Review

Maßgeblich von Darsteller Tiger Hu Chen erdachtes und seit 2016 bereits unter dem Titel “Makeshift Squad“ vor- und vorangebrachtes Projekt, dass damals schon die beiden (für die internationale Aufmerksamkeit wesentlich interessanteren) Partner Tony Jaa und Iko Uwais besaß, allerdings nicht viel mehr außer der Idee selber und Vermutungen in Sachen Regisseur. (Chen macht dem gemeinen Publikum völlig unbekannte Webmovies, kommt aber hier neben der Adkins-Show noch am besten weg; Jaa ist gerade in der Volksrepublik China in jüngster Zeit mehrfach vor Millionen im Kino gelaufen und wird dort regelmäßig und regelrecht als Gimmick eingesetzt.) Zwischenzeitlich wurde als inszenatorische Kraft hinter der Kamera der dafür gänzlich ungeeignete Gary Mak, der mittlerweile mit wesentlich größeren Gebilden tätige Chad Stahelski und dies auch noch in Co-Regie mit einem ominösen Wang Xiaolie und schließlich und endlich doch der endgültige Jesse V. Johnson und damit Phoenix aus der Asche schlechthin proklamiert und wie erwartbar die Enttäuschung auf hohen Niveau produziert:

Thailand. Eine skrupellose Söldnereinheit unter Führung von Collins [ Scott Adkins ] und der Mitwirkung von u.a. Devereaux [ Michael Jai White ], Mook [ Jeeya Yanin ], Joey [ Michael Bisping ], Steiner [ Ron Smoorenburg ] und Dom [ Dominique Vandenberg ] bekommt von der Syndikatschefin Su Feng [ Monika Mok ] den Auftrag, die schwerreiche Tian Xiao Xian [ Celina Jade ] umzubringen, die mit ihrem Geld aktiv gegen die Kriminalität vorgehen will und humanitäre Hilfe in allen sozialen Bereichen und Schichten anstrebt. Tian wird trotz ihrer Bodyguards wie Madame Liang [ Jennifer Yang ] auch prompt unter Beschuss genommen, kann aber in eine Polizeistation flüchten und bekommt dort unerwarteterweise Hilfe durch den Landsmann Long Fei [ Tiger Chen ], dessen besten Freund Payu [ Tony Jaa ] und den neu dazu gestoßenen Jaka [ Iko Uwais ], die allesamt schon mal für die Söldner tätig waren, auch auf ihre Weise Rechnungen mit Collins und seinen Mannen offen haben, und auch durch nichts davon abzubringen sind.

This is turning into a real shit show.“
“This is an expensive fuckin' exercise.“
“Who are these fuckin' bush babies you hired anyway?“
“Just local trackers from one of the villages.“
“From like a village of fuckin' ninja warrior land? Jesus Christ!“


Johnson, welcher sich zuletzt mit allerlei Arbeiten mit dem auch hier anwesenden (und auch zusätzlich tätigen und auf einen Teil seiner Gage verzichtenden) Scott Adkins hervorgetan hat und dies auch noch in naher Zukunft weiter tun wird, ist für die bereits April/Mai 2017 gedrehte und in der Nachbearbeitung verlangsamte Produktion auch insofern der Segen gewesen, als dass ihm ein schnelles und dennoch sicheres Werkeln im Rahmen der verfügbaren Mittel von Budget und Zeit getreu der Herkunft nun im Blut liegt, und das Vorhandensein eines mittlerweile festen fähigen Drehteams inklusive dem Director of Photography Jonathan Hall, dem Editor Matthew Lorentz und v.a. auch dem Action Choreograph Tim Man (sowie gerade in den Sprüchen spürbar dem Script Consultant Stu Small) gegeben ist. Auf welches man sich verlassen kann und was für eine Independentproduktion im derzeit schief angeschauten, oftmals vernachlässigt darbenden und auch um Nachwuchs kämpfenden B-Actiongenre schon das Nonplusultra, allerdings damit auch im Rahmen der (eingeschränkten) Möglichkeiten ist. (Viele hätten wahrscheinlich lieber die inspirierter tätigen Florentine oder Kaufman als erste Wahl gehabt oder noch besser: Hyams Junior.)

