Eigentlich hatte sich Regisseur Steven Soderbergh bereits aus dem Filmgeschäft zurückgezogen, doch eine Leidenschaft lässt sich eben nicht so einfach begraben und nach der Komödie „Logan Lucky“ begibt er sich mit vorliegendem Psycho-Thriller erstmals auch in Horror-Gefilde.
Sawyer (Claire Foy) arbeitet als erfolgreiche Finanz-Analytikerin, doch die Folgen durch einen hartnäckigen Stalker lassen sie bei einer Therapeutin aufkreuzen. Mit vagem Verdacht auf Suizidgedanken wird sie in der Nervenheilanstalt Highland Creek gegen ihren Willen festgehalten. Und dann wähnt Sawyer in einem der Pfleger ihren Stalker David (Joshua Leonard)…
Gedreht wurde der Streifen in nur zehn Tagen von Soderbergh persönlich und ausschließlich mit einem iPhone. Das ließe sich einerseits als Überheblichkeit abstempeln, um die Versiertheit eines generell tauglichen Filmemachers zu untermauern, der eben nur wenige Mittel benötigt. Andererseits passt der zeitweilig etwas schwammige Look recht gut zum Interieur der Anstalt, wobei die Ausleuchtung nicht immer optimal ist und die Verwendung eines Farbfilters per Smartphone eher an ein billiges Bildbearbeitungsprogramm erinnert.
Speziell in der ersten Hälfte spielt Soderbergh gekonnt mit der nicht unberechtigten Paranoia gegenüber dem amerikanischen Gesundheitssystem. Ohne richterlichen Beschluss kann man Patienten zwar nur drei anstatt sieben Tage wegsperren, doch die Kritik an der Verschwörungstheorie mit zahlenden Krankenkassen, die das unbegründete Wegsperren unterstützen, lässt definitiv aufhorchen.
Zudem steht anfangs die Frage im Raum, ob Sawyer tatsächlich einen Knacks nach zwei Jahren Verfolgung davongetragen hat oder ob sie der Willkür des Systems zum Opfer fällt.
Leider wird dieses Mysterium deutlich zu früh aufgedeckt und die Sozialkritik weicht Mustern des gängigen Thrillers, einschließlich einiger arg konstruierter Vorkommnisse und unlogischer Verhaltensweisen. Erst am Ende kehrt die Erzählung zur Ausgangsposition zurück und lässt einige ambivalente Betrachtungsweisen zu.
Claire Foy ist bei alledem mehr als die halbe Miete. Sie meistert das Geschehen, welches zuweilen unweigerlich an „Einer flog übers Kuckucksnest“ erinnert, problemlos und mit eindringlichen Nuancen, während Matt Damon („Löschen sie Facebook. Noch heute.“) mit einem Kurzauftritt ein paar Schmunzler generiert, wogegen Joshua Leonard die Arschkarte eines klischeebeladenen Stereotypen gezogen hat, daraus aber noch einiges herausholt.
Steven Soderbergh demonstriert, wie weit die Technik eines Mobiltelefons fortgeschritten ist, jedoch auch, dass diese noch lange nicht das professionelle Equipment eines Filmsets ersetzen kann. Die zunächst spannende Prämisse weicht im Verlauf zusehends auf und obgleich im letzten Drittel eine deutliche Spannungssteigerung auszumachen ist, unterscheidet sich „Unsane“ letztlich nur geringfügig von routinierter, vorhersehbar ablaufender Stangenware.
Knapp
6 von 10