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Auch ein Hollywoodstar wie Russell Crowe fängt mal klein an. In diesem Fall in dem Independent-Neonazi-Drama Romper Stomper. Kann es dieser, bereits 1992 entstandene, mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Film mit dem Genreprimus American History X aufnehmen?

Brown as hell
Sie sehen aus wie Typen, denen man nicht im Dunkeln begegnen möchte, die Jungs der Skinhead-Bande rund um ihren gewalttätigen Anführer Hando (Russel Crowe) und seinen besten Freund, den schweigsamen Davey (Daniel Pollock). Die Glatzköpfe haben nicht viel vom Leben: ungebildet, ohne Manieren und Feingefühl für angemessenes Sozialverhalten und von Arbeit hat wohl noch keiner aus der Truppe gehört. Stattdessen hausen sie in einer kalten Lagerhalle und langweilen sich zu Tode, um abends in der örtlichen Spelunke zu Rechtsmukke bis zu Besinnungslosigkeit zu saufen, zu gröhlen und zu tanzen. Sobald Ausländer in ihre Nähe kommen, rasten sie, allen voran Hando, völlig aus und wollen ihnen die Lektion ihres Lebens verpassen. Besonders oft trifft es die Vietnamesen, die planen, die Kneipe zu kaufen und ihr eigenes Restaurant aufzuziehen. Doch die haben eines Tages genug und schlagen nicht minder hart zurück. In all diesen Malstrom aus verquerem Denken und sinnloser Gewalt und Fremdenhass kommt Gabrielle, kurz Gabe (Jacqueline McKenzie), ein Mädchen aus reichem Hause, die von ihrem sie sexuell missbrauchenden Vater flieht. Und wer bietet sich da besser an als der „starke“ Hando? Gabe scheint der Lebensstil der Jungs zu gefallen und sie tritt der Gruppe bei, die nach dem Vietnamesen-Kampf jedoch ganz andere Probleme (u.a. Polizei) hat. Noch dazu verliebt sie sich bald in Davey, der natürlich zwangsläufig ein rotes Tuch für Hando wird und alles droht, in der Katastrophe zu enden…

”Skinhead, Skinhead, running from the law”
Regisseur Geoffrey Wright gelang mit Romper Stomper ein ziemlich schockierendes Portrait einer desillusionierten Jugendgang, das nicht alles kommentiert, sondern viel mehr observiert und dem Zuschauer die Entscheidung für das Empfinden der Szenen überlässt. Die dreckige, realistische Optik verstärkt neben dem Independent-Charakter auch die trostlose Atmosphäre dieses Mikrokosmos, in dem sich die Protagonisten befinden und ihrem täglichen Tagesablauf frönen. Ausländer jagen und verprügeln, sowie anschließend ihre „ patriotischen Heldentaten“ gebührend bei Unmengen von Bier feiern und sich für eine kurze Zeitspanne wichtig und gebraucht fühlen. Dass es dabei keineswegs zimperlich zur Sache geht und durchaus Blut fließt, könnte dazu führen, dass unvoreingenommene, aber zartbesaitete Zuschauer abgeschreckt werden könnten. Aber soll nicht gerade das das Ziel eines solchen Films sein? Soviel zum Botschaftscharakter von Romper Stomper. Richten wir den Fokus auf die Story. Die ist in der ersten Hälfte durchaus annehmbar, erreicht aber nie den Grad von Unterhaltung oder Qualität, um als gut bezeichnet werden zu können. Zu klischeehaft und unterentwickelt sind die Charaktere und die schauspielerische Darstellung ist bis auf den manisch aufspielenden Russell Crowe allenfalls unterdurchschnittlich. Besonders Jacqueline McKenzie als Gabe konnte mich mit ihrer sprunghaften Darstellung zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Zu undurchsichtig stellt sie ihre Figur dar, sodass man nie weiß, woran man mit ihr ist. Auch der relativ hölzern agierende Daniel Pollock wird mit seinem vergrämten Gesicht nicht unbedingt in die Annalen gewichtiger Charakterdarsteller eingehen. Dass das Ende des Films dann mehr schlecht als recht daherkommt und unbedingt auf eine Konfrontation zwischen Hando und Davey hinauslaufen muss, zeugt auch nicht gerade von drehbuchschreiberischem Können. Dass bis auf die drei Hauptfiguren kaum einer der Nebencharaktere eine eingehende Einführung hat, ist ebenfalls ein Manko, das die emotionale Distanz nahezu unüberbrückbar macht. Das relativ offene Ende hinterlässt positiverweise keinen moralindurchtränkten Eindruck, aber zumindest eine grobe Richtung, in die die verbliebenen Protagonisten nun gehen, wäre wünschenswert gewesen, doch vielleicht lässt der sich aus Sicht von Hando langsam verdunkelnde Blickwinkel, über den die Abspanncredits laufen, ja wieder dem Zuschauer die Gelegenheit, sich sein eigenes Bild zu machen.

Australian History X?
Ganz sicher nicht das Genrehighlight oder der Kult, als der er gefeiert und gepriesen wird, sondern „lediglich“ eine eindringliche Milieustudie einer perspektivlosen Jugendkultur mit einigen drastischen Momenten und einer flachen Story. Wie man das besser miteinander verbinden kann, zeigt American History X.

Fazit: 6 von 10 Hitlerdolchen

Dialoghighlight: „Wie funktioniert das?“
- „Keine Ahnung, schlag es auf, dann weißt Du´s.“

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