Johnson, der allgemein in seiner Laufbahn und speziell auch zuletzt völlig unterschiedliche Formen erzählt und gefunden hat (einen kolonialen Period Piece Kleinkriegsfilm mit Tournament-Versatzstücken; eine gutaussehende, aber völlig leere Buddy-Komödie im Gaunermilieu; und eine knallbunte und schwarzhumoristische Comicadaption, während demnächst ein rauer Schlägertrupp zwischen Pub und Gefängnis ansteht) passt sich als entsprechend beauftragter und vollständig auf Nummer Sicher gehender Handwerker auch hier dem Set und dem Setting an, was viel Farbe in den Bildern und Exotik durch die Location Thailand verspricht. Eine Gefangenenbefreiung durch skrupellose Mercenaries im Tarnfleck inmitten des Urwaldes eröffnet den Reigen zerbombter Holzhütten, blutspritzender Shootouts und explosiver Feuerarien, Leichenberge werden durch die Gegend geschleudert und zappelnd im Patronen- und Detonationshagel massakriert.

Herzstück des Filmes, der auch dort erst richtig funktioniert, ist mittig das Gemetzel im Polizeirevier, dem auch noch ein bleihaltiges Attentat mit Sturmgewehren vor den Treppenstufen eines Hotels gegen Rent-a-cops vorangeht; wobei auch die richtigen Polizisten als Kugelfang von der schwerbewaffneten Bande eher überrannt werden und der Angriff auf die Dienststelle eine recht einseitige Angelegenheit mit hoher Opferzahl in Uniform ist. Immerhin ist jetzt auch der Plot (oder eher die Plotte) soweit vorangekommen, dass man das multilinguale, mit einigen forschen Oneliner unterstützte Radebrech um den Inhalt nun getrost ignorieren kann und sich dem anhaltenden, standardisierten und fast überhand nehmenden Bleigewitter samt einigen Martial Arts Einlagen als Kirsche auf der Torte widmen kann. Die Geschichte um die Charity, Philanthropie und Philosophie einer schwerreichen Businesstochter interessiert nämlich so gar nicht, und wird vermutlich auch deswegen so anämisch von den anwesenden Beteiligten gespielt und auch bloß als Füllmaterial und dramaturgisch sowieso unsicher (die Rückblenden! das viele Double-Crossing! und der Haufen Hintermänner am Telefon!) formuliert.

Sowieso hat der Film ein wenig das Problem, dass er a) in Sachen Aktion mehr Masse als Klasse besitzt und b) diese zwar angenehm übersichtlich und auch ordentlich mit Radau und Verhau hält, aber so überhaupt nicht akzentuiert – keine Zeitlupen, keine Freeze frames, kaum Tempowechsel oder mal die Wiederholung aus anderem Blickwinkel; Nichts – und c) quasi zu groß nur für daheim ist und dennoch nicht so richtig ins Kino, es sei denn in den 'Filmpalast' am Bahnhof gehört. (In den Vereinigten Staaten lief er durch den Distributor Well Go USA in einer eintägigen Sondervorstellung wohl in 150 Kinos, in den UK startet er auch auf den Leinwänden, sicherlich auch Limited bzw. auf genreorientierten Festivals.) Richtig mitreißend oder begeisternd ist etwas anders, und das Ganze wirkt ein wenig tumb und das Problem ist auch: der Film dreht bis auf vielleicht im viertelstündigen Showdown und trotz des generell hohen Unterhaltungswert nicht richtig frei, er geht nicht komplett in die Vollen und läuft nicht richtig rund; Set Pieces und die Zweikämpfe werden pflichtbewusst abgehakt, aber auch pflichtschuldig, und ohne sich dem Exzess oder vielleicht auch mal dem Experiment zu ergeben und angesichts der Talente zu selten in das Exzellente zu erheben.

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