Review

Auf ihrem Gebiet ist sie weit und breit die Beste - die stets allein arbeitende Bostoner Auftragskillerin Mary (Taraji P. Henson). Doch eines Tages bekommt ihr von ihr selbst nie hinterfragtes Weltbild deutliche Risse: als sie gerade einen nichtsahnenden Klienten erledigt hatte, bringt sie es nicht übers Herz, dessen minderjährigen Sohn Danny (Jahi Di'Allo Winston), der im Nebenzimmer unter einem Kopfhörer am PC spielt, ebenfalls zu beseitigen. Der Auftrag gilt zwar als erledigt, von dem zurückbleibenden Kind berichtet Mary ihrem Auftraggeber, dem Clanchef Benny (Danny Glover), jedoch nichts.
Fortan beobachtet sie aus sicherer Entfernung, wie sich der etwa 13-jährige Waisenknabe durchs Leben schlägt - zuletzt scheint er auf der Straße zu schlafen und Botendienste für einen zwielichtigen Kleinkriminellen zu erledigen. Als Danny einmal zusammenbricht, tritt Mary aus ihrer Deckung und nimmt den Kleinen mit nach Hause. Der junge Bursche ist damit jedoch nicht unbedingt einverstanden und möchte weiterhin seinen Pflichten als Laufbursche nachkommen, weswegen Mary ihn von "Uncle" (Xander Berkeley) freikaufen will. Als sie dafür nur Hohn und Spott erntet, kommt es zu einer Schießerei, bei der die flinke Killerin ihrem Ruf alle Ehre macht und alle Anwesenden erledigt.
Damit setzt sie jedoch eine verhängnisvolle Kettenreaktion in Gang, denn Uncles Familie wiederum unter dem Vorsitz von Luka (Rade Serbedzija) interveniert bei ihrem Boss Benny, der von Marys eigenmächtigem Handeln nichts weiß und dieses auch nie genehmigt hätte. Clanchef Benny und sein Sohn Tom (Billy Brown), beide absolut nicht an einem Bandenkrieg interessiert, einigen sich daher auf ein Bauernopfer und lassen die weiterhin zu alledem schweigende Mary das wenig geschätzte Bandenmitglied Walter (Neal McDonough) erledigen. Doch dies besänftigt die russische Gegenseite keineswegs, die ein Hitkommando in mehreren Wagen vorbeischickt, was 5 von Bennys Männern das Leben kostet. Die Kacke ist also schwer am Dampfen, und noch immer schweigt Mary zum wahren Grund der Fehde. Dann jedoch kommt Bennys rechte Hand, nämlich sein Sohn Tom, der früher einmal mit Mary liiert war, der toughen Killerin auf die Schliche...

Die 2018 unter der Regie von Babak Najafi entstandene Produktion Proud Mary ist ein typischer, auf dem (filmischen) Reißbrett entworfener Actioner, der sich bereits tausendfach gesehener Gangsterfilm-Themen bedient und dem Zeitgeist entsprechend in der Hauptrolle eine eisenharte Frau aufs Podest hebt, die es der Männerwelt mal so richtig zeigt. Dabei ist es jedoch weniger diese klischeehafte Heldenrolle als vielmehr die sich sehr schnell abzeichnende völlige Vorhersehbarkeit der Handlung, die jegliche Spannung im Keim erstickt.

Dass der Streifen um die plötzlich Muttergefühle entwickelnde toughe Auftragskillerin nicht vollends in eine peinliche Seifenoper mündet, liegt vor allem am unerwartet rotzigen, seinem jugendlichen Alter jedoch absolut nicht entsprechenden Verhalten von Danny. Dem legt die Regie nämlich einige Sätze in den Mund, die sich manch Erwachsener nicht zu äußern trauen würde, ganz abgesehen davon, daß der Bursche auch mal einen geladenen Revolver auf einen Clanchef richtet. Immerhin bleibt auf diese Weise das Interesse des Publikums noch eine zeitlang bestehen, gleichwohl sich der Handlungsverlauf wie erwähnt bereits frühzeitig abzeichnet.

In Proud Mary, dessen Intro wie ein Retro-Streifen mit 70er-Jahre-Mucke und entsprechender Schrift beginnt (der dieses Stilelement aber schnell wieder fallen läßt) und dessen Protagonisten fast sämtlichst aus afro-amerikanischen Darstellern bestehen (Weiße treten nur in Nebenrollen als schmierige Handlanger, Bauernopfer oder gegnerische Russen auf, denen kaum ein langes Leben oder nennenswerte Screentime beschieden ist) überzeugt immerhin durch handwerklich grundsolide produzierte Actionszenen, in denen auch die Details - wie Einschußlöcher in Wänden oder Autos bzw. durch Headshots verursachte Blutspritzer - stimmen. Der Umstand, dass die Heldin selbst kaum einen Kratzer abbekommt, und ihre vernachlässigbare Wunde, als es sie dann doch einmal erwischt, erstaunlich schnell verheilt, kennt man bereits zur Genüge aus thematisch ähnlich gelagerten Streifen.
Schlicht übertrieben hat es die Regie jedoch im fulminanten Showdown, als die Heldin sich in ihrem Maserati zu den Klängen von Tina Turners gleichnamigem Song durch den Kugelhagel sämtlicher bereits auf sie wartender Gangster durchtankt und selbstredend alle erledigt, ohne selbst Schaden zu nehmen - eine James-Bond-artige Szene, die glatt als Werbespot für die italienische Nobelmarke durchgehen könnte.

Fazit: Proud Mary ist ein flotter, glattpolierter Actioner, den man sich ohne große Erwartungen reinziehen kann, der jedoch mangels irgendwelcher frischer Ideen ebenso schnell wieder vergessen ist. 4,51 Punkte.

Details
Ähnliche Filme