dazu. Und dieser Ausnahmefilm behandelt sogar mal nicht die Opfer der aggressiven Faschisten oder deren Genesung in einen "normalen" Bürger, sondern schlicht und direkt und schwierig und fordernd den Alltag eines Skinheads. Wir folgen einer Glatzengruppe durch Melbourne und wie sie leben, lieben, Asiaten nahezu totprügeln und immer weiter Richtung Abgrund taumeln... Identifikation und Verständnis fallen schwer, Rehabilitation liegt fern, Hoffnung bleibt rar und ein Happy End ist nie in Sicht - alles Dinge, die dem erbarmungslosen Skinhead-Drama eine absolute Ausnahmestellung einbringen. Nicht nur in seinem übersichtlichen Subgenre.
Eine Kritik über "Romper Stomper" zu schreiben, ohne Russell Crow zu erwähnen, ist schlicht nicht möglich. Sein Sprungbrett nach Hollywood ist eine Performance, wie man sie selten sieht. Voller Kraft, Hass, Verzweiflung und abstoßendem wie anziehendem Charisma. Hier nach standen ihm zu recht alle Wege offen. Doch auch seine Co-"Stars" geben sich dem seltenen Sujet aufopferungsvoll hin und die eindringliche Kamera und der unterkühlte Stil führen einen noch näher an die Gruppe von Chaoten heran, fast in sie hinein. Ein Platz, an den man eigentlich nicht will, der jedoch trotzdem wichtig und erforschenswert ist. Niemandsland mit Mehrwert. Keine der Figuren ist auch nur annähernd sympathisch, viele der Denkansätze und Sprüche und Verhaltensweisen sind schockierend, doch gerade in einer stromlinienförmigen, vorkauenden und predigenden Zeit, ist dieser tritt in die Eier, der einen geradezu anschreit "Mach dir gefälligst dein eigenes Bild, deine eigenen Gedanken!", kostbar wie nie.
Fazit: "Romper Stomper" ist einer der echtesten, rausten und direktesten Skinhead-Filme aller Zeiten, mit einem unglaublich kraftvollen Russell Crowe, der alle Blicke auf sich zieht und einem dann voll in die Fresse haut. Weisheiten oder Gnade gibt es woanders!