„DER FEUERVOGEL" heißt der eben betrachtete Märchenfilm nach einer Erzählung der Gebrüder Grimm. Dabei handelt es sich keineswegs um ein klassisches Kinder-Märchen, sondern viel mehr um eine romantische Abenteuergeschichte, die auch Erwachsene ansprechen soll. Was soll da schon passieren, wenn der Regisseur noch Vaclav Vorlicek heißt, der 1973 mit „DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL" sein Meisterstück ablieferte.
Das Königreich von König Jorgen (Horst Buchholz) ist in Not: Skeleton, der böse Herr der Naturgewalten, hat Prinzessin Elena (Tina Ruland) entführt und will sich mit ihr verheiraten. Hilfe eilt durch den sympathischen Prinz Afron (Manou Lubowski) herbei, der sich bereits in die Prinzessin verliebte, nachdem er sie im Dorf gesehen hatte. Von Schmerz erfüllt liegt der König im Sterben - nur der sagenumwobene Feuervogel kann ihn retten...
Wie die Geschichte ausgeht, kann man sich denken - Überraschungen sind in diesem Genre standesgemäß fehl am Platze ( es sei denn der Regisseur heißt David Lynch ;-)
„DER FEUERVOGEL" bedient sich sämtlicher Märchen-Klischees und ist vorhersehbar wie ein hundertjähriger Kalender!
Eine gesunde Mischung aus amateurhafter Schnitt-Technik und unprofessioneller Umfeld beeinträchtigen zwar den Erzählfluss, gehören jedoch zum Charme der tschechischen Märchen-Verfilmungen wie das Silikon zu Dolly Buster.
Hier wird eindeutig an die kindliche Naivität beim Zuschauer appelliert. Ähnlich einem Bud Spencer & Terence Hill Prügel-Festival sind auch hier starke Charakter-Zeichnungen und eine Nachvollziehbarkeit der Handlungsstränge fehl am Platze.
Der Feuervogel, Titel-gebender „Star" der Geschichte, spielt dabei lediglich eine untergeordnete Nebenrolle - auf der anderen Seite erinnert das Federvieh, das sich während der anderthalb Stunden keinen Zentimeter vom Fleck bewegt, nur allzu gerne an den Papagei aus MONTY PYTHON'S WUNDERBARER WELT DER SCHWERKRAFT („Nein, er ist nicht tot. Er schläft nur!").
Überhaupt muss man sagen, dass sich das Produktionsteam bei den Spezialeffekten nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat - gerade die zahlreichen Flugeinlagen auf „Goldmähne" bringen mich mehr als einmal zum schmunzeln!
Aber wat soll's ... das Ergebnis ist ein Fantasy-Abenteuer der guten alten tschechischen Schule in der Tradition bereits genannter Klassiker ... und deren Charme ist einfach unnachahmlich! Mit einem besonderen Stil auf liebevolle Art und Weise inszeniert, so dass man sich trotz inhaltlicher Schwächen (von objektiver Warte aus betrachtet) einer gewissen Faszination nicht entziehen kann!
Dass aus Tschechien gute "Märchen-Erzähler" kommen, wissen wir. Auch Vaclav Vorlicek hat sein Handwerk noch nicht verlernt und beschert der familiären Fernsehzunft 90 magische Minuten - Respekt!
(7 / 10)