Den Vergleich, dass dieser australische Beitrag von 1992 aus dem gleichen Holz geschnitzt wäre wie "American History X", kann man bei näherer Betrachtung doch für mehr als gewagt halten. "Romper Stomper" behandelt zwar ebenfalls den Rechtsradikalismus als Kernthematik, weist jedoch in seiner Inszenierung, sowie seiner inhaltlichen Aussage einige drastische Differenzen gegenüber dem überragenden "American History X" auf.
Was können wir "Romper Stomper" zu Gute halten? - Zweifellos den durch wackelige Kameraarbeit, besonders in hektischen Szenen, dokumentarisch anmutenden Inszenierungsstil, der einen enormen Grad an Authentizität mit sich bringt. So funktioniert der Film durchaus als Milieustudie. Wir begleiten Anführer Hando und seine gleichgesinnten Freunde bei ihrem Alltag; hören ihre faschistische Musik und müssen ihnen über die Schulter gucken, wenn sie wieder einmal Asiaten brutalst und sinnlos verprügeln. Sie hausen dreckig, tragen Bomberjacken und dilettantisch geschnittene Kurzhaarfrisuren, kommunizieren oftmals steinzeitartig miteinander und legen schließlich eine hohe Gewaltbereitschaft vorwiegend bei Ausländern an den Tag, die sie nicht plausibel rechtfertigen können, stattdessen eher eine ethnische Säuberung ihres Viertels anstreben.
Äußerst provokant in ihrem Verlauf fallen dann dementsprechend auch die Prügeleien aus. Dabei ist die Skrupellosigkeit und der die Gewalttaten Motor-ähnlich antreibende Hass schockierender, als letztendlich die visuelle Darstellung ihrer Folgen. Sicherlich sind auf der anderen Seite die Vietnamesen in ihrem Handeln ebenfalls nicht von gänzlicher Schuld freizusprechen, doch Anstifter der Gewaltexzesse bleiben die Skinheads, deren ideologische Sichtweise die Motivation ihres Verhaltens bildet. Der Konflikt beinhaltet somit weit mehr als nur zwei rivalisierende Gruppen. Das Problem liegt nun darin, dass es keine Identifikationsfigur gibt, die sich auch moralischen Aufgaben gewachsen ist. Direkt auf diskutabler, sprachlicher Ebene wird daher nur sehr wenig oder gar nichts in Frage gestellt. Im Gegenteil, durch das Zitieren aus Hitlers "Mein Kampf", der in ihrem Inhalt bedenklichen Musik und der in Handos Zimmer an der Wand hängenden, riesigen Naziflagge wird vielmehr provoziert, ohne dabei den angesprochenen Gegenpol zu liefern.
Ohne Regisseur und Produzenten etwas unterstellen zu wollen, lässt sich allerdings behaupten, dass die kritische Betrachtungsweise beängstigend mager ausfällt, was im Gegenzug keineswegs automatisch heißt, hier werde der Rechtsradikalismus verherrlicht. Vielmehr lässt Geoffrey Wright den Zuschauer erstaunlich neutral dem Geschehen hilflos zusehen; wichtige Denkanstöße zur richtigen Seite bei einer solch heiklen Thematik fehlen leider. Wir können nur aus unserem eigenen aus der Beobachtung und Empfindung gewonnenen Fazit heraus urteilen und hoffentlich erkennen, dass das gezeigte Verhalten und die präsentierte Einstellung der Protagonisten falsch ist. Das Ende übernimmt nämlich ebenfalls kaum Lehrfunktion. So ist es doch auch nur die Liebe, die Davey dazu ermutigt, sich gegen Hando zu stellen. Eine Erleuchtung im Sinne der Erkenntnis, einer nicht akzeptablen Ideologie nachzueifern oder durch Prügeln, Falsches getan zu haben, gibt es eigentlich nicht.
Dadurch, dass die Wertung uns überlassen wird, liegt natürlich auch die Gefahr, dass andere gegenteilige, also aus unserer Sicht negative Erkenntnisse gewonnen werden könnten. So kommt es in der Tat auch dazu, dass diverse Personen mit bedenklichen, den Hauptprotagonisten gegenüber ähnlichen Frisuren, Kleidungen und Einstellungen das Gezeigte fehl interpretieren, sodass "Romper Stomper" in gewissen, anzuzweifelnden Kreisen leider als Kultfilm fungiert. Dass dies teilweise wirklich der Fall ist, musste ich bedauerlicherweise selbst schon feststellen. Die Schwelle zur Fehlinterpretation ist hier definitiv aber auch sehr schnell überschritten.
Letzten Endes stützen sich die Vorzüge von "Romper Stomper" auf die amateurhafte und deshalb sehr authentische Darstellung des Milieus. Die Akteure passen sich diesem Stil entsprechend an. Russell Crowe sticht als Führungsperson Hando zwar noch heraus, kann in anderen Rollen aber wesentlich mehr Leistung bringen. Fraglich bleibt aber insgesamt die zu neutrale, unkritische Haltung gegenüber der Thematik, die eine große Gefahr in sich birgt. (Noch 7/10 Punkten